Brechtige Sache!

Die Festival-Manager Sahar Rahimi und Mark Schröppel.
(Foto: Arno Loeb)

 

Leute, aufgepasst: Das Brecht-Festival 2026 in Augsburg schmeißt die staubigen Bücher weg und zieht in die Innenstadt ins Karo 10! Genau das Gegenteil wie beim vorherigen Festivalmacher, der mit Bert Brecht die Augsburger Vorstädte beglücken wollte.

Das Augsburger Brecht-Festival findet vom 27. Februar bis 8. März 2026 statt. Zum ersten Mal verantworten Sahar Rahimi und Mark Schröppel die künstlerische Leitung des Festivals zu Ehren des in Augsburg geborenen Dichters und Theatermannes.

Das neue Leitungs-Duo verfolgt das Konzept der „erweiterten Inklusion“. Sie wollen nicht nur Barrierefreiheit schaffen, sondern kulturelle Grenzen überwinden, also Hochkultur mit Subkultur und Menschen mit und ohne Behinderung künstlerisch vereinen. Motto: Alle!

Sahar Ramini & Mark Schröppel verkünden in ihrem Programm-Heft: "Die Solidarität der Menschen und Völker ist ein zentrales Motive in Brechts Werk, und so verstehen wir das Festival angesichts der multiplen globalen Krisen als einen Ort des Zusammenkommens und des Sich-Verbindens. Wenn ALLE zusammenkommen, wenn ALLE zusammenhalten - was passiert dann?" 

Wir sind weitaus banaler und fragen uns: "Was wird beim Augsburger Brecht-Festival 2026 passieren?"

• Zentraler Ort: Der neue Dreh- und Angelpunkt ist das Festivalzentrum KARO 10 in der Karolinenstraße, das als inklusiver Ort der Begegnung dient.

• Programm-Highlights: Es gibt Theaterstücke in Gebärdensprache (z. B. „Blödes Bild!“), eine „Brechtnacht“ mit Deaf-Performances für ein nicht-hörendes Publikum und Projekte, die Jugendliche aktiv einbinden (z. B. das „Demokratiekonzert“).

Karla Andrä unterhält sich mit dem Autor Gerald Fiedler.

Girisha Fernando: Verantwortlich fürs Musik-Programm.


Musik-Kurator Girisha Fernando hat ein Musik-Programm zusammengestellt, das ordentlich auf die Kacke haut. Wir reden hier über Zeitkritisches aus dem Sektor Postpunk, HipHop, Jazz, Spoken Word und Soul.

​Als Headliner mit am Start: Die Berliner Jungs von Die Höchste Eisenbahn. Die liefern poetischen Indie-Pop mit messerscharfer Gesellschaftsanalyse – und ganz zartem Humor. Also, genau das, was Bert Brecht heute wahrscheinlich selbst auf Spotify hören würde.

Regisseurin der Dreigroschen-Oper: Sapir Heller.

Michael Friedrichs vom Brecht-Kreis.

Die Musik-Expertin Ute Legner hört zu.

Susanne Reng vom Jungen Theater: 

Bluespots Productions ist dabei mit "Zeig dich wie du bist."


Kulturreferent Enninger findet das Ganze natürlich mega: Das Festival zeige, wie lebendig, politisch und humorvoll Kunst in Augsburg sein kann. Brechts Zeug schlage heute Brücken "zwischen Menschen, Kunstformen, Generationen und Lebensrealitäten". Aha.

Mit Aktionen und Programmen sind viele mehr oder weniger bekannte Augsburger Kulturschaffende dabei: Eva Gold, das Junge Theater,  und Karla Andrä, die Young Rappers of Augsburg und die Let's Go Grundgesetz-Band vom Gymnasium bei St. Stephan, das Manische Magazin, Ute Legner, Karla Andrä, Markus Christ, Moritz Illner, Diana Greif und Alice Elsner von der Antidiskriminierungsstelle Augsburg und EUTB Augsburg und Gersthofen, die Bezirksheimatpflege Schwaben mit Text will Töne und den Allgäu-Rappern Kleister, Junges Theater mit Jugendclub U17, Holbein-Gymnasium mit Theaterklasse 5c, Bert Brecht Kreis Augsburg, Staatliches Textil- und Industriemuseum tim, Kus Kus Augsburg, Medienstelle Augsburg, Mehr Musik, Tanzallee Augsburg und CAB Atelier Schwabmünchen. 

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und ihr Kulturreferent Jürgen Enninger erklären in ihrem gemeinsamen Vorwort im fetten Programm-Heft: "Wir freuen uns auf ein Festival, das nicht nur Brecht neu denkt, sondern auch unsere Stadtgesellschaft bereichert." 

Und das Staatstheater unter Intendant André Bücker lässt sich dieses Mal zum Brecht Festival 2026 nicht lumpen und bringt die berühmte und populärDreigroschenoper auf die Bühne. Die Regie hat dabei Sapir Heller aus Israel. Na, da ist politisch alles korrekt angepackt worden. Bücker erklärt bei seinem Vorwort im Programmheft zum Brecht-Festival 2026: "Die Perspektive, unterschiedliche Menschen und gesellschaftliche Gruppen zusammenzubringen, verbindet das Brechtfestival mit dem Staatstheater in seinem Bestreben, ein Ort von Kunst und Diskurs für alle Menschen der Stadtbevölkerung zu sein." 

​Kurzum: Wenn ihr wissen wollt, wie Brecht klingen würde, wenn er heute auf TikTok wäre, solltet ihr da hin.

​Tickets und mehr Infos gibt's auf brechtfestival.de und beim Staatstheater Augsburg.


UNSER KOMMENTAR

Es ist ja wirklich schön zu sehen, wie Brechts zeitkritisches Werk heute noch Brücken zwischen den Generationen schlägt. Jetzt muss man nur noch herausfinden, was der postmoderne Hip-Hopper mit dem Brecht-Text "Weg von der Bühne, rein in den Postpunk!" eigentlich meint. Hauptsache, wir haben jetzt endlich einen coolen Grund, in der Karo 10 abhängen zu dürfen. Der Kaffee von Cabresso und die hoffentlich legalen Drinks von Lisa McQueen sollen dort phänomenal sein. 


"Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Aber auch unglücklich das Land, das keine Bühne hat, um seine Helden zu zeigen."
(Bert Brecht: Das Leben des Galilei

Kulturreferent Jürgen Enninger an seinem Geburtstag im brechtigen Festival-Licht.
(Foto: Arno Loeb)

Das Team von Cabresso betreibt das Café im Karo 10 während des
Brecht-Festivals 2026.

In diesem Augsburger Gebäude, der ehemalige Modeladen von Rübsamen in der Karolinenstraße, ist die Zentrale des Brecht-Festivals 2026 zu finden.


Bericht: Arno Loeb

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