"Kein musealer Hotspot bekannt!"
Drei Forderungen
Ein Ende der durch die Pandemie bedingten Einschränkungen ist nicht in Sicht. Und viele Museen fragen sich mit einem bangen Blick in die Zukunft: Wie soll es weitergehen?
Rückblick
Die Schließung der Museen Anfang November erscheint angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen im Rückblick als logische Entscheidung. Trotzdem fühlten sich die Museen zunächst als Infektions-Hotspot gebrandmarkt, obwohl sie über ausgezeichnete und wirklich durchdachte Hygienekonzepte verfügten. Auch die Besuchenden waren stets einsichtig und hielten sich an die Regeln – ebenso wie ja auch in den Konzert- und Opernhäusern. Bis heute ist kein musealer Hotspot bekannt geworden.
Wir erlauben uns deshalb, als Fazit drei Forderungen zu formulieren:
1. Die Museen zwischen Wellness und Zoo
Begleitet wurde der Beschluss zur Schließung der Museen mit einer intransparenten Informationspolitik. Man hatte sie schlichtweg vergessen. Aus den Medien erfuhren die bayerischen Museen schließlich von der Schließung. Wobei man schon genau nachlesen musste, denn die Museen fanden sich nicht unter Kultureinrichtungen, sondern waren zwischen Wellnesseinrichtungen, Bordellen und Zoos aufgeführt. Museen sind aber wie Schulen und Volkshochschulen Bildungseinrichtungen.
1250 Museen, knapp 20 Millionen Besucherinnen und Besucher - wir sind groß, aber brauchen eine größere Wahrnehmbarkeit und Lobby!
Fazit: Die Museen wollen unter „M“ als eigenständige Kultur- und Bildungsinstitutionen erscheinen.
2. Die Museen sind geschlossen, das Personal dreht Däumchen?
Eine verbreitete, aber schon immer falsche Meinung. Die Museen arbeiten im Hintergrund weiter, was für den normalen Besuchenden vordergründig nicht sichtbar ist. Unsere Institutionen sind zwar für den Publikumsverkehr geschlossen, aber die Aufgaben der Museen und Sammlungen umfassen ein riesiges Spektrum. Jedes Museum verwahrt schützenswertes Kulturgut. Die Realisierung und Präsentation von Ausstellungen ist nur ein kleiner Aspekt der musealen Arbeit. Das Bewahren, Erforschen und das Vermitteln – und die immer wichtiger werdende mediale Präsenz – erfordern große Kraftanstrengungen, die durch die knappen Personalressourcen nur mit größtem Engagement von den Verantwortlichen bewerkstelligt werden können. In einigen Museen wird die Situation zusätzlich verschärft, indem auch in Bereichen, die nicht unmittelbar von den Schließungen betroffen sind, Kurzarbeit eingeführt wird.
Fazit: Museumspersonal ist wertvoll und sorgt mit ihrer Arbeit für die Sichtbarkeit der Museen. Wir fordern von allen Museumsträgern: Helft uns dabei, dass wir weiter arbeiten können.
3. Blick in die Zukunft: Die finanzielle Katastrophe am Horizont
Die Museen trifft die erneute Schließung. Vor allem die Museen, die von den Einnahmen der Sonderausstellungen ihre zukünftigen Ausstellungsprogramme und andere Museumsabteilungen quer finanzieren, stehen vor großen finanziellen Herausforderungen.
Bayern vermarktet sich wie kaum ein anderes Bundesland als Kulturstaat und es ist sicherlich gut und richtig, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Nur: Was passiert, wenn die freiwillige Leistung wegfällt. Was passiert mit dem Sammelgut? Die Museen verwalten das beeindruckende Kulturerbe Bayerns, Deutschlands und Europas. An den Museen wird grundlegende Vermittlungsarbeit geleistet, um unsere Identität und Kultur am Leben zu erhalten. Knapp 20 Millionen Menschen besuchen die bayerischen Museen jährlich, denn Museen sind wichtige Kultur-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.
Es wäre zu wünschen, dass die Bedeutung der Museen für die Gesellschaft erkannt und gefördert wird. Es muss darüber nachgedacht werden, wie den Trägern (Stadt, Land, Bund) geholfen werden kann. Die Kommunen, die in Bayern den größten Teil der Museen unterhalten, brauchen angesichts der zu erwartenden großen Belastungen der städtischen Haushalte eine gezielte Förderung für die vielen Kreis-, Heimat- und Stadtmuseen. Aber auch die vielen kleinen Häuser in privater oder halbprivater Trägerschaft müssen unterstützt werden.
Fazit: Die Museen im Freistaat Bayern brauchen dringend finanzielle Unterstützung, um das Überleben der kulturellen Vielfalt zu sichern. Nur so kann Kulturerbe und damit ein unverzichtbares Fundament bayerischer Identität bewahrt werden!
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Museen in Bayern
Dr. Christof Trepesch, Augsburg
Dr. Elisabeth Boser, Dachau
Dr. Marina von Assel, Bayreuth
Dr. Maria Baumann, Regensburg
Dr. Stefanie Buchhold, Passau
Dr. Rainhard Riepertinger, Augsburg
Dr. Thomas Schauerte, Aschaffenburg
Dr. Christof Trepesch ganz links und Sybille Schiller ganz rechts - im Augsburger Schaezlerpalais. |
Drei Forderungen
Ein Ende der durch die Pandemie bedingten Einschränkungen ist nicht in Sicht. Und viele Museen fragen sich mit einem bangen Blick in die Zukunft: Wie soll es weitergehen?
