Schillers Wochenkommentar: Denken ist Glückssache

Liliane Mesmer: „Semiramis 2020".


Es gibt Menschen, die denken zu kompliziert, weshalb man diesen gerne attestiert, dass sie „um die Ecke denken“. Seit Corona gibt es nun auch „Querdenker“, die nicht geradlinig, sondern eben „quer denken“. Es gibt aber auch andere, die nachdenken, bevor sie handeln und dann gibt es noch jene, die erst handeln und dann denken, was sich mitunter als unüberlegt herausstellt. Denken, so hat es den Anschein, scheint also, wie es eine alte Redewendung besagt, Glücksache zu sein. 


Warum nun hier dieser Denk-Exkurs?

Weil von denen, die Corona-Verhaltensmaßregeln verordnen, der eine oder die andere „um die Ecke denkt“. Wie sonst sollen nicht zum Nachdenken aufgelegte Bürger verstehen, dass Museumsbesuche trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte (wir berichteten) nicht erlaubt sind, dagegen ein Besuch in einer Galerie – ebenfalls unter Einhaltung der Hygienevorschriften – aber schon. Die einfach (aus)gedachte Erklärung besagt, dass eine Galerie Gemälde, Skulpturen und Objekte zum Verkauf anbietet, ein Museum aber nur zum Betrachten seiner Kunstschätze einlädt. Kommen deshalb Besucherströme in die Museen? Nein! Stürmen die Käufer hochpreisiger Kunst, wie zum Beispiel die des Berliner Malers Christopher Lehmpfuhl in der Galerie Noah im Glaspalast? Nein! Stürmen potenzielle Käufer in der „Großen Schwäbischen“, nur ein Stockwerk unter der Galerie Noah im Glaspalast, um eines der dort präsentierten Werke dem Mitinteressenten aus den Händen zu reißen?

Fakt ist: Weder unten noch oben drängeln sich die Kunstfreunde. Deshalb darf gefragt werden, ob in Sachen Museen kontra Galerie mit zweierlei Maß gemessen wird? Ein jeder denke sich hier sein Teil!

Und ein kleiner Seitenhieb sei der geradlinig denkenden Kommentatorin erlaubt. Sollten Besucher im H2 – Raum für Kunst ein menschliches Bedürfnis spüren, müssen Sie sich glatt über Corona-Verordnungen hinwegsetzen und sich nach links ins geschlossene H2-Zentrum begeben, denn dort sind die Örtlichkeiten für dringliche Bedürfnisse. Eine Notdurft darf nämlich niemand verwehrt werden. Danach bitte wieder nach rechts und zurück in die „Große Schwäbische“, denn die Ausstellung „Blue Planet“ links im H2-Zentrum darf wegen der Corona-Vorschriften nicht angesehen werden.

Sybille Schiller, die nachdenkliche

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