Spielberger zur Bauruine am Hotelturm: "Es droht eine Gas-Explosion!"

Bauunternehmer Bernhard Spielberger: "Nach jedem Händeschütteln die Finger nachzählen".


Seit vielen Jahren befindet sich im schönen Wittelsbacher Park eine hässliche Ruine. Ein unfertiges Gebäude auf einem kaputten Parkhaus. Die Stadt Augsburg scheint machtlos und hilflos zu sein. Auswärtige Besucher sind entsetzt über diese Bausünde, wenn sie die Kongresshalle oder das Hotel in der Nähe besuchen. Es ist schier unglaublich, dass sich ein derartiger Chaos-Bau in Augsburg befinden kann. Das Parkhaus ist seit einiger Zeit wegen Sicherheitsproblemen geschlossen. In unserem Interview mit dem Bauunternehmer Bernhard Spielberger wird so einiges über diese schlimme Ruine beim Augsburger Hotel-Turm klar.

Gebäude-Ruine bei Hotel-Turm und Kongresshalle. Abgesichert mit zwei Drahtziäunen.


"Jedoch war Wowras Anwalt ein gewisser Herr Dr. Kurt Gribl"

Frage: Herr Spielberger, neben der Kongresshalle und dem Hotelturm befindet sich eine dubiose und kuriose Gebäude-Ruine. Können Sie uns erklären, wie es dazu kam? Wer hat hier gebaut und wie konnte das genehmigt werden?

Spielberger: Mitte der 2000er Jahre hat Jürgen Wowra als Geschäftsführer mit der Semiramis GmbH versucht ein Bauvorhaben mit dem vollmundigen Namen 'Semiramis', wohl angelehnt an die hängenden Gärten von Babylon, über dem bestehenden Parkhaus zu errichten. Aufgrund dilettanischer Vorgehensweise und zahlreichen Fehlern der Geschäftsführung  von Wowra erlitt das Bauvorhaben Schiffbruch und endete als unvollendetes Bauwerk. Die Semiramis ging in die Insolvenz. Die zukünftigen Wohnungseigentümer verloren viel Geld und fühlten sich betrogen. Es gab zahlreiche Verstöße gegen die Makler- und Bauträgerverordnung.  Baurechtliche Grundlage der Baugenehmigung war Baurecht nach § 34 BauGB - umliegende Bebauung. Dies ist natürlich völliger Blödsinn. Jedoch war Wowras Anwalt ein gewisser Herr Dr. Kurt Gribl, der über entsprechende Kontakte verfügte.

Warnung am äußeren Drahtzaun.


Frage: Wie kamen Sie zu diesem Gebäude? Wir kennen Sie in Augsburg eher als erfolgreicher Bauherr für Senioren-Residenzen wie das Albaretto.

Spielberger: Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren fast ausschließlich mit Problem-Immobilien, die kein anderer aufgrund baulicher oder rechtlicher Probleme haben möchte. Wie beispielsweise kontaminierte Kasernenflächen. So entstand auch der Kontakt zum Insolvenzverwalter, der nach zwei Jahren 'Konfrontation' mit Wowra genervt aufgab und mir 2012 einen 80% Anteil an der Wohnungseigentümergemeinschaft Parkhaus günstig überließ. Trotzdem warnte der Insolvenzverwalter mich vor Wowra. Ich kannte jedoch das Bauvorhaben und Wowras Agieren bereits, da Wowra mir es im Jahr 2000 für 5 Mio. DM, sowie Teile des Hotelturms, der ihm gar nicht gehörte,  schon einmal angeboten hatte. Mein damaliger Bausachverständiger riet mir damals sofort ab, da er das Parkhaus im Jahr 2000 bereits für ein international tätiges Augsburger Bauunternehmen untersucht hatte. Der Bausachverständige bewertete bereits im Jahr 2000 das Parkhaus für nicht mehr standsicher und das geplante Bauvorhaben oben drüber als 'reines Wunschdenken, welches sich nicht realisieren lassen würde'.

Augsburgs hässlichste Ruine bei Hotel-Turm und Kongresshalle. Schreckt ab.


Frage: Wie ist der Zustand dieser scheußlichen Ruine neben dem Hotelturm und der Kongresshalle ?

