Schillers Wochenkommentar: "Was heißt hier Systemrelevanz?"




Der vermutlich x-te Beitrag zur Systemrelevanz soll nun auch noch in der „Neuen Augsburger Rundschau“ zur Diskussion anregen. Der Begriff „Systemrelevanz“ – ursprünglich begrenzt auf den Finanzsektor – macht sich wie das Corona-Virus breit und bringt fast alle auf die wirtschaftliche Intensivstation. 

Viele Unternehmen müssen sogar an die Beatmungsschläuche Staatsfinanzen angeschlossen werden, Spätfolgen sind nicht auszuschließen. Ob das nun, wie der Augsburger Autor Franz Dobler in seinem SZ-Beitrag schreibt, alles systemrelevant ist oder nicht, und ob Nagelstudios dazugehören wie vermutlich auch Bordelle zu förderungswürdigen Unternehmen gehören, während große Fragezeichen hinter die Systemrelevanz von Kirchen, Theater, Kleinkunstbühnen gesetzt werden, ist ehrlich gesagt eine unerträgliche Fragestellung.

Was, so frage ich, braucht der Mensch zum Leben außer Liebe, Frieden Nahrung und Wohnraum? In den 1960er-Jahren erklärte meine ehemalige Deutschlehrerin am A.B. von Stettenschen Institut, dass sie jeder Familie einen Baum wünsche, der Schatten spendet. In Zeiten der Klimakrise – die einzige systemrelevante Krise überhaupt – gewinnt dieser Satz an Bedeutung. Wir zerbrechen uns den Kopf, ob Frauen in Vorstandsetagen einen guten Job machen, ob wir „systemrelevante“ Gewehre, Drohne ,,, für eine „friedvolle Verteidigung“ einsetzen dürfen und überlegen, wann wir Zeit haben, ins systemrelevante Fitness-Studio zu gehen. Es gab Zeiten, da war das Wandern noch des Müllers Lust!

In dieser Corona-Pandemie aber haben sich auch sehr viele auf ein echtes Miteinander besonnen, Familien und Singles haben all denen Nachbarschaftshilfe angeboten, die allein, alt oder krank sind und haben dafür kein Geld verlangt, obwohl jede Unterstützung des Nächsten nicht nur christlich dominiert, sondern einfach systemrelevant ist.


Sybille Schiller


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