Was treiben unsere Augsburger Journalisten?

Wir blättern mal kritisch, mal löblich, durch die Augsburger Monatsmagazine mit ihren Ausgaben für Juni 2019


Die neue Szene
Auch die Juni-2019-Ausgabe der "Neuen Szene" ist für ein durch Anzeigen finanziertes Monatsmagazin ziemlich frisch-frech-fröhlich. Sie werden ums Verrecken nicht älter. Der Redaktionsteil wird von den Anzeigen nicht überdeckt. 

Das Titelblatt ist mit seiner Werbeseite ein guter Umsatzbringer. Da wünschen wir uns mehr Einfallsreichtum. Aber wir haben dafür auch Verständnis, irgendwo muss das Geld für die Redaktion und die Druckerei und den Vertrieb bei einem Gratis-Haft ja herkommen.
Natürlich ist in der "neuen Szene" drin: Augsburgs beste Programm-Vorschau weit und breit.

Und weitaus lieber, weil wesentlich gekonnter, als das verkalkte Altmänner-Wartezimmer-Gejammere von Gaudibursche Silvano Tuiach, in der AZ, ist die Glosse "Wie war  dein Tag, Schatz?" Es geht um die angefahrene Campus-Cat. 

Größer vorgestellt werden:
- Lina Mann (Fotografin und Journalisten) mit ihrem Buch-Tipp
- Philipp Kaneider (Optik König) / Naja - Lieblingsdingsbums ...
- Alya Cya (Musikerin) mit Bericht über einsames Leben
- Mercan Fröhlich-Mutluay (Fotografin) Entwicklung machen
- FCA-Kicker Georg Teigl: "Ich gebe im Training immer Vollgas!"
- Leonardi Conti von AEV-Panthern wird gesprochen.
- Stefan "Bob" Meitinger und Alex Epp werben mit einem großen Gespräch für ihr Oberhausen-Festival "Sommer am Kiez".



An die CSU-Oberbürgermeister-Kandidatin, Eva Weber, werden von Marcus Ertle ziemlich kritische Fragen gestellt. Sie windet sich mit dem üblichen Polit-Gelabere aus allen Augsburg-Untiefen ganz gut heraus. Auf jeden Fall sind hier die Fragen interessanter als die Antworten.

Bester Satz: "Sie schauen zu viel House Of Cards."


Frau Weber im typischen Polit-Ton: Uralter Flow!


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Augsburg Journal (AJ)


Wir verfolgen dieses Schilffarth-Magazin schon seit vielen Jahren mal mehr, mal weniger. Politisch gesehen liegt es voll in der CSU-Richtung. Unschwer zu erkennen an den eingefahrenen Kommentaren des Herausgebers Walter Kurt Schilffarth und seines Chefredakteurs Wolfgang Bublies, früher Lokal-Reporter bei der Augsburger Allgemeine, AZ. Auch Schilffarth begann mal bei der Mama AZ.

Na, gut, wenn sich schon mal die grüne Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth herablässt und dem AJ ein Interview gibt, dann wird da nicht rumgemeckert, sondern schön brav dagehockt und gelauscht. Man hört förmlich die Aaaaaahs und Ooooooooohs der anbetenden Redaktion. Kann gegen das Weber-Interview in der Neuen Szene kein bisschen anstinken.

Bemerkenswerter Satz von Claudia Roth: "Das Ertrinken im Mittelmeer geht weiter."

Ansonsten ist das Augsburg-Journal - wie immer - ein Werbe-Magazin durch und durch, das sogar noch was kostet. Motto: Mach eine Anzeige und dein Kopf ist bei uns drin! Eigentlich müsste man dafür bezahlt werden, dass man sich als Anzeigen-Opfer durchblättert.

Und welche wichtige Augsburger Frau ist am meisten im Augsburg-Journal abgebildet? die Anja Marks-Schilffarth. Wir haben's nachgezählt: in dieser Ausgabe leider nur vier mal. Sonst viel öfters. Wir sehen sie doch immer wieder gern. Und warum ist sie so oft drin im AJ? Sie ist nicht nur hübsch und intelligent und eine alleinerziehende Mutter, sondern auch die Verlags- und Anzeigenleitung des Augsburg-Journals.

Wer würde mit dieser  Frau in Blau nicht gerne 
einen zehnjährigen Anzeigenvertrag abschließen?


Da kann selbst die Verlegerin Alexandra Holland in der AZ kaum mithalten.