"Gefahr eines kollapsartigen Spontanversagen"

Spielberger: Folgende Bausachverständige haben das Parkhaus seit dem Jahr 2008 begutachtet und bewertet: 
Herr Rösener – hält das Parkhaus für nicht standsicher und teilweise einsturzgefährdet
HJW Leipzig – hält das Parkhaus für nicht standsicher und teilweise einsturzgefährdet
Herr Gretzinger – erhebliche statische Mängel mit der Gefahr weiterer Korrosion
Herr Bernhard – erhebliche statische Mängel mit der Gefahr eines kollapsartigen Spontanversagen
'Es ist nicht mehr die Frage, ob es einstürzen wird, sondern nur noch wann. Es kann morgen sein oder
auch erst in 10 Jahren'
Herr Sennewald – erhebliche statische Mängel, welche spätestens 2016 hätten saniert werden müssen
Herr Heidelberg – statische Mängel, die aber mit etwas Farbe behoben werden können (er war auch
immerhin schon 30 Minuten im Bauwerk – ist Wowras aktueller 'Sachverständiger'.

Warum kommt Rauch aus der Ruine?


Frage: Warum wird diese Bauruine nicht abgerissen?

Spielberger: Herr Wowra (Miteigentümer mit 0,4% Anteil) und die ehemalige Eigentümerin des Dorint-Hotels (HRGroup) wollen es nicht. Und die Gerichte drücken sich vor der Verantwortung zu entscheiden. Wowra ́s Gründe lasse ich mal dahin gestellt. Seine offiziellen Aussagen sind, dass er das Parkhaus saniert haben möchte oder ein modernes 'grünes' Parkhaus dort möchte und sich an dieser Stelle keinen Wohnungsbau vorstellen vermag. Er hat entweder Demenz oder eine besondere Sichtweise der Vergangenheit. Die HRGroup hat von Wowra Anteile am Parkhaus und Teile der südlichen Grundstücke vom Parkhaus für ca. 6,5 Mio. Euro erworben und danach festgestellt, dass die Baugenehmigung auf den südlichen Grundstücken gar nicht umsetzbar sind. Die HR ist solange gegen einen Neubau, wie die Bebauung ihres südlichen Grundstücks nicht sicher gestellt ist. Ich soll dies ermöglichen.

Stadt Augsburg lässt scheussliche Ruine zu.

Frage: Wie kam's dazu, dass noch JürgenWowra einen winzigen Anteil hat, der sich gegen den Abriss wehrt?

Spielberger: Wowra hält 0,4%, Pandox ca. 6 % (neuer Eigentümer des Hotels), HR Group ca. 3%,
Diverse Kleineigentümer 0,8%, Sie können selbst nachrechnen, wie hoch mein Anteil ist – wenn man 100 % als Gesamtes unterstellt. Der ehemalige Geschäftsführer der HR wollte von Wowra dessen sämtlichen Miteigentumsanteile sowie dessen südliche Grundstücke erwerben. Ich übergab dem damaligen Geschäftführer der HR eine Liste aller Miteigentumsanteile, die er erwerben solle. Die HR ging mit Wowra zum Notar und übermittelte mir später stolz die erworbenen Miteigentumsanteile. Leider wurden sieben Miteigentumsanteile vergessen, so dass die HR nochmals für viel Geld die restlichen Miteigentumsanteile erwerben musste. Aber auch hierbei wurde der jetzige Miteigentumsanteil vergessen. Wowra erklärte damals, dass dieser ihm gar nicht gehören würde, was ja auch stimmt, da dieser der Tower Living GmbH - Wowra ist alleiniger Gesellschafter - gehört. Ja, bei Wowra sollte man aufpassen und - wie mir mehrere Zeitzeugen berichteten - nach jedem Händeschütteln die eigenen Finger nachzählen.

Frage: Warum wehrt sich Wowra gegen Ihre Pläne? Welche Interessen stecken dahinter? Was glauben Sie?

"Ich zeigte ihm den Finger"

Spielberger: Ich war 2019/2020 kurz davor mit Wowra einen Kaufvertrag über seine Miteigentumsanteile abzuschließen. Plötzlich verlangte er einen Anteil am theoretischen Bauträgergewinn des Überbaus – seine Aussage war damals so 10-20% des Gewinns wären doch nicht zuviel. Ich zeigte ihm den Finger, der an den meisten Händen in der Mitte wächst.

