Kommentar der Woche
Der lapidare Satz „Gut hat’s geschmeckt, aber ich bin satt!“, ist schon lange irrelevant. Das Ambiente in den Nobelgaststätten und inzwischen auch in weniger exklusiven Gaststätten, ja sogar in Imbissbuden, gehört dazu wie die Butter aufs Brot.
Aber wie ist das jetzt in Zeiten von Covid-19? Für die Gastronomie-Szene, wir wissen es, ein Alptraum. Alle die teuren Gerichte, die sich die ohnehin oft nur im Überfluss Lebenden leisten, können mangels Auflagen nicht mehr so ohne weiteres serviert werden. Zugegeben, die Gastronomie leidet wirtschaftlich schwer unter der Pandemie. Dennoch sei an dieser Stelle einmal auch die Frage erlaubt, ob es in Deutschland nicht zu viel ums Essen und Trinken geht? Ob die inzwischen überschäumenden Kochshows, in denen Sieger gekürt und mit Preisen belohnt werden, zielführend sind oder einen bitteren Nachgeschmack haben.In all dem Überfluss vergessen wir nämlich zunehmend jene, die täglich zur Tafel gehen müssen oder in Augsburg zur SKM-Wärmestube und absolut nicht überlegen können, ob zur Pasta statt Ketchup besser Räucherlachs-Soße passt, ob Ziegenkäse mit Trüffel-Öl überhaupt schmeckt, oder ob Fingerfood wie „Feine Forellentaler“ auf der Armentafel zur Auswahl stehen.
Hausmanns - gendergerecht - auch Hausfrauenskost, erfreut sich zwar einer gewissen Beliebtheit, aber welcher Mann, welche Frau, die derzeit entweder in Kurzarbeit sind oder gar ihren Job aufgegeben mussten, haben die Zeit, neue Finessen der Kochkunst in ihrer noch nicht abbezahlten High-Tech-Küche auszukosten?
Mahlzeit!
Sybille Schiller
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