Koelle, die Nazis und die DDR





Kommentar zur Woche

Dank der Augsburger „Fritz Koelle“-Ausstellung im Grafischen Kabinett des Höhmannhauses stellt sich – wegen der neu entbrannten Diskussion „Koelle – Bolschewist, Nazi- oder DDR-Künstler?“ auch die Frage nach „Entarteter Kunst“.

Dieser Begriff ist unverrückbar an Nazi-Deutschland gebunden und lässt sich nicht trennen von der abartigen Nazi-Rassentheorie. Man mag sich gar nicht erst an Erlasse erinnern wie jenem aus dem Jahr 1930 durch Thüringens NS-Volksbildungsminister Wilhelm Frick: „Wider die Negerkultur für deutsches Brauchtum“.

Doch zurück zum Augsburger Bildhauer Fritz Koelle und dem Vorwurf, er habe sich dem „Kunstgeschmack“ der Nazis gebeugt, seine politische Meinung gewechselt wie das Hemd, das seine bronzenen Bergarbeiter trugen. Kein Zweifel, Koelle wollte den Nazis gefallen, später allerdings den SED-Machthabern in der DDR, und beides spiegelt sich in seinem Werk. Doch Koelle war und ist nicht der einzige, der sich verschiedenen Machthabern angebiedert hat.




Bleiben wir bei den Nazis, die auch die Kunst eines Emil Nolde (1867 bis 1956) zunächst als „entartet“ eingestuft hatten, weil dieser Maler doch zu den ohnehin geächteten Expressionisten gezählt wurde. Nolde selbst aber war ein glühender Nazi, malte in jenen bösen Zeiten meistens nur noch Blumen. Für Kunstliebhaber heute scheint das aber keine Rolle zu spielen, wenn es darum geht, Noldes Kunst zu würdigen. Noch nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde dieser Künstler bis in die 1960er Jahre mit Preisen geehrt. 2001 wurde eine leuchtend gelbe Strauchrosensorte nach ihm benannt.

Fazit. Natürlich gilt es, Fehler zu benennen. Auch lässt sich über ein politisches „Bäumchen wechsel Dich-Spiel“, über „Wendehälse“ und Opportunisten viel schreiben und urteilen. Es stimmt auch, das Fritz Koelle sich, um es vornehm auszudrücken, immer neu „angepasst“ hat. Dennoch verdient es sein Werk, betrachtet und gewürdigt zu werden, was im Grafischen Kabinett der Augsburger Kunstsammlungen und Museen zum 125. Geburtstag von Fritz Koelle möglich ist.


Sybille Schiller



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