Frage: Warum kaufen Sie die Anteile der anderen Besitzer nicht?

Spielberger: Ich hatte bis Ende 2023 mit allen anderen Miteigentümern - außer Wowra mit seinem Keller - eine Vereinbarung für einen Komplettabriss und Neubau. 

Frage: Ist die Stadt Augsburg machtlos? Kann sie dieses schlimme Bauwerk nicht abreißen lassen? Es stellt doch eine Schande für das Stadtbild dar, besonders für Auswärtige, die den Hotelturm oder die Kongresshalle besuchen.

Spielberger: Eine Abrissverfügung ist an strenge Vorgaben verknüpft. Dies zu bewerten ist Aufgabe der Stadt.

Frage: Was würden Sie mit diesem Gebäudewrack anstellen, wenn Sie könnten wie Sie wollten?

Spielberger: Ich würde das gesamte Bauwerk sofort abbrechen. Danach ein unterirdisches Parkhaus für Hotel, Kongress, zukünftige Bewohner, Anwohner sowie die bestehenden Miteigentümer errichten. Darüber kommt eine Seniorenresidenz für einkommensschwache Senioren im Rahmen der einkommensorientierten Wohnraumförderung - sozialer Wohnungbau - mit Gemeinschaftsraum samt Verpflegungsangebot und Sozialstation. Diese würde ich neben dem Albaretto selbst betreiben und im Familienbesitz behalten. Die Heizung/Fußboden-Kühlung würde über eine Kombination aus Grundwasser, Fernwärme und PV erfolgen. Für die zukünftigen Bewohner werden Carsharing-Autos sowie Leih-Fahrräder, auch mit Elektro-Motor, angeboten.


Besucherschreck: Kaputtes Parkhaus mit Steinhaufen.

Wann kommt der Abriss des Parkhauses?

Vorne hui und hinten pfui!


Frage: Was droht bei einem unkontrollierten Einsturz des Überbaus?

"Jedem anderen hätte man längst den Betrieb eingestgellt"

Spielberger: Südlich unter dem Parkhaus direkt unter dem Überbau verläuft eine 150mm Gasleitung zum Heizungskeller des Hotelturms. Länge ca. 60 Meter. Wenn diese beschädigt wird, droht eine Gasexplosion, welche im Umkreis von 100 bis 200 Meter alles Leben gefährdet.

Frage: Warum wurde von Seiten der Stadt dem Hotel und dem Kongress am Park nicht die Betriebserlaubnis entzogen?

Spielberger: Dem Hotel wurde von der Stadt Augsburg eine Jahres-Frist zum Nachweis der baurechtlich erforderlichen Stellplätze bis zum 23.10.2023 gegeben. Diese ist verstrichen, ohne dass die Stadt etwas unternommen hat. Das Hotel kann die zum Betrieb notwendigen Stellplätze nicht nachweisen. Jedem anderen hätte man längst den Betrieb eingestellt. 

Frage: Und wie ist das bei der Kongresshalle?

Spielberger: Das selbe gilt für die Kongresshalle. Der über 600 Meter entfernte Parkplatz an der Sporthalle ist kein Stellplatznachweis gemäß der städtischen Stellplatzsatzung. Wurde extra wegen der Kongresshalle auf 300 Meter erhöht. Und schon gar nicht nach der Bayerischen Bauordnung.

Neue Augsburger Rundschau: Herr Spielberger, wir bedanken uns für Ihre aufklärenden Worte.

Schlimmer Zustand im schönen Wittelsbacher Park.

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Die Zeit berichtet über Wowras merkwürdige Geschäfte.


"Jürgen Wowra verdient sein Geld mit den ungewöhnlichsten Flüchtlingsunterkünften Deutschlands. Sein Unternehmen Paranet hat sich eigentlich auf Sporthallen und die Überdachung von Schwimmbädern spezialisiert. Doch seit einigen Monaten rufen vor allem Bürgermeister bei Wowra an, verzweifelt auf der Suche nach einer Möglichkeit, Hunderte Flüchtlinge innerhalb weniger Tage unterzubringen." (Zeit online)

Bewertungen von Wowras Firma auf dem Internet-Portal kununu.


