Let's go Augsburg: Stadt der heißen Rock-Ladys


Rockröhre Gaby Weihmayer: Lässt die Bühne glühn.
(Foto: Ingo Hinrichs)


Viel wissen wir nicht über die Sängerinnen in den 1950ern und 1960ern, die mit Pop- Beat-, Rockbands oder Solo mit heißem Sound auftraten. Da war eine Linda Übelherr, die mit Talentwettbewerben begann. Ihre Brüder Sigi und Bruno hatten auch mit Musik zu tun. Einer war Bassist bei Udo Jürgens, dann Konzertveranstalter, der andere machte einen Schallplattenladen auf. Linda wurde später, in den 1970ern als Sängerin bei der Disko-Formation "Silver Convention" bekannt, die den Hit "Fly Robin Fly" aus den Lautsprechern der Diskotheken jagten. Linda verdiente und verdient noch als Profi-Musikerin unter dem Namen Linda G. Thompson solo oder mit wechselnden Bands ihr Geld: "Love Generation", "The Les Humphries Singers" und "The Hornettes".
* Song "Ooooh What A Night" als Musik-Video.

Linda G. Thompson: Debütierte 1964 als "Gigi" mit der Single ′′Dann ging das Telefon."
Von links: Silver Convention, Hornettes, Linda G. Thompson.

Weniger bekannt und ohne große Karriere blieb die Schlager- und Jazz-Sängerin Edith Böck, die schon in den späten 1950ern mit der Band von Charly Braun, To Pyr, durch die deutschen Tanz-Clubs tourte. Edith Böck heiratete einen Musiker der Band und gab ihre Sängerinnen-Laufbahn auf.

Edith Böck: Heiratete einen Musiker.

Als in den 1960ern auch in Augsburg die Beat-Bands wie Pilze aus dem Boden schossen, waren Sängerinnen nicht groß angesagt. Schlagersängerinnen kamen da noch besser an. Bekannt wurde nur Anita Schwedes, die Gattin des Sängers und Gitarristen Dieter Schwedes, der mit den Cannons bekannt wurde. Sie wurde zuerst als Go Go-Girl auf der Bühne eingesetzt, später auch als Sängerin bei der Band "The Smiles".

Anita Schwedes: Bei den Smiles.

Flotte junge Frauen waren damals meist als Go Go Girls gefragt. Sogar die spätere Journalistin Lilo M. soll zu diesen gefragten Tänzerinnen in den Diskotheken gehört haben. Erst mit dem Aufkommen der Hippie-Bands, Ende der 1960er, Anfang der 1970er, mit der aufkommenden Flower-Power und Sängerinnen wie Janis Joplin, griffen auch zwischen Lech und Wertach einige Mädels zum Mikro und belebten die Bühnen der Live-Clubs.

Sandy: Go Go-Girl für Jackpot 5.

Als regionale erotische Blues-Lady tingelte Uschi Müller durch Thing, Grauer Adler, Striese und Annapam. Hier muss unbedingt Vera Brunner erwähnt werden, die als Cover-Sängerin begann und dann in den Job als professionelle Pop- und Rocksängerin einstieg. Mit der Band "The Monsters" und der Single "She's Not An Angel" wurde sie europaweit bekannt und ging auf große Gastspielreise.

Uschi Müller: Blues in Augsburger Kneipen.

  
Vera Brunner: Als Lili Monster unterwegs.

In den 1980ern, als Punk und Wave auch in Augsburger Clubs wie Ice, Siedlerhof und Subway ausbrachen, röhrte bei der Band "Rosarot" Kerstin Hopfenzitz mit voller Power ins Mikro, wobei die Texte schonungslos waren: "Zu viel Kot bringt Atemnot". Bei der Keyboardband Xyg machte Karin Vilser mit. Bei den Augsburger Musiktherapeuten blies Barbara Spaett nicht nur das Saxofon, sondern sang auch. Sie verließ Augsburg Richtung München mit Lehrauftrag an die Akademie der Bildenden Künste. Und da waren noch Pop- und Jazz-Sängerinnen wie Barbara Frühwald und Birgit Süß.

Barbara Frühwald.


