Schillers Wochenkommentar: Wir gehören in die Steinzeit!

Hanns Dieter Hüsch.


Der Aufregungen in dieser Woche gibt es zu viele, egal ob auf lokaler (Staatstheater), nationaler (Corona-Vorschriften, -hilfen -ungerechtigkeiten )oder internationaler Ebene (Trumpwahl). Der eine denkt dies, die andere beschwert sich über das, wieder ein anderer findet alles verrückt. Depressionen machen sich breit, die Wartelisten bei den Therapeuten sind länger als der Kassenzettel beim Wochen- oder Monatseinkauf.

Wir können aber niemals alles verstehen, nachvollziehen oder beurteilen. Keiner ist Gott. Dennoch es wichtig, auf Ungereimtheiten und Missstände in Stadt und Land, ja auf der ganzen Welt hinzuweisen.

Wir müssen unsere eigene Meinung sagen, müssen aber auch Widerspruch ertragen.

Wer den Kabarettisten, Liedermacher, Autor und Moderator Hanns Dieter Hüsch (1925 bis 2005) kennt, wird nachfolgendes Gedicht gerne lesen. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Das ist wahr

Die Völker beginnen zu wandern

Die Armen klopfen an die Türen der Reichen

Und wenn wir den Frieden

Der zurzeit sich so dahinschleppt

So verbraucht verletzt und schwer krank

Wenn wir diesen Frieden heilen wollen

Müssen wir alle unsere Zärtlichkeit

All unsere Fantasie aufbringen

Unsere Wut über das Unrecht

In Mut zum Teilen verwandeln

Jeder Eine muss sich gleichsam in Zwei teilen

Und wir müssen mit Geduld und Nachsicht

Unter Gottes Himmel und auf Gottes Erde das

Zusammenleben

Üben

Und alle kleinlichen nationalen Sprüche und Lieder

Gehören in die Steinzeit

Alle die meinen sie könnten sie dürften über andere

Menschen

Verfügen herrschen und herfallen

Gehören in die Steinzeit

Alle die nicht für die Solidarität der Kreaturen sind

Gehören in die Steinzeit

In die Steinzeit gehören ebenfalls

Dogmatik Besserglauberei und Inquisition


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