Augsburgs Politiker machen sich Gedanken.


Wir wünschen uns hier mehr Engagement

Augsburgs Politiker reagieren auf scheußliche Ruine im Park

Anfrage: Parkhaus Kongress am Park

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

die Parksituation am Kongress am Park hat sich mit der Schließung des Bestandsparkhauses zugespitzt. Von der Wohnbauruine auf dem Dach geht zudem eine erhebliche Gefahr für Passant/innen aus, weshalb das Umfeld inzwischen weiträumiger abgesperrt werden musste und Wegabschnitte im Wittelsbacher Park nicht mehr zugänglich sind. Der marode Gebäudekomplex beeinträchtigt seit Jahren massiv das Erscheinungsbild, insbesondere auf der Wittelsbacher-Park-Seite. Der Tagespresse ist zu entnehmen, dass die verschiedenen Immobilieneigentümer ihre Konflikte teils gerichtlich austragen und weit von einer Einigung entfernt scheinen. Wir wünschen uns hier mehr Engagement, um den jahrelangen Stillstand zu beenden und für alle Seiten tragfähige Lösungen zu finden.

Vor diesem Hintergrund stellen die Stadtratsfraktionen von CSU und GRÜNEN folgende Anfrage:Unter welchen Voraussetzungen ist mit Blick auf den Parkhausbau ein Handeln der Stadt Augsburg möglich – z.B. durch die Verfügung eines Abrisses / (Teil-) Neubaus?
Wie weit sind die Planungen, Parkraumbewirtschaftung und Bewohnerparken auf das Antonsviertel auszudehnen, inzwischen gediehen? Sieht die Verwaltung die Möglichkeit, durch entsprechende Maßnahmen die Parksituation in den Zeiträumen, in denen Kongresse stattfinden, zu verbessern – etwa durch bewirtschaftete Parkplätze, die zu Kongresszeiten den Teilnehmenden zur Verfügung stehen?
Wie beurteilt die Verwaltung das Potenzial und die Realisierungsmöglichkeiten einer einfachen bzw. einer um Sharingangebote und Radinfrastruktur erweiterten Quartiersgarage am Standort des maroden Parkhauses, die die Stellplatzsituation des Kongress am Park berücksichtigt und die Parkplatzsituation für Anwohnende verbessert?
Wie ist alternativ die Errichtung einer erweiterten Quartiersgarage mit Sharingangeboten und Radinfrastruktur auf dem Parkplatz der Erhard-Wunderlich-Halle zu beurteilen?

Begründung:

Durch die derzeit nicht vorhandenen Parkmöglichkeiten für Kongress am Park und Hotelbetrieb erhöht sich spürbar der Parkdruck auf das Antonsviertel. Maßnahmen wie Parkraumbewirtschaftung und Bewohnerparken könnten hier zu deutlichen Entlastungen führen und würden darüber hinaus den Zielen des Mobilitätsplans entsprechen. Auch eine erweiterte Quartiersgarage, in der neben Parkplätzen für die Quartiersbevölkerung auch Sharingangebote sowie Rad- und Ladeinfrastruktur vorhanden sind, könnte zielführend sein. Um in Erfahrung zu bringen, in welchen Stadtvierteln die Einrichtung erweiterter Quartiersgaragen sinnvoll wäre, haben wir bereits im Jahr 2023 einen entsprechenden Prüfauftrag eingereicht. Der Kongress am Park spielt zudem eine wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort Augsburg. Fehlender Parkraum als Dauerzustand kann einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bedeuten, weshalb dringender Handlungsbedarf besteht.

Mit freundlichen Grüßen

Uz.: 

Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender CSU

Matthias Fink
Stadtrat CSU

Peter Uhl
Stv. Fraktionsvorsitzender CSU

Josef Hummel
Stadtrat CSU

Rolf Rieblinger
Stadtrat CSU

Astrid Gabler
Stadträtin CSU

Verena von Mutius-Bartholy
Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Denis Anan
Stv. Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

Christine Kamm
Stadträtin Bündnis 90/Die Grünen

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