Letztere ging nach Würzburg und ist dort eine gefragte Kabarettistin. Frühwald, die oft mit der Big Band "Baritone & Friends" auftrat, stand auch bei der Lehrer-Big-Band Bayern" am Mikro und bei "todo mundo" einer brasil-jazz-combo. Band-Chefin Ute Hitzler meint zu ihrer Sängerin: "Mancher denkt vielleicht, dass Frauen an der Bühnenfront egoistisch und unsozial werden könnten?! - Aber nein! Im richtigen Leben verhält sich Barbara sehr sozial, ganz besonders beruflich gegenüber Kindern!"
Seit einigen Jahren im 21. Jahrhundert hat sich die Sängerinnen-Quote in Augsburg stark erhöht. Vielleicht liegt das auch an der ersten weiblichen Pop-Beauftragten, Barbara Friedrichs, für die Augsburger Musik-Szene?

Augsburgs Pop-Beauftrage: Barbara Friedrichs.

Eine ganz besonders wilde Rockröhre ist Gaby Weihmayer, die in zwei Metalbands auftritt: "Label Z" und "Red To Grey". Ihre Rock-Shows mit wild kreisenden und fliegenden Haaren sind sensationell. Die Bühne glüht, wenn sie loslegt. So eine herrlich tobende Rockfrau kann auf allen Rockbühnen dieser Welt das Publikum begeistern. Von Augsburg bis nach New York.
* Song "If Yout Want Blood" als Musik-Video.

Lydia Daher wurde zuerst vom Augsburger Musik-Produzenten Alaska Winter betreut, als dieser noch sein Studio in der ehemaligen Spielküche im Alten Haupthaus als Ton-Studio hernahm. Sie erlebte einen schier unaufhaltsamen Aufstieg. Ihre Karriere verlief fast parallel mit der von der Pop-Gruppe "Anajo", die damals auch im Stall von Winter waren. Bekannt wurde sie zuerst durch ihre Auftritte bei Poetry-Slams. 2009 erhielt sie den Augsburger Kunstförderungspreis. Bei Trikont brachte sie ihre drei Alben mit eigenen Songs heraus: "Lydia Daher" (2007), "Flüchtige Bürger"(2010), "Algier" (2015), "Wir hatten Großes vor" (2017). Sie singt als Lyrikerin popig-jazzige Chansons. Spiegel online: "Diese radikale Engführung von Lyrik und Musik mit den Mitteln von Jazz, Minimal und Prog könnte man avantgardistisch nennen, wäre sie nicht zugleich bei aller Trockenheit und Kompromisslosigkeit so irrsinnig eingängig. Was für Text und Ton gleichermaßen gilt." Ihre Bio vekündet: "Geboren 1980 in Berlin, aufgewachsen in Köln, lebt nach einem Studium in Augsburg wieder in Berlin als freie Lyrikerin, Musikerin und Künstlerin."
* Songs und Doku "Wir hatten Großes vor" und "Flüchtige Bürger" als Youtube-Video.

Lydia Daher: "Augsburger Nächte sind kurz ohne dich."

Ein großartige Pop- und Rockstimme hat auch die Sängerin, die sich Monserl nennt. Seit 1984 steht sie auf der Bühne am Mikro. Mit diversen Formationen wie "Basanostra", den "Wonderboys", der Partyband "Zapperalott" ist sie in Augsburg und Umgebung unterwegs. Am meisten als Duo "It Takes Two" mit Lotti Hess. Sie war vorher einige Jahre bei der Band "Countdowns". Ein Plattenvertrag bei Polydor brachte ihr zwar keine Reichtümer aber immerhin mehrere Fernsehauftritte.
* Song "If It Makes You Happy" als Musik-Video.



Monserl: Keine Reichtümer aber Fernsehauftritte.
(Foto: Franz Scherer)

Stacia: Emotion-Pop.

2016 als "Stacia" zur Band des Jahres in Augsburg sowie mit dem Young Talent-Award ausgezeichnet, bespielte die Singer-Songwriterin Stacia, die bei Universal music publishing gesignt ist, zahlreiche Festival-Bühnen und präsentierte solo und mit ihrer Band letzten Sommer wieder ihren Emotion-Pop unter anderem auf den East side music days in Berlin, auf dem Stustaculum-Festival in München, auf dem Vorstadt Sound Festival in Erlangen oder auf der New music night im Nhow-Hotel in Berlin. Stacia wird seit 2018 vom Spitzenförderprogramm BY-on supportet. In ihrer Promo ist zu lesen: "Überraschend zart schmiegt sich die kräftige Stimme der Sängerin Stacia an das Ohr des Zuhörers, der mal in der Melancholie ihrer romantischen englischen Texte versinkt oder mal sich ekstatisch zu den tanzbaren Rhythmen der Bass-Drum bewegt." Mit bürgerlichem Namen heißt sie Anastasiya. Geboren wurde sie in der Ukraine. Ab ihrem siebten Lebensjahr wuchs sie in Augsburg auf. Sie studiert Anglistik und Musikwissenschaften. Mit Moritz Wunderwald veröffentlicht sie Musik als Duo unter dem Namen "Polaroyds".

