Vom Elysium ins Flüchtlingscamp

Orfeo (hinten Natalya Boeva) und Euridice (vorn: Jihyun Cecilia Lee) © Jan Pieter Fuhr



Unsere Besprechung: Gluck-Oper „Orfeo ed Euridice“ im martini-Park

Ungemein spannend ist es allemal, wenn Opernbesucher im martini-Park mit einer Virtual-Reality- Brille (Produktion: heimspiel/Christian Schlaeffer) auf der Nase in den Hades hinabsteigen und ins kunterbunte Elysium eintauchen. Spannend ist, abgesehen von der 3D-Technik, auch das „normale“ Bühnengeschehen. Die Oper "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck beginnt nämlich nicht wie bei der Uraufführung 1762 in Wien in einem idyllischen Zypressenhain, sondern ist auf der Augsburger Bühne verlagert in eine Caravaggio-Sonderausstellung (Bühne: Jan Steigert), in der sich nicht nur der hippe Orfeo (großartig: Mezzo: Natalya Boeva) auf der Suche nach Euridice (ein Gewinn für Augsburg: Jihyun Cecilia Lee) zurechtfinden muss. Das überfordert ihn und manche Besucher, die zwischen Wärter-Furien, Nonnen, Priestern, Double-Darstellern von Marina Abramović und Jonathan Meese auch den Wiedergänger Jesus entdecken. Und dazwischen tanzt und singt noch der Animator Amore (Olena Sloia).

Im Hades © heimspiel GmbH und Christian Schlaeffer



Das Durcheinander zwischen Bühnen-Realität und visueller High-Technik ist schon irritierend, vor allem auch, weil die Musik stellenweise wie im Film nur der Untermalung zu dienen scheint. Die Philharmoniker (Leitung: Wolfgang Katschner) mit Gästen an Zink, Laute, Cembalo sind auch nicht vor Ort, die Musik wird wegen Corona aus dem Probensaal übertragen.

Im Wechsel der abenteuerlichen VR-Reise in den Leuchtreklamen-Hades und ein kunterbuntes Elysium sowie der Rückkehr des vereinten Paares Orfeo und Euridice ins traute Fünfzigerjahre-Heim ist nicht für jeden ein Vergnügen. Die letzte nicht VR-gesteuerte Szene spiegelt dann die Realität mit einem Flüchtlingslager und dem die Europa-Flagge winkenden Amor! Intendant André Bücker hat eine Inszenierung gewagt, die es im Wortsinn in sich hat. Großer Applaus und ein Buh-Ruf am Premierenabend!

Sybille Schiller


Im Elysium © heimspiel GmbH und Christian Schaeffer

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Besetzung
Musikalische Leitung Wolfgang Katschner / Ivan Demidov
Inszenierung André Bücker
Kostüme Lili Wanner
Video Heimspiel
Senior Art Direktor VR-Welten Christian Schlaeffer
VR-Regie und Dramaturgie Christian Felder
Dramaturgie Sophie Walz
pädagogische Berteuung Imme Heiligendorff
Augsburger Philharmoniker
Opernchor des Staatstheater Augsburg- - -

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Weitere Aufführungen:

Sa 17.10.2020 19:30 | martini-Park 17
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

So 18.10.2020 18:00 | martini-Park 18
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

So 1.11.2020 15:00 | martini-Park 1
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Sa 14.11.2020 19:30 | martini-Park 14
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Fr 20.11.2020 19:30 | martini-Park 20
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Do 26.11.2020 19:30 | martini-Park 26
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Fr 27.11.2020 19:30 | martini-Park 27
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Sa 5.12.2020 19:30 | martini-Park 5
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Do 10.12.2020 19:30 | martini-Park 10
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

Di 22.12.2020 19:30 | martini-Park 22
freier Verkauf: KARTEN | TAGESBESETZUNG

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