Duell der Radios um die Augsburger Hörerschaft

Gerade jetzt in der Pandemie-Ära, in der die Leute viel daheim bleiben müssen, lesen sie mehr, schauen mehr beim Pantoffelkino zu - oder hören noch mehr Radio. Darum fällt auf, dass die Radio-Stationen aktuell mächtig Werbung rausknallen und um die Zuhörer buhlen.

Beim Augsburger Privatradio RT1, das früher viel Wert auf den Punkt in RT.1 legte, damit es nicht mit RTL verwechselt wurde, ist ein neuer Vorzeige-Mann angetreten. Der bekannte Radio- und TV-Moderator sowie FCA-Stadion-Sprecher Rolf Störmann ist ab sofort die neue Morgenstimme bei HITRADIO RT1. Der Name ist künftig Programm: Störmann & Co. An seiner Seite wecken mit: Chris Hädrich, Ramona Schwab und das ganze RT1-Team

Der Punkt ist aus dem Namen verschwunden

Vorbei ist es nun mit dem Werbespruch "Die meiste Abwechslung". Mit seinem neuen Werbeslogan "RT1 ... genau meins!" und der Augsburger Stadtsilhouette im Hintergrund wird schon auf die Werbekampagne von Radio Schwaben reagiert, der seit einiger Zeit überdeutlich am Horizont aufgetaucht ist und schon viele begeisterte Hörer gewonnen haben. "Dein Leben ist ein Hit", haben sich die Macher von Radio Schwaben als Motto ausgedacht.

Zum Blödel-Sender verkommen

Karsten Kröger, Programmgeschäftsführer von RT1 erklärt das so: "Marken-Profil weiter verschärfen. Es soll keine Werbebotschaft sein, sondern ein Versprechen an unsere Hörerinnen und Hörer“. Er gibt damit wohl zu, dass sein Sender, der die Menschen mit diversen Geldgeschenken zu seinem Kanal locken wollte, in letzter Zeit keinen starken Kontakt und wenig Bindung zu seinen Hörern in der Region hat. Nun fehlt eine gute Redaktion wie einst unter Florian Pittroff und der Sender verkam nach und nach mit Ranzmayr & Co. immer mehr zum Blödelsender. Natürlich noch lange kein Grund unterzugehen wie einst Radio Kö.

Die Nachrichten sind bekannt

Inzwischen ist das Zeitalter der Podcasts und Clubhouse angebrochen.  Die Menschen wollen wieder längeren Gesprächen zuhören und es reicht ihnen nicht mehr x-beliebige Dudelsound zu hören. Das erledigen inzwischen eine Unzahl von Internet-Radios viel besser und oft ohne störende Werbung. Ein gut informierter Hörer: "Da brauchts kein Regional-Radio, das auch nur die Nachrichten verbreitet, die wir schon längst aus den regionalen Zeitungen kennen." 

Im Augsburger Hörer-Raum wollen auch Sender wie der Bayerische Rundfunk (BR), Antenne Bayern, Radio Fantasy, Rockantenne und EgoFM mitmischen. Sogar die Kirche schickt mit seinem Digital-Sender Radio Augsburg einen eigenen Kanal ins Rennen. Aber auch alte Radio-Helden wie Albert Fink und Dieter Bichl sind noch über ein eigenes Internet-Radio, das sich La Rocks-Radio nennt zu hören. Radio-Legende Werner Lengenfelder ist zum MDR abgewandert und kümmert sich dort um Oldie-Stars wie Udo Lindenberg und Peter Maffay. Das Klassik-Radio mit Sitz in Augsburg ist bundesweit orientiert und gerade mit seinem Umbau des Gebäudes am Stadtmarkt beschäftigt.

Hier rocken Albert Fink und sein Team.

Die Jugend hört nicht mehr Radio

Der BR bemüht sich seit einiger Zeit viel mehr um Augsburg. Sogar Augsburger Musiker werden nun gespielt. Natürlich ist dort die Ober- und niederbayerische Musik-Szene noch viel stärker vertreten. Rockantenne, ein Sender der früher gerne von Augsburger Rockmusikern gehört wurde, hat viel Sympathie verloren, da er kaum Augsburger Bands durch die Lautsprecher jagt. Was aber auch für viele andere Sender gilt. Finks La Rocks Radio ist da schon rockig-regionaler. Sogar wilde Datschiburger Bands wie Impotenz werden hier gespielt. Ziemlich abgetaucht ist der einstige Jugend-Lieblingssender Fantasy, den Daniel Melcer rechtzeitig verlassen hat, bevor er bedeutungslos wurde. Ein Kult-Moderator wie Alexander Wohlrab ist inzwischen lieber hinter seiner Kamera aktiv als am Mikrofon. Es muss zugegeben werden, dass die aufregende Zeit mit dem Start der Augsburger Privat-Radios endgültig vorbei ist.

Alexandra Holland, die Herrscherin über Augsburger Allgemeine und RT1 hat sich mit ihrem Medien-Team eine Plattform für regionale Radios ausgedacht: ImSüden. Hier können sich alle regionalen Sender einklinken und mehr erreichen verspricht Holland. Bis jetzt sind RT1 und das Neue ATV dabei.  Dr. Bernhard Hock, Geschäftsführer der rt1.media group, Betreiber von ImSüden.de, hat eine Hoffnung: „Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem Portal vielen weiteren Sendern einen Schritt in die digitale Zukunft ermöglichen.“

Nur Engagement für die Region und seine Szene hilft

Die Jugend-Szene hat sich über sämtliche Internet-Medien gesplittet. Auf sie kann von den Radios nicht mehr gezählt werden. Das ist natürlich das größte Problem der großen Radio-Sender. Allein EgoFm schafft es noch mit wirklich neuer "Musik zum Entdecken" bei der Jugend halbwegs angesagt zu sein. Ein Radio-Experte meint: "Für die meisten Radios hilft wirklich nur noch großes regionales Engagement, Spitzen-Podcasts, kritische Reportagen von hier und voller Einsatz für die hiesige Musik-Szene." 

Kommentare