Völlig altbacken und verklemmt sind die Berichte über das Homo-Outing des Augsburger REWE-Promis Gesell und Mehr als peinlich ist das Foto mit einem einzigen armseligen Kondoms am Ufer des umstrittenen Kaisersees gegenüber vom Autobahnsee. Wobei angenommen werden könnte, dass der AJ-Fotograf in seiner Verzweiflung über fehlende drunter-und-drüber-vögelnde Sodom-und-Gomorra-Darsteller im nahen Mühlhauser Krämer-Laden schnell noch 1 Kondom kaufte und es als "allgegenwärtig" aufs Geäst platzierte. Auch der abgezehrte FKK-Fan und Illusionist Rico "Magic" Strauß, der auch gern für den homosexuellen Märchenkönig als "Königstreuer" mit Tracht und Gamsbart wirbt, kann mit seinem fehlenden Unterleib da nix mehr retten. Diese angeblichen AJ-Skandal-Storys, könnten aus der Kirchenzeitung sein. Ist das noch Staub, oder ist es schon die Asche der vermoderten AJ-Redakteure?

Einer der wenigen redaktionellen Lichtblicke im Augsburg-Journal sind die gut informierten und formulierten Kultur-Berichte mit der emsigen Redakteurin Sybille Schiller.


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liesLotte


Dieses kostenlose Familien-Magazin mit vielen Tipps für Familien mit Kindern in und um Augsburg, bis hin zu Schwaben und Allgäu, wird von Ausgabe zu Ausgabe dicker. In der aktuellen Ausgabe Nr. 58, für Juni/Juli 2019, mit 90 Seiten, wimmelt es von Ideen und Anregungen für Beschäftigungen und Ausflüge. Vom Museum Oberschönenfeld bis zum Floßbau am Ammersee, übersichtlich gestaltet.

Übersichtlich sind Themen-Seiten wie "Beerenliebe" mit 12 Adresssen auf einem Augsburg-Plan mit Hinweise auf Obstbauern, Gärtnereien, wo es Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren und Kirschen zu pflücken und zu kaufen gibt. Natürlich mit Kochrezepten.

Größere Geschichten:
  - Pferdesportverein Augsburg
- Meisterliches Eis mit Café Ertl in Steppach
- "Ich schaffs"-Programm
- Start ins Leben für werdende & junge Eltern
- Das Herzle - der nachhaltige Treffpunkt in Horgau

Dazu finden sich am Schluss des Heftes noch über 20 Seiten mit nützlichen Terminen und Adressen.

Das Cover ist leider mit einer swa-Werbung leider etwas langweilig. Da hätten wir uns bei "10 Jahre liesLotte" schon was Fetzigeres erwartet.

Ansonsten ist die meiste Werbung im Heft-Inneren durchaus informativ.


Bemerkenswert ist die Kampagne "Ausgezeichnet Familienfreundlich": Lokale und Geschäfte erhalten die Urkunde und den Marienkäfer-Aufkleber "Ausgezeichnet Familienfreundlich" von der liesLotte-Redaktion, wenn Kinderfreundlichkeit praktizieren. Damit soll ein kinderfreundliches Augsburg geschaffen werden. Kriterium sind hierbei: Wickelplatz, kostenlose Toilette für Kinder, Gratiswasserfüllung, Hochstühle, Kindermenüs und Spielsachen. 



Die Herausgeberin und Chefredakteurin Uta Börger lässt uns zu den internen Vorgängen in der liesLotte-Redaktion wissen: "Vielen von uns Müttern geht es sehr nahe, wenn es Streit, Konflikte, Machtkämpfe, Geschreie, Gezerre, Gedrängel und Gezeter gibt. Und so kommt es, dass wir uns unter Kolleginnen auch einmal darüber austauschen, zuhören und Tipps gegeben."


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TrendyOne

Viel gibts dazu nicht zu sagen. Auch in der Ausgabe Juni 2019 zeigt sich dieses Heft als kostenloses PR-Magazin. Ein paar Augsburg-Infos umrahmen mehr oder weniger interessante Themen von sicheren Fahrrad-Schlössern, perfektes Picknick, Gasflaschen-Check, Klimaanlagen in heimischen Wänden, Autoversicherungen, BakterienParadiese, Hitze im Auto bis hin zu Hybrid-Food, Babyphone-Test, ex-Freundinnen und Festival Mode. So wird versucht dem Namen des Hefts gerecht zu werden und die neuesten Trends für die Jugend aufzuspüren.


