Ex-Augsburger schrieb Buch der Punk-Weisheiten

Dolf Hermannstädter.


Er kommt aus Augsburg und ist seit über 30 Jahren der Herausgeber eines Punk-Magazins mit dem Namen "Trust": Dolf Hermannstädter. Jetzt veröffentlichte er sein zweites Buch: "Warum dauert es so lange, bis es besser wird?"

Es geht darin um Hardcore, Punk und Evolution. Hardcore ist für Hermannstädter die kreative Fortsetzung des Punks.

Dolf Hermannstädter wurde 1965 in Augsburg geboren und ging in die Bert-Brecht-Realschule im Beethoven-Viertel. In seinem Interview mit dem Augsburger Stadtmagazin "Neue Szene", Ausgabe Dezember 2020, Seite 28 und 29, erzählt er, wie sein Werdegang zum Herausgeber eines Punk-Magazins vonstattenging. Dazu gehört der Open-Air-Besuch eines kleinen Festivals am Friedberger Baggersee mit den ersten Augsburger Punkbands "Stalinorgel" und "Ameisensäure". 

Dann entdeckte er die Punkzeitschrift "Antz"  im Augsburger Plattenladen Govi. Hergestellt vom Augsburger Punk-Pionier Ralph Wonisch und seinen Freunden. Schon 1979 tauchten in Augsburg die ersten Punks öffentlich auf, als sie von der Monatszeitschrift "Lueginsland" interviewt wurden. Solche kopierten handgemachten kleinen Zeitschriften wie "Antz" werden "Fanzines" genannt, weil sie von Fans aus der Punkszene gemacht werden. Im Augsburger Jugendzentrum "Number One" hing er mit den Musikern der Band "Inferno" zusammen, die mit ihrem harten und schnellen Sound ound mit provokativ-politischen Texten auf Deutsch im schnellen und lauten Soundtempo ziemlich berühmt berüchtigt wurde in internationalen Punkkreisen.



Dolf Hermannstädters »Trust«-Magazin ist die wohl renommierteste Adresse, wenn es um valide Auskünfte zu Punk und Hardcore als Lebensgefühl und Widerstandsform geht. 

In seinem zweiten Kolumnenband »Warum dauert es so lange, bis es besser wird?« hat Dolf Hermannstädter seine »Trust«-Texte aus dem Zeitraum 2007 bis Anfang 2020 versammelt.

Während sich Dolf Hermannstädter in seinen frühen Texten der 1980er- bis in die 00er-Jahre als Chronist der Punk- und Hardcore-Szene verstand, sind die Kolumnen neueren Datums nicht selten gesellschaftspolitische Kommentare und Analysen zu den scheinbar nicht veränderbaren Zuständen: Ob nun über die Arbeit oder den Konsum, die Wissenschaft, die lieben Mitmenschen, den Lifestyle etc. – dies alles wird von Dolf Hermannstädter aus einer Perspektive beleuchtet, die wie selbstverständlich Punk und Hardcore als Quintessenz der eigenen politischen Praxis immer mitdenkt.

Die Augsburger Punkband "Inferno" um 1980 im Bandraum des Juze Number One.


Der Mainzer "Ventil"-Verlag, in dem das Hermannstädter-Werk herausgekommen ist, beschäftigt sich hauptsächlich mit veganer Küche und mit Punkmusik. Das Vorwort schrieb der Radio-Redakteur Kai Laufen, der an der Augsburger Uni seinen Magister erwarb. Ein Freund der lateinamerikanischen Literatur. Er hält Hermannstädters Texte für "Laute, rotzige und aggressive Kritik an den Verhältnissen, aber eben doch auch der Wunsch und die Bereitschaft, diese zu verbessern und nicht einfach nur abzulehnen."
"Wir haben hier eine kleine deutsche Literaturgeschichte der internationalen Gegenkultur."
Das schrieb die "FAZ" 2008 über "Got me?" von Dolf Hermannstädter. "Wenn Punk noch lebt, dann dank solcher Texte", lobte ihn "Piegel online".

Dieses Buch und sein Inhalt sind so was wie ein Knigge für Punks. Klar- und weitsichtige Gedanken zu Themen wie Reichtum, Fleisch, Krieg, Waffen, Umwelt, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Konsumrausch und Wissenschaft. Dolf Hermannstädter schreibt im Trust Nr. 200, veröffentlicht im Februar/März 2020, nach einer Aufklärung über einige Vorurteile beim Jungfernhäutchen: "Es gilt die entwickelten Süchte, derer die Meisten nicht überdrüssig werden können, zu entlarven und entsprechend zu handeln. Weiter geht's. Wer schreibt, der bleibt!" 

al

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