Überflutung im Augsburger Westen: Bergheimer Diebelbach tritt über die Ufer

Freiwillige Feuerwehr in Neubergheim.

 

Zwischen Bergheimer Baggersee und Brandweg-Brücke wälzte sich eine gurgelnde und reißende braune Wasserwalze entlang der Straße

Und dann ging es ganz schnell. Am Samstag Morgen noch sah es aus, als würde der zwar mittlerweile vollgelaufene Diebelbach weiter ohne Überschwemmungen in die Wertach münden. Neubergheim und die Brandweg Siedlung in Göggingen blieben unbedroht. Um 12 Uhr mittags jedoch wurde der Bach zum reißenden Strom. Zwischen Bergheimer Baggersee und Brandweg Brücke wälzte sich eine gurgelnde und wilde braune Wasserwalze entlang der Straße. Erste Keller liefen voll, weil das nunmehr auch schnell gestiegene Grundwasser durch die Mauerritzen und Kellerfenster drückte. Trotz der fleißigen Helfer von Freiwilligen Feuerwehren und Katastrophenschutz konnten nicht alle Keller trocken gehalten werden.

Diebelbach-Brücke am Bergheimer Baggersee.



Straße nach Inningen gesperrt

Gegen 13 Uhr musste die Verbindungsstraße zwischen Bergheim und Inningen für den Fahrzeugverkehr geschlossen werden. Am südöstlichen Ortsrand schossen die Wassermassen in die Felder. Weil die Häuser an Bergheims Hauptstraße teilweise unter dem Kanalniveau liegen befürchtete das Krisenzentrum, daß der Diebelbach diese Gebäude überfluten würde. Verstärkt wurde die Furcht durch die im Bachbett zwischen Bannacker und dem Moosgrabenweg bestehenden Biberdämme.

Überlauf am Ortsrand Bergheim.



Biberdämme erhöhen Überflutungsgefahr

Nach Auffassung einiger Grundstücksbesitzer blockieren die Nager den Wasserabfluss. Die Biberdämme bilden große Wasserpfropfen die bei Starkregen überlaufen und zu großflächigen Überschwemmungen, auch ohne eine Unwetterlage, führen. Glaubt man den Anliegern, so steht der kommunale Biberschutz über dem Menschenschutz. Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde, die dem Umweltreferat zugeordnet ist, hätten keine „rettende“ Lösung ergeben.

Sandsackbarriere an der Inninger Straße.



Ordnungsreferat macht es besser

Bereits seit Freitagabend organisierten die Oberbürgermeisterin Eva Weber und Ordnungsreferent Frank Pintsch den potenziellen Einsatz von Feuerwehren und Katastrophenschutz. Operativer Chef Graber ließ Sandsackbarrieren und Stellwände heranbringen, um ein unkontrolliertes Zufließen des Diebelbaches zu verhindern. Die Überflutungsfelder füllten sich, aber Bergheim blieb aus dem Wasser.

Mobiler Überschwemmungsschutz bei der Fuchssiedlung.



Rückhaltebecken droht zu brechen

Der Diebelbach entspringt in den Höhenlagen bei Burgwalden. Dort, hinter dem Ortsfriedhof liegt ein Überlaufbecken, das meistens leer ist. Der Bach selbst führt eben aufgrund der Biberdämme nur an ca. 30 Tagen im Jahr Wasser zwischen Bannacker und seiner Mündung. So kann am Unterlauf nicht festgestellt werden, was sich in Burgwalden an Wasser sammelt. 

Am Samstag Nachmittag erfuhren Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und Ordnungsreferent Frank Pintsch, daß der Damm in Burgwalden zu brechen droht. Feuerwehrchef Graber simulierte per Wasserflusskarte die dann erfolgende Welle. Der Feuerwehr Chef erkannte, daß durch diese plötzliche Wassermenge der Diebelbach die gesamte Fuchssiedlung (Wertachwestseite zwischen Göggingen und Inningen) überfluten würden. 

Schnell entschieden Weber und Pintsch die Fuchssiedlung westlich des Inninger Sportplatzes mit Hilfe von Schrägbarrieren zu sichern. Gleichzeitig wurde eine Sandsacklinie gezogen. Die sollte den Diebelbach entlang und auf der Inninger/Bergheimer Straße bis zu einem Kurzkanal, dann an der Wertachbrücke Inningen in das Flussbett „geleiten“. Glücklicherweise hat der Damm des Überlaufbeckens in Burgwalden gehalten. Dennoch eine gute Idee der Verantwortlichen.

Freiwillige Feuerwehr in Neubergheim.



Alles vorbei oder nur im Auge des Sturms?

Um Mitternacht zum Sonntag hörte der Regen auf und kurze Zeit später stieg auch der Pegel des Diebelbaches nicht mehr. Seit Sonntag wird vorsichtig zurückgebaut. So richtig trauen Politiker und Feuerwehren der Wetterbesserung noch nicht. Alle Vorhersagen drohen für den Sonntagabend bis Montag Nachmittag mit Gewittern und starkem Regen. Kommen zu den bereits gefallenen 90 Liter Wasser pro Quadratmeter noch, wie prognostiziert, weitere 30 Liter, dann stünde man aufgrund der nicht mehr aufnahmefähigen Böden wieder am Katastrophenanfang.


Mike Ehrmantraut

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