Curt-Frenzel-Stadion wird zur Ochsenbraterei: Münchens rote Bullen werden filetiert


Filetieren, das: Ein Vorbereitungsverfahren bei der Lebensmittelherstellung zur Entfernung unerwünschter anhaftender Teile, das gern bei Paarhufern (z.B. Rindern) angewandt wird.

Unerwünscht sind bei den AEV-Fans die tierische Unterordnung der Paarkufer: Spieler und Fans des EHC RB München, der sich selbst kurz Redbulls nennt. Nach einer langen Niederlagenserie gegen den amtierenden Meister wurde diesmal das Curt-Frenzel-Stadion im Mitteldrittel zur Ochsenbraterei, in der die roten Bullen von den Panthern filetiert und eingedost nach Hause geschickt wurden. 7:2 (1:1, 5:0, 1.1) lautete das Endergebnis, zu dem TJ Trevelyan und Anrei Hakulinen je einen Hattrick beisteuerten.


Erstes Drittel: Es wird angerichtet

Beide Teams gingen mit Ausfällen ins Spiel vor ausverkauftem Haus: Beim AEV fehlten neben den Langzeitverletzten Justin Volek und Dave Warsofsky auch der verletzte Torhüter Dennis Endras sowie der erkrankte Verteidiger Tim Schüle, außerdem verzichtete Trainer Christof Kreutzer auf Leon van der Linde. München hat die Doppelbelastung – Spiele in der DEL und der Champions Hockey League – nach dem Ausscheiden in Genf seit Mittwoch hinter sich und verzichtete ebenfalls auf einige Stammspieler – u.a. Goalie Niederberger, der in Genf gepatzt hatte, und Verteidiger Blum – verzichten. Im Tor des Meisters stand Daniel Allavena, sein Back-up war Christopher Kolarz, der wie Augsburgs Niklas Grassinger noch nie in der DEL eingesetzt wurde.


Chris Collins traf nur den Pfosten …


Vor dem ersten Powerbreak stand Markus Keller im Mittelpunkt und entschärfte Schuss um Schuss der Oberbayern, während Chris Collins bei der einzigen AEV-Chance an der Latte scheiterte. Umso überraschender kam es direkt nach dem Powerbreak zum 1:0 für den AEV: Collins gewann das Anspiel, Southorn bediente mit einem präzisen Pass Anrei Hakulinen, der mit einem Move an der Bande zwei Münchner hinter sich ließ und direkt Richtung Tor sprintete. Der schnelle Konter endete mit einem Schuss durch Allavenas Beine und dem ersten lauten Jubel der Fans: 1:0 nach 12 Minuten.


… aber Anrei Hakulinen ließ die AEV-Fans jubeln.


München reagierte (noch) nicht geschockt, sondern setzte sich weiter oft im Augsburger Drittel fest und prüfte Markus Kellers Reaktionen. Der AEV überstand die erste Strafzeit des Spiels – TJ Trevelyan hatte Ehliz beim Torschuss mit dem Schläger bearbeitet – aber direkt nach Ablauf der Strafe sorgte Trevor Parkes für den Ausgleich.

Mitteldrittel:
Das Schlachtfest


Nach dem effektiv geführten ersten Drittel – kaum Torschüsse des AEV, trotzdem stand es nach zwanzig Minuten 1:1 gegen die bis dahin optisch überlegenen Oberbayern – begann die Schlacht am kalten Buffet im Mitteldrittel: Fünfmal wurde das Filetiermesser angesetzt und die rote Kuh geschlachtet. Den ersten Stich setzte Alexander Oblinger, dann filetierten und tranchierten Augsburgs Chefköche TJ Trevelyan und Anrei Hakulinen Münchens Hintermannschaft: Trevelyan nutzte das Momentum nach Oblingers Führungstreffer und schoss nur 27 Sekunden später aus dem Slot oben ins kurze Eck.

Alexander Oblinger schoss den Führungstreffer zum 2:1; hier im Zweikampf mit Patrick Hager.


München reagiert offensiv – und läuft in den nächsten Konter: Collins auf Hakulinen, der verzögert kurz und trifft zum 4:1 (38. Minute).

München reagiert mit Frustfouls – und kassiert die Strafe in der letzten Minute vor der Pause. Vollstrecker: T.J. Trevelyan, der zweimal ein identisches Tor macht: Erst ein Karjalainen-Pass von rechts vors Tor, Tipp-in von Trevelyan. Dann ein Hakulinen-Pass von rechts vors Tor, Tipp-in Trevelyan. Innerhalb eines Drittels wird der 39-Jährige zum ältesten Hattrick-Schützen in dreißig Jahren DEL.

Zwei Spieler, sechs Tore: Anrei Hakulinen und T.J. Trevelyan konnten sich über Hattricks freuen.


Schlussabschnitt:
Nachtisch und ein ruppiger Hornochse


Als Nachtisch servierte auch Anrei Hakulinen die Vollendung seines Hattricks. Wieder wurden die Oberbayern ausgekontert, Maximilian Renner hatte Karjalainen und Hakulinen auf die Reise geschickt, Karjalainen seinen besser postierten Landsmann angespielt, und Hakulinen überwand Allavena zum dritten Mal.

Danach wurde es ruppig: Der rote Bulle MacWilliam gab den Hornochsen, der nach einem Check gegen Mick Köhlers Kopf zum Duschen geschickt wurde; im Nachgang wurde er für ein weiteres Spiel gesperrt. Der AEV hatte fünf Minuten lang einen Mann mehr auf dem Eis und damit Zeit um den Spielstand zu verwalten – entsprechend wartete das ausverkaufte Haus vergeblich auf den 8. Treffer.

Danach übten die Schwaben selbst das zuletzt oft anfällige Unterzahlspiel – bis auf den zweiten Ehrentreffer durch DeSousa sprang für München nichts heraus. Die sonst so robusten und abgeklärten roten Bullen trafen weiter falsche Entscheidungen und fanden kein Mittel um wenigstens den Schlussabschnitt zu gewinnen. Ab der Hälfte des Spiels traten sie auf wie rötlich marinierte Billig-Koteletts in Dosen, mit denen Augsburgs Raubkatzen genüsslich spielten.


Was steht jetzt auf der Speisekarte?

Dabei sparten sie Kräfte, die sie bei Schwenningens stolzen Schwänen brauchen werden: Der SERC ist am Sonntagabend ab 19:00 Uhr der nächste Gegner Augsburgs – und gerade zuhause eine Macht.

Am Freitag gibt es ein Wiedersehen mit den ehemaligen Augsburgern Charly Fliegauf (GM), Mike Stewart (Headcoach) und den Stürmern Spencer Machachek und Matt White, und am kommenden Sonntag gastiert Drew LeBlanc erstmals mit seinem neuen Arbeitgeber, den Iserlohn Roosters, in seinem alten Wohnzimmer, dem Curt-Frenzel-Stadion. Spielbeginn gegen die Sauerländer ist um 16:30 Uhr.

Fürs Auswärtsspiel am 10. Dezember sind die Busse nach Ingolstadt bereits ausgebucht – aber im Zug ist noch Platz:


Bericht und Fotos: George Stadler


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Fotos, Fotos, Fotos
















































































Alle Fotos geschossen von George Stadler

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