Schön angezogen auf das Festival.

Als Startup des Monats wird vorgestellt die Still- und Umstandsmode von Momelino, eine neue Firma von Bettina Deininger in Bobingen.

Der Augsburger Fahrradhändler Maximilian Gehl, früher Oberhausen, jetzt Bärenkeller, bekommt als Local Hero ein größeres Interview. Auch der Rewe-Händler Stephan Gesell, der im Ausburg Journal als schwul geoutet wird, darf sich im TrendyOne als Sponsor der  Amercian-Football Mannschaft "Raptors" präsentieren: "Bei uns ist jeder Preis ein Treffer!"

TrendyOne ist auch stark durch die Gastronomie in Augsburg und Umgebung geprägt.  Besonders die Anzeigen beschäftigen sich mit dem Bier aus regionalen Brauereien.


Vorsicht, die Doglos schauen dich an.

Nicht mehr so besonders im Trend sind die Seiten mit den Doglos. Was die Doglos sind? Die Doofglotzer! Fotos der Besucher verschiedener Lokale in und um Augsburg. Solche Seiten gab es früher auch in anderen Augsburger Magazinen bis hin zu den Zeitungen. Hat sich erledigt, weil zu öde.

Team-Foto ist leider weitaus frecher als der Inhalt des Heftes.

Wir finden, das beste im TrendyOne ist die Seite mit "useless knowledge", unnützes Wissen. Jetzt erfahren wir endlich, dass der Penis eines Blauwals bis zu 3 m lang wird und einen Durchmesser von 30 cm hat. 

Ein bisschen mehr jugendliche Frische und Frechheit, wie es das editoriale Team-Foto  andeutet, könnte TrendyOne nicht schaden.

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a3kultur

Jürgen Kannler, der früher mal als Veranstalter und Wirt im "Blauen Salon" fungierte, hat mit seinem Blatt "a3kultur" die gehobene Kulturzeitung für Augsburg erfunden. Viele Kultur-Termine werden veröffentlicht. Ab und zu leistet sich Kannler auch einen kritischen Kommentar über Kulturschaffende in Augsburg.

In der Ausgabe Juni/Juli 2019 zieht Kannler den ehemaligen Baulöwen Prof. Dr. Ignaz Walter, der sich nach seiner Pleite als Bauunternehmer ein Kunstmuseum im Augsburger Glaspalast leistet, kräftig an den egoistischen Kunst-Ohren. Das ist lesenswert, weil mal nicht das übliche Mainstream-Geschmalze in Augsburg.


Größere Berichte finden sich in a3kultur über:
- 2040 – Vielfalt ist Programm (tim-Zukunft)
- Orte und Bilder Neue Orte der Kunst
- Treffpunkt für die Stadtgesellschaft (Kresslesmühle-Umbau)
- Musik bedeutet Kommunikation ( Linus Roth, künstlerischer Leiter des Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart)
- Staatstheater Augsburg mit Berichten zu "Das Käthchen von Heilbronn", "Die nötige Folter" und zum 1.000-jährigen Jubiläum von St. Moritz auf der Westchorbühne das Ein-Mann-Stück "Judas".

Guter Satz:  "Die Geschichte des Augsburger Glaspalastes zeigt, dass wir unsere Kulturregion nicht mit der gebotenen Sorgfalt pflegen. Das sollten wir ändern, denn außer den Menschen, die hier leben, kann diesen Job niemand erledigen."


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#Hallo Job

Irgendwie eine Kombination aus dem Facebook-Account Hallo Augsburg und Pressedruck der Augsburger Allgemeine. Oder? Viel fällt uns zu "#Hallo Job" nicht ein. Meistens nur Blabla rund um Jobs. Manchmal ärgerlich einfältig, manchmal völlig überflüssig.

Und wieder mal werden Daniel und Denis Gibisch die Augsburger Macher von "Littel Lunch" rausgezerrt. Gääääähn! Fällt dem Autor Christian Gschwilm kein anderes Augsburger Unternehmen zum Vorstellen ein? Oder ist er nur zu faul?

Der Hipster-Löwe mit Brille auf dem Cover ...

... ideenlos aus dem Internet geholt.


Die Fotos sind alle zu glatt. Gerade mal das Begrüßungs-Foto ist selbst geschossen. Aber schlecht im Layout geschnitten. Warum hat die Frau in der Mitte keine Hand? Und warum sind die drei so lustlos angezogen? Farbenblinder Fotograf?