Polaroyds: Stacia und Moritz.



Bei der Suche nach einem guten Augsburg-Song tauchte im Soho-Club die Soul-Sängerin Miss Grace auf, die vom Gospel und Hip Hop kommt. Ihre Stimme packt das Publikum und reißt es zum moven mit. Nach der preisgekrönten Hymne auf Augsburg, Stadtgeflüster, (Brechtfestival 2019) folgte der zweite Streich des Augsburger Soul-Pop Duos "Miss Grace". Grace-Patricia Malone und Sedat Cerimi rufen mit Walk With Me dazu auf, gemeinsam auf die goldenen 20er-Jahre in Augsburg zurückzublicken", war bei der Zeitung a3kultur zu lesen. Vor ein paar Tagen hat sie für Walk With Me zwischen alten Augsburg-Ansichten aufgenommen hat.
* "Walk With Me" als Musik-Video.

Das Duo Miss Grace. (Foto: Max Saufler)

Mit dem Ziel einer großen Profi-Karriere managt nun der Gitarrist und Sänger Stefan Krause, der auch in der Folkrock Band "John Garner" spielt und singt, die R&B-Shouterin "Lienne". Ihr Song "I'm Not Good Enough" wurde auch auf dem Streaming-Dienst Spotify veröffentlicht. Der Bayerische Rundfunk jubelt: Die Sängerin "Lienne" hat alles: Attitüde, Powerstimme und Songtexte mit einer Botschaft." Und für das Musik-Video zu Sunrise - Orchestra Version scheute sich ihr Team nicht, den Goldenen Saal im Augsburger Rathaus als Hintergrund-Location zu benutzen.
* Song: "Im Not Good Enough" als Musik-Video.

Lienne: Attitüde und Powerstimme.

Die Sängerin mit einem sehr eigenwilligen Charisma, sie nennt sich "Aly Cia", machte mit ihrer Musik, mit ihren Songs und mir ihrer Stimme viel Furore. Sie hat sich allerdings nach ihrem letzten Augsburg-Konzert nach Hamburg verabschiedet. Ob ihr hier zu viel Frauen am Mikro waren und befürchtete damit eine zu starke Konkurrenz? Egal, Ala Cya hat Musik im Blut. Sie wird nie was anderes in ihrem Leben machen als schöne ergreifende Songs. Noch hat sie kein Management und ist völlig frei. Wir sind sicher, dass sie bald auf internationalen Bühnen stehen und singen wird.
* Song: "Warriors" als Musik-Video.

Ala Cya: Vollblutmusikerin nimmt Abschied aus Augsburg.

Doch mit dem Folkpop-Quartett "Mississippi Isabell" haben wir ja zwischen Lech und Wertach, in der Stadt des berühmten Mozart-Vaters Leopold, dem Songtexter Bert Brecht und dem Schlagerstar Roy Black, noch diese vier Musikerinnen bei uns in Augsburg, die fast alle gern singen.
* Song: "No Scared" als Musik-Video.

Mississippi Isabel: Auf dem Trommel-Koffer trommeln.

Total viel Action bringt die ehemalige Boxweltmeisterin "Tina Schüssler", in die Augsburger Musik-Szene rein. Sie gewann schon Song-Preise und tourt mit ihrer Männerband "Adrenalinplus" in der kulturfeindlichen Corona-Ära durch viele Biergärten der Region, um die Live-Musik nicht untergehen zu lassen. Sie wird schon "Chatstürmerin genannt" und besitzt den unbedingten Willen zum Rockstar.
* Song: "Keiner und nichts" als Musik-Video.

Tina Schüssler mit Gitarrist: Energie & Explosionsgefahr.

"Sie wird berühmt, weil wir noch viel mehr kräftige Frauenstimmen in Deutschland brauchen. Allein schon, um zu zeigen, was es bedeutet, heute eine Frau zu sein - und um die deutsche Poplandschaft noch ein großes Stück weiblicher zu machen. Wir sind uns sicher, dass dort für Lienne ein Platz frei ist", behauptet die Musik-Redakteurin Vanessa Patrick über "Lienne".

Aber das könnte auch für die anderen Augsburger Pop- und Rock-Sängerinnen durchaus gelten. 



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