Seit vielen Jahren präsentiert die Organisation Misereor ein künstlerisch bearbeitetes "Hungertuch". Dieses Jahr wird es von der Künstlerin Lilian Moreno Sánchez gestaltet, die in der Augsburger Ballonfabrik ihr Atelier besitzt.
Die Künstlerin mit ihrem Werk in Chile. |
Lilian Moreno Sánchez, geboren 1968 in Buin/Chile, studierte Bildende Kunst an der Universität von Chile in Santiago de Chile und kam nach ihrem Diplom durch ein DAAD Stipendium nach Deutschland, wo sie ihre Studien an der Akademie der Bildenden Künste in München fortsetzte; seit Mitte der 90-er Jahre lebt und arbeitet sie in der süddeutschen Stadt Augsburg.
Die Künstlerin radelt zu ihrem Atelier in der Ballonfabrik. |
Ihre Kunst durchbricht die Oberflächlichkeiten des Lebens und kreist, die Erfahrungen während der chilenischen Militärdiktatur verarbeitend, um Leid und seine Überwindung durch Solidarität. Oft verarbeitet sie Röntgenbilder und trägt ihre Zeichnungen auf Krankenbettwäsche auf. Lilian Morenos Werke bleiben nicht bei der Passion stehen: Über aller Realität steht auch schon die Verklärung.
Das Bild für das Hungertuch 2021 der Künstlerin Moreno Sánchez hat den Titel: "Du stellst meine Füße auf weiten Raum". |
Basis des Hungertuch-Bildes ist ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt worden ist.
Das Bild von Sánchez ist auf drei Keilrahmen, bespannt mit Bettwäsche, angelegt. Der Stoff stammt aus einem Krankenhaus und aus dem Kloster Beuerberg nahe München. Zeichen der Heilung sind eingearbeitet: goldene Nähte und Blumen als Zeichen der Solidarität und Liebe. Leinöl im Stoff verweist auf die Frau, die Jesu Füße salbt und auf die Fußwaschung.
Misereor lässt seit 1976 alle zwei Jahre ein Hungertuch von Künstlern aus den Südkontinenten zu Themen der globalen Solidarität und Gerechtigkeit gestalten. Das Hungertuch wird auf Stoff vervielfältigt und von vielen kirchlichen Gemeinden, Schulen und anderen Gruppen während der Fastenzeit genutzt. Mit Hungertüchern werden traditionell in der Fastenzeit in katholischen Kirchen der Altarraum oder zumindest dortige Kreuze, Bilder und Statuen verhängt. Die Stoffe - auch Fastentücher genannt - sollen während der 40-tägigen Bußzeit vor Ostern zum "Fasten der Augen" anregen.
Den Brauch gibt es seit rund 1.000 Jahren.
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