Rückblick
Die Schließung der Museen Anfang November erscheint angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen im Rückblick als logische Entscheidung. Trotzdem fühlten sich die Museen zunächst als Infektions-Hotspot gebrandmarkt, obwohl sie über ausgezeichnete und wirklich durchdachte Hygienekonzepte verfügten. Auch die Besuchenden waren stets einsichtig und hielten sich an die Regeln – ebenso wie ja auch in den Konzert- und Opernhäusern. Bis heute ist kein musealer Hotspot bekannt geworden.
Wir erlauben uns deshalb, als Fazit drei Forderungen zu formulieren:
1. Die Museen zwischen Wellness und Zoo
Begleitet wurde der Beschluss zur Schließung der Museen mit einer intransparenten Informationspolitik. Man hatte sie schlichtweg vergessen. Aus den Medien erfuhren die bayerischen Museen schließlich von der Schließung. Wobei man schon genau nachlesen musste, denn die Museen fanden sich nicht unter Kultureinrichtungen, sondern waren zwischen Wellnesseinrichtungen, Bordellen und Zoos aufgeführt. Museen sind aber wie Schulen und Volkshochschulen Bildungseinrichtungen.
1250 Museen, knapp 20 Millionen Besucherinnen und Besucher - wir sind groß, aber brauchen eine größere Wahrnehmbarkeit und Lobby!
Fazit: Die Museen wollen unter „M“ als eigenständige Kultur- und Bildungsinstitutionen erscheinen.
2. Die Museen sind geschlossen, das Personal dreht Däumchen?
Eine verbreitete, aber schon immer falsche Meinung. Die Museen arbeiten im Hintergrund weiter, was für den normalen Besuchenden vordergründig nicht sichtbar ist. Unsere Institutionen sind zwar für den Publikumsverkehr geschlossen, aber die Aufgaben der Museen und Sammlungen umfassen ein riesiges Spektrum. Jedes Museum verwahrt schützenswertes Kulturgut. Die Realisierung und Präsentation von Ausstellungen ist nur ein kleiner Aspekt der musealen Arbeit. Das Bewahren, Erforschen und das Vermitteln – und die immer wichtiger werdende mediale Präsenz – erfordern große Kraftanstrengungen, die durch die knappen Personalressourcen nur mit größtem Engagement von den Verantwortlichen bewerkstelligt werden können. In einigen Museen wird die Situation zusätzlich verschärft, indem auch in Bereichen, die nicht unmittelbar von den Schließungen betroffen sind, Kurzarbeit eingeführt wird.
Fazit: Museumspersonal ist wertvoll und sorgt mit ihrer Arbeit für die Sichtbarkeit der Museen. Wir fordern von allen Museumsträgern: Helft uns dabei, dass wir weiter arbeiten können.
3. Blick in die Zukunft: Die finanzielle Katastrophe am Horizont
Die Museen trifft die erneute Schließung. Vor allem die Museen, die von den Einnahmen der Sonderausstellungen ihre zukünftigen Ausstellungsprogramme und andere Museumsabteilungen quer finanzieren, stehen vor großen finanziellen Herausforderungen.
Bayern vermarktet sich wie kaum ein anderes Bundesland als Kulturstaat und es ist sicherlich gut und richtig, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Nur: Was passiert, wenn die freiwillige Leistung wegfällt. Was passiert mit dem Sammelgut? Die Museen verwalten das beeindruckende Kulturerbe Bayerns, Deutschlands und Europas. An den Museen wird grundlegende Vermittlungsarbeit geleistet, um unsere Identität und Kultur am Leben zu erhalten. Knapp 20 Millionen Menschen besuchen die bayerischen Museen jährlich, denn Museen sind wichtige Kultur-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.
Es wäre zu wünschen, dass die Bedeutung der Museen für die Gesellschaft erkannt und gefördert wird. Es muss darüber nachgedacht werden, wie den Trägern (Stadt, Land, Bund) geholfen werden kann. Die Kommunen, die in Bayern den größten Teil der Museen unterhalten, brauchen angesichts der zu erwartenden großen Belastungen der städtischen Haushalte eine gezielte Förderung für die vielen Kreis-, Heimat- und Stadtmuseen. Aber auch die vielen kleinen Häuser in privater oder halbprivater Trägerschaft müssen unterstützt werden.
Fazit: Die Museen im Freistaat Bayern brauchen dringend finanzielle Unterstützung, um das Überleben der kulturellen Vielfalt zu sichern. Nur so kann Kulturerbe und damit ein unverzichtbares Fundament bayerischer Identität bewahrt werden!
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Museen in Bayern
Dr. Christof Trepesch, Augsburg
Dr. Elisabeth Boser, Dachau
Dr. Marina von Assel, Bayreuth
Dr. Maria Baumann, Regensburg
Dr. Stefanie Buchhold, Passau
Dr. Rainhard Riepertinger, Augsburg
Dr. Thomas Schauerte, Aschaffenburg
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