Augsburg fällt im Rennen um eine gute digitale Zukunft der Großstädte weit zurück!



Innerhalb eines Jahres ist Bayerns drittgrößte Stadt, unser Augsburg, schockierender Weise um 21 Plätze im Ranking der 81 deutschen Großstädte beim Thema Digitalisierung von Platz 24 im Jahr 2019 auf Platz 45 in diesem Jahr zurückgefallen. Sicher suboptimal, wenn moderne Betriebe oder Start-ups sich bei einer Stadt ansiedeln wollen. 

Erschreckend sind in Augsburg große Schwachpunkte bei der hiesigen Digitalisierung besonders in den Bereichen "Bürgerinformation" und "Smartes Verkehrsmanagement".

Das Ranking wurde erstellt von Bitkom, dem Digitalverband Deutschlands. 1999 gegründet, vertritt mehr als 2.700 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, unter ihnen gut 1.000 Mittelständler, über 500 Start-ups und nahezu alle Global Player.

Untersucht wurden von Bitkom alle deutschen Städte über 100.000 Einwohnern. Den Indexwerten liegen öffentlich zugängliche Datenquellen zugrunde. Allen Städten wurde die Gelegenheit gegeben, die erhobenen Informationen zu überprüfen und zu kommentieren. 

Weit zurückgefallen: Augsburg nur auf Platz 45!

Augsburg im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten.

Beim Thema Mobilität hapert's in Augsburg vor allem an einem 
smarten Verkehrsmanagement.
Bei der "Letzte Meile Logistik" sieht's zappenduster aus: 
Die letzte Meile ist das letzte Wegstück beim Transport 
der Ware zur Haustüre des Kunden. 
Sie erzeugt den größten Anteil an den Kosten einer Paketzustellung.

Grausam schlecht in Augsburg: die intelligente Straßenbeleuchtung 
und Pilotprojekte Energie. Totale Fehlanzeige ist auch Smart Waste: 
Optimierte Abfallbeseitigung durch verbrauchsorientierte Routenplanung.

Erhebliche Mängel bei Glasfaser, Mobilfunk,
Pilotprojekte IT-Infrastruktur und vor allem
bei der nötigen Datenplattform.

Schlechter Wert beim wichtigen Bürgeramt und ziemlich übel bei der 
Bürgerinformation. Pilotprojekte bei der Verwaltung sind kaum vorhanden.


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Kommentar
"Absolut nicht bereit!"

Während unsere Oberbürgermeisterin Eva Weber in ihrem Wahlkampf noch ein Feuerwerk mithilfe der digitalen Medien, vom Live-Video mit Chat-Funktion bis hin zu einem Podcast zündete, scheint die Stadt Augsburg eine gute Digitalisierung zu verschlafen, wie durch das Bitkom-Ranking zu erfahren ist. Noch ist in der Stadt freies W-LAN für uns Bürger reine Glückssache. Kaum Hinweise auf freies W-LAN am Kö oder an anderen zentralen Orten. Warum das W-LAN völlig der SWA an ihren Haltestellen und in ihren Fahrzeugen überlassen wird, ist ein Rätsel. Es ist kein Wunder, dass eine digitale Bürgerinformation in Augsburg nicht vorhanden ist. Ist doch der Augsburger Stadtrat absolut nicht bereit, seine sowieso öffentlichen Sitzungen live im Internet für die Bürger zu übertragen.

So wird das nichts mit einem flotten digitalen Augsburg, nach dem Investoren schauen könnten. Diese gehen lieber in digitale Hochburgen wie Aachen, Bonn, Freiburg, Münster. Ulm, Heidelberg, Würzburg, Erlangen oder Ingolstadt. Mit viel Tamtam wurde einst das Projekt Augsburg-City im Internet eingerichtet. Was ist damit? Es dümpelt völlig unübersichtlich durchs World Wide Web.

Interessant wird es, wenn die Grünen in der Stadtregierung durch dieses Ranking feststellen, dass Umwelt- und Klimaschutz auch durch eine bessere Digitalisierung möglich ist. Nix gegen mehr Fahrradwege in Augsburg, liebe Frau Bürgermeisterin Martina Wild, aber Sie sollten auf keinen Fall bessere Wege für die digitalen Daten vergessen. Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle, auch zuständig für unsere "smart city" wird es Ihnen danken. Hübschle träumt ja für Augsburg von "einer umweltfreundlichen, bezahlbaren Mobilität für alle, die den jeweiligen Bedürfnissen gerecht wird", während das Angebot des Nahverkehrs immer teurer und schlechter wird. Dekoriert mit der kostenlosen Fahrt auf zwei Stationen, die nur als Blendwerk nützen, kein Auswärtiger informiert wird sowie immer weniger einheimische Einsteiger. Während andere Städte längst mit dem Handy ihre Tickets bei Tram und Bus bezahlen, will Augsburg das jetzt erst einführen. Sapperlot, wir glaubten bisher, diese Maßnahme käme erst 2050, wenn der ÖPNV (Öffentlicher Personen-Nahverkehr) sowieso gratis ist.

Einigermaßen löblich ist das Info-Portal "Augsburg-City", nicht zu verwechseln mit dem "Projekt Augsburg-City", erstellt und ständig aktualisiert durch das Augsburger Stadtmarketing. Frage: Wussten Sie, lieber Leser, dass diese Information im Internet existiert? Schade, diese hätte viel mehr Aufmerksamkeit verdient, auch wenn, wie in Augsburg üblich, dabei manche Stadtviertel sträflich vernachlässigt werden.

Und wenn ich mir die Digitalisierung in den Augsburger Schulen ansehe, kann ich mich einer gewissen Frustriertheit nicht erwehren. Hier dominieren teilweise Pfusch, Nichtwissen und absolute Lustlosigkeit. Ich bin fast so weit in meiner Einschätzung, jegliche Hoffnung auf ein optimal digitalisiertes Augsburg aufzugeben. Frage: Wo landet Augsburg auf dem nächsten digitalen Ranking?


Martin Ecker



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