Thomas Galli aus Augsburg: Viele Gefängnis-Strafen sind sinnlos

Dieses Buch, "Weggesperrt", geschrieben von einem ehemaligen Gefängnis-Direktor aus Augsburg, gegen sinnlose Gefängnisstrafen, ist ungemein wichtig für unsere Gesellschaft.


Wer dieses Buch liest, und das sollten unbedingt die Menschen tun, die noch nie im Gefängnis waren, weiß, was in unseren teuer finanzierten Gefängnissen schief läuft! Und es gibt viel bessere und kostengünstigere Methoden um Täter zu resozialisieren als nur zu strafen und einzusperren, sagt Galli, der es wissen muss.

Auf eigenen Wunsch hin ist Thomas Galli aus dem Staatsdienst als Gefängnis-Direktor ausgeschieden, da er in dieser Zeit die tiefe Überzeugung gewonnen hat, dass der geschlossene Strafvollzug in den meisten Fällen großen Schaden anrichtet. Für die Betroffenen und die Gesellschaft. Dies gilt umso mehr, wenn jemandem zu Unrecht bzw. zu lange die Freiheit entzogen wird.
Seitdem setzt er sich mit Büchern und Vorträgen für eine grundlegende Reform des Strafrechts ein. Auch kämpft er als Rechtsanwalt für die Rechte Gefangener.

"Es geht um die Systemfrage. Das Prinzip Gefängnis gehört auf den Prüfstand."  

Die Liste der Probleme ist lang: Angefangen bei der Unterbringung der Gefangenen zu sechst oder zu acht in einem Zimmer über Drogenprobleme bis hin zu mafiösen Strukturen innerhalb der Anstaltsmauern. Das alles sei eher die Regel als die Ausnahme, sagt Galli. "Nach ein paar Jahren im Gefängnis kennen Straftäter dann nur noch andere Straftäter. Es gibt kaum mehr Kontakt zu einem gesunden sozialen Umfeld." Die Rückkehr in eine funktionierende Gemeinschaft falle dann schwer. Und wer aus dem Gefängnis kommt, hat es auf dem regulären Arbeitsmarkt draußen sehr schwer.

Als Galli schließlich Leiter der beiden Anstalten in Zeithain und Torgau, beide in Sachsen, wird, will er die Zustände verbessern. "Als Leiter denkt man immer: Dann mache ich alles anders und besser." Doch schnell merkt er, dass auch er festen Regeln folgen muss und kaum etwas ändern kann. 


"Strafvollzug ist politisch geprägt."

Schließlich kündigt er 2016 und setzt sich seitdem für einen alternativen Strafvollzug ein. Dafür gibt es verschiedene Ansätze: Strafe müsse schon sein, sagt Galli, aber nicht immer müsse zum Beispiel mit einer Freiheitsstrafe reagiert werden. Die Arbeit in sozialen Einrichtungen sei eine Alternative. Oder der elektronisch überwachte Hausarrest. Außerdem sei die Unterbringung in Wohngemeinschaften denkbar. Modellprojekte gibt es schon: etwa das Seehaus Leonberg oder das Seehaus Leipzig, in dem freier Jugendstrafvollzug gelebt wird. Diese Idee sei auch auf den Erwachsenen-Vollzug übertragbar, sagt Galli.

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Der ehemalige Gefängnisdirektor, Thomas Galli, der 1973 in Augsburg geboren wurde, studierte Rechtswissenschaften, Kriminologie und Psychologie. Von 2001 bis 2016 war er über fünfzehn Jahre lang im Strafvollzug tätig, 2013 wurde er Leiter der JVA Zeithain, 2015 für über 6 Monate zusätzlich Leiter der JVA Torgau. Daneben beschäftigte er sich auch wissenschaftlich mit kriminologischen Fragestellungen. Galli war auch Lehrbeauftragter für Strafrecht und Psychologie und hat zum Thema Strafvollzug mehrere Artikel veröffentlicht. 

Er war Mitglied des Kriminalpräventiven Rats der Stadt Dresden und außerdem Vertreter Sachsens bei der Bundesvereinigung der Anstaltsleiter. Seit Oktober 2016 ist Galli als Rechtsanwalt in einer Sozietät tätig.
Hier ist ein Bericht über den Autor Thomas Galli: https://youtu.be/Li-7sCb7-X0

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