Hilflose Stadtspitze bei Augsburger Jugend-Problemen im Corona-Chaos

OB Eva Weber: Sieht die Schuld des Corona-Elends für Jugendliche bei der Landesregierung.

Ausreden lahmer noch als die Angebote

Ecker meