Tex Warner: Country-Musiker mit Kontakten nach Nashville

Tex Warner, der Augsburger Country-Star.


Augsburgs Country-Music-Ikone Tex Warner zum 75. Geburtstag

Mit dem Begriff Ikone sollte man vorsichtig umgehen, beschreibt er doch im religiösen Sinn ein Heiligenbild. Und damit wird die Wertung je nach persönlicher Ausrichtung extrem subjektiv. Versteht man Ikone jedoch als Verkörperung bestimmter Werte oder eines Lebensgefühls, dann ist der Begriff für Tex Warner (T.W.), bürgerlich Werner W. Frick, eindeutig und positiv besetzt.

Tex Warner konnte in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag feiern. Mehr als fünf Jahrzehnte seines Lebens tauchte er in die Country-Music ein. Er ist DER Augsburger Sänger, Musiker und Songschreiber der die amerikanische Musik und das ihr zugrundeliegende Lebensgefühl der kleinen Leute in den ländlichen Gebieten der Vereinigten Staaten trefflich wiedergibt. T.W. brachte als einer der ersten Deutschen den Western-Sound aus den Kasernen der US-Streitkräfte in die deutschen Clubs und Wohnzimmer, lange bevor Country-Music bei uns populär wurde.

Auf seinen vielen Reisen in den USA, nicht nur ins Epizentrum Nashville, studierte Tex Warner die Geschichte dieser Musik und seiner Interpreten.1999 veröffentlichte er das Lexikon der Country Musik, ein Kompendium mit mehr als 1300 Begriffen, Zuordnungen und Interpreten.


Tex Warner and the Westernaires: Single, live aufgenommen und produziert vom legendären Augsburger Wirt und Promoter Charly Held auf seinem Tarantel-Label. 

Sein Herz schlägt jedoch für das Singen und Spielen von musikalisch erzählten Geschichten, etwa über das harte Leben der Bergleute in den Kohleminen von Kentucky oder das mühselige Tagwerk eines Ranchers. Natürlich sind es auch traurige Erzählungen, die aufgrund T.W.s Fingerfertigkeit nie schnulzig „rüberkommen“. Tex kann aber auch scharfe Gitarrenriffs, wenn er z.B. über Bootlegger (Schwarzbrenner) singt.

Fragt man Tex Warner warum er sein Leben der Country-Music gewidmet hat, so antwortete er Arno Löb im Interview für das Lexikon der Augsburger Pop Geschichte: "Das Gefühl und die Ehrlichkeit in den Liedern überzeugt mich".

T.W. wurde 1946 in Gersthofen, damals wie heute ein kleiner Vorort von Augsburg geboren. Als der bedeutendste bayerische Standort der US Army war der American Way of Life in der Stadt Augsburg mit seinen großen US-Kasernen sehr präsent. Tex älterer Bruder hörte leidenschaftlich gern den „Ami Sender AFN“, so begann auch sein Interesse an dem damals ungewöhnlichen Sound.


Tex Warner besingt den weißen Cadillac.



Musik erleben, heißt Musik selber spielen. Tex Warner (T.W.) kaufte sich von dem durch Zeitungsaustragen verdienten Geld die erste Gitarre. Geübt wurde, mangels Noten nach Gehör, durch das ständige Wiederholen der auf AFN gespielten Songs. T.W. gründete die erste Band und erhielt, trotz klassischem Westernhemd, das erste Engagement nur im Tennisclub Meitingen. Das Repertoire mit sechs Liedern riss niemand vom Hocker.

Richtig ab ging es mit Tex Warner and the Country Boys nach den ersten Auftritten in den Clubs der US Kasernen. Zwar mussten sie anfangs noch „für den Hut“ spielen, da lässt der Wirt einen Western-Hut durchs Publikum reichen und die Gäste werfen so viel Geld rein wie sie wollen.

So kam am Payday (Zahltag) der GIs mehr zusammen als gegen Ende des Monats. Aber mehr als 5 US-Dollar für die Band waren es nie. Viel wichtiger als Geld waren für Tex die vielen Kontakte, die er mit US Soldaten knüpfen konnte. Die GIs waren oft selbst aus der Country Szene. Während seiner Zeit im Country-Mekka Nashville haben diese Kontakte ihm sehr geholfen, beispielsweise wurde er als einer der wenigen Europäer in die Country-Music Association aufgenommen.

In Deutschland spielte Tex nun mit der neuen Band Westernaires bis zu 100 Auftritte im Jahr in den NCO Clubs (Musikkneipen für Unteroffiziere in den Kasernen). Gleichzeitig wurde man in der regionalen Musikszene auf ihn aufmerksam. Sein feines und filigranes Gitarrenspiel und sein fetziger Steelsound führten Tex bis ins Württembergische Staatstheater.

In Augsburg standen er und seine Band jahrzehntelang auf der Bühne des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes, Plärrer und Musikhallen. Längst vergessene Kneipen- Disko- und Club-Namen tauchen beim Lesen seiner historischen Engagementliste auf: Tarantel, Domizil, Waikiki, Golden Girl Club, Cafe Regent, Casino Club 135 (weil anfangs jedes Getränk nur 1,35 DM kostete) oder auch der Nashville Club.

Tex Warner überzeugt nicht nur live in concert. 1972 veröffentlichte er seine erste Single (so hießen die kleinen schwarzen Scheiben, die sich auf einem Plattenspieler drehten) mit dem A-Seiten-Song „Kiss An Angel Good Morning“. 1974 gab es die erste Eigenkomposition „ Alone In A Crowd“. 1980 gründete Tex seine eigene Musik-Medien Gesellschaft TAW und veröffentlichte zwei MC/CD namens „Its Country-Music Time Vol. 1 und 2“. Darauf sind auch eigene Songs. Inspiriert durch die Sehnsuchtswünsche der Amerikaner nach vorzeigbarem Lebenserfolg widmete er auch einem weißen Cadillac ein Lied.

Mit dem Ende der US-Militärpräsenz in Augsburg änderten sich die Engagements. Nahezu ausschließlich deutsche Clubs im gesamten süddeutschen Raum baten Tex Warner jetzt unter alleinigem Namen aufzutreten. Mit zunehmender Altersreife spielt er als Country-Trio nur noch mit Joe Götz (Banjo) und Roland Höffner (Bass) auf. Zurückblickend sagt Tex, daß er mit vielen großartigen Künstlern spielen durfte, wie Teufelsgeiger Fred Krs, Klaus Hoffmann, Alfred Ruddigkeit und Rainer Effenberger.

Die Country-Music nährte ihn redlich, aber Reichtümer konnte er nicht anhäufen, so dauerte es 45 Jahre bis er sich die Traum-Gitarre Gibson Jumbo 200 erfüllen konnte.

Tex Warner ist persönlich so authentisch wie seine Musik.

Keep walking the line, Tex !


Gast-Autor: Edgar Mathe


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Sobald es die Corona-Beschränkungen zulassen, kann man auf seiner Homepage seine Auftrittsorte- und -termine wieder finden.

Bis dahin lohnt sich eine seiner CDs zu hören oder zumindest auf den Youtube-Teaser Tex Warner, "Orange Blossom Special" oder Tex Warner & The Westernaires, "Alone in a Crowd", 1984 im Barbarasaal Augsburg, zu klicken

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