Au! Au! Au! Versemmelte Grottenau!

Augsburger Bau-Blödsinn: wer mag noch hinschauen?

Ecker meckert

Kommentar

Wenn Augsburgs Stadtbaumeister modernisieren, dann wirds oft schlimm. Ganz schlimm sogar. Ja, auch Elias Holl hat alte Bauwerke abgerissen und neue an ihrer Stelle erreichtet. Aber er hatte ein Händchen für gute Baukunst. Das sehen wir an einigen Wassertürmen, dem Zeughaus, der Stadtmetzg und dem Rathaus. 

Als die Autos und der Verkehr in Augsburg einzogen, wurden viele grandiose Tore und Türme gnadenlos abgerissen. Augsburg verlor sein besonderes Flair als weltweit bewunderte Baukunst-Stadt. Und weil Augsburg mit seiner Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg auch die deutsche Todesmaschine kräftig belieferte wurde sie ab 1940 immer stärker von den Fliegern der Gegner bombardiert. Weitere viele schöne alte Gebäude wurden in Schutt und Asche gelegt. 

OB Eva Weber lässt das Rathaus segnen. Hat sie das bei der Grottenau versäumt?


Der Aufbau in den 1950ern und 1960ern geriet in Augsburg unter dem Mäntelchen der Modernität meistens zu langweiligen Wohnkästen. Wobei wir in der Gegenwart genauso blöd sind. Seht Euch nur mal die anödenden Wohn-Würfel auf dem Gebiet der ehemaligen Hasenbräu an. Grauenhaft! Wer hat das verbrochen, mitten in der Altstadt? Schande! 

Sehen wir ihm die Qualen der städtischen Angestellten hinter der Mauer an?
Figur an der ehemaligen Grottenau-Post.

Größere Bauvorhaben klappen in Augsburg seit einigen Jahrzehnten nicht besonders gut. Oder sie werden Denkmale der Dummheit, Mittelmäßigkeit oder gar Hässlichkeit. Ausnahme: Die Olympia-Strecke am Eiskanal zu den Olympischen Spielen. Wie war das mit der schönen Hochablass-Gaststätte? Sie wurde abgerissen. Angeblich wegen Trinkwasserschutz. Wohl eher für die Interessen der Augsburger Beton-Lobby. Die neue Gaststätte dort wurde schon letztes Jahr niedergemacht. 

Das Verbrechen mit dem grandiosen Ludwigsbau, dem herrlichen Kaiserhof und den wunderbaren Hotels in der Bahnhofstraße will ich nicht gern erwähnen. Mir fängt das Herz zum Bluten an. Wir bekamen eine neue Stadtbücherei. Jedoch wurde das kleine Kino Tivoli dort nicht kreativ integriert. Das Café in der Bücherei wurde  dann so getauft, aber erst mal gegen die Wand gefahren.

Vor 700 Jahren, also 1321, wurden in Augsburg zwei gotische Schiffe sowie das Süd- und das Nordportal am Dom angebaut. Sie sind der Ostchor und bilden damit das Erscheinungsbild, wie es bis in die Gegenwart erhalten ist. Bauherr war damals ein gewisser Kustos Konrad von Randegg. Wir sollten ihn heiligsprechen und als Vorbild für Augsburger Baumeister hernehmen.

Augsburger Baukunst - wo ist sie geblieben?

 Wir denken nur ein paar Jahre zurück an die Pleite im Eisstadion. Die Zuschauer konnten den Puck nicht mehr sehen. Mit vielen Millionen musste nachgebessert werden. 

Wie hätte Elias Holl, unser legendärer Baumeister, das Grottenau-Gebäude für die Musiker und die Stadtverwaltung gebaut?, frage ich. Sicher wäre er nicht so doof gewesen und hätte zwei derart grundverschiedene Berufe zusammengesperrt. Die städtischen Angestellten klagen über viel zu lautes Musizieren, über Kopfschmerzen und kaum mögliche Konzentration. Die Musiker schimpfen über die Kunstbanausen, die Musik mit Lärm verwechseln. Das Verhältnis zwischen denen ist mindestens so krank, wie der komische Aufbau dieses geschundenen Gebäudes.

Hermann Hesse beschrieb Augsburg durch seine bauliche Schönheit einst als "Märchenstadt."

Für viel Geld sei da Lärmschutz reingebaut worden, erfahren wir. Tja, das kommende Problem scheint also durchaus bekannt gewesen zu sein. Ein Malheur des Augsburger Stadtbaumeisters, der inzwischen den Spitznamen "Murksle" bekommen hat?

Wäre Elias Holl auf die Idee gekommen, die städtischen Angestellten in das ehemalige Stadtarchiv am Stadtmarkt einzuquartieren? Wahrscheinlich! Unsere letzte Stadtregierung kam nicht auf diese Idee, sondern verscherbelte dieses Gebäude an einen Radio-Betreiber. Viel zu billig dazu, wie manche Immobilien-Experten meinen. Hat da jemand aus der Schaltstelle der früheren Stadtregierung mitgemauschelt? 

Mit Schrecken denken wir an weitere Baustellen wie Perlachturm, Römermuseum, Bahnhofstunnel und Theaterrenovierung. Römermuseum und Perlachturm als unbegehbare Ruinen. Der Bahnhofstunnel ohne Radweg in der Fahrradstadt Augsburg.

Wird an dieser Baustelle Augsburgs größtes Bau-Fiasko entstehen?

Schlimm genug, dass man das Stadttheater nach dem Krieg wieder so aufbaute, wie es von Adolf Hitler umgebaut wurde. Jedoch wird die kommende Baustelle alles bisher dagewesen an Murks und Pannen übertreffen. Hundertpro! Wir geraten damit sicher nicht nur ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes, sondern auch in das Guinnessbuch der Rekorde: für die größte Baukatastrophe im 21. Jahrhundert. 

Wird es dann als Augsburgs Augias-Stalltheater ausgelacht werden?


Martin Ecker

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