Die Illustrationen sind Tiere mit Brillen. Witzig? Ja, aber einfallslos im Internet als "HipsterLöwe" bei "depostiphotos" eingekauft. Kein Augsburger Illustrator wurde beauftragt.

Wenn wir ein regionales Unternehmen wären, die junge Leute mit kreativen Ideen suchen würden, dann wäre das #Hallo-Job-Team mit Johannes Meier, Michaela Dempf (Redaktion), Ines Zachai (Grafik) sicher nicht unsere erste Wahl.

Vielleicht haben sie einfach zu viel Wasser gesüffelt? Wird in dem Heft ja mehrmals empfohlen und hat wohl das Hirn aufgeweicht?

Da nützen dann auch so wahnsinnig trendy Begriffe wie Snip-Hit, Community, Feedback, Lifestyle, Yogasession, Homeworkout, Lunchtime und Mitarbeiterpool nichts mehr.
 
Hallo Augsburg, schlaf weiter. Ein Redaktions-Team mit viel wichtigtuerischem Blabla.


"jung, frech und liebevoll", soll hallo-augsburg sein. Naja, wollen sie sein, sind aber nur ganz brave Anfänger, die glauben, sie entdecken für uns was Neues in Augsburg, was wir aber doch schon laaaaaange wissen. Jungen Menschen sollen mit diesem Heftle angelockt werden, damit sie als gut funktionierende Rädchen in den Betrieben eine Menge Kohle für die Bosse reinholen.

Das neue Magazin für "young Professionals" will uns als journalistischer Löwe beeindrucken, dreht aber seine Runden nur als schüchternes Kommerz-Mäuschen, das sich in den Chefärschen am besten wohl fühlt.

Bissle Revoluzzer-Stimmung kommt auf, wenn gefragt wird: Und vor allem: Wo kann man nach der Arbeit das beste Bier trinken?

P.S. Zu den 5 Tipps für ein nachhaltiges Büro wollen wir noch einen hinzufügen: Wenn ihr schon anregt, keine Briefkuverts mit Fenster zu verwenden, dann regen wir an: stellt euer ziemlich unnützes Heftle "#Hallo Job" ein. Die Umwelt und unser Nerven danken es Euch!

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Augsburg Direkt

Was kann zu einem städtischen Verlautbarungs-Blatt, das alle zwei Monate kostenlos erscheint, gesagt werden? Ein Verbrechen ist schon das Titelbild mit einer weißblauen Ecke. Wenn, dann können hier nur die Augsburger Stadtfarben rot-grün-weiß sein.


Der leitende Redakteur, Reinhard Strobl, fantasiert und faselt was von einer "Fahrradstadt Augsburg" und Gregor Rudat, einst Sänger der Augsburger Psychedlic-Band King the Fu, aus dem Umfeld von Allround-Manager Richard Goerlich, haut die geniale Überschrift "Viele Module - ein Modular" raus. Ja, so wild kann ein Rocksänger texten, wenn er ein Festival im Gaswerk ankündigt.

Rudat darf auch das unglückselige Tunnel-Projekt unterm Augsburger Hauptbahnhof, das immer teurer und teurer wird, mit vielen Worten beschönigen. Und widerspricht sich dabei voll: "Zur geplanten Eröffnung 2023, werden alle Menschen, die den Bahnhof täglich nutzen, ideal mit allen Verkehrsmitteln verbunden sein." Außer die mit den Fahrrädern, mit denen nicht durchs Chaos-Tunnel, von dem keiner weiß, wo die Tram hinfährt, geradelt werden darf. Die Radler müssen sich weiter durchs Todes-Tunnel bei der Riegele-Brauerei unter den Gleisen durchquälen. Fahrradstadt? Witzstadt!

Erfahren wir was Neues aus "Augsburg direkt?" Kaum, es ist nur eine ziemlich lahm zusammengefasste Info-Broschüre der Stadt Augsburg, die ihren besten Platz im Altpapier-Container hat. Auch wenn die Fotos von Ruth Plössel nicht mal so schlecht sind. Alles meist nur städtische Pressemeldungen, die wir woanders oft schon lebendiger gelesen haben. Naja, auch Druckereien wollen leben. Und Markus Hasel müsste als Art-Director sonst Sterbebildchen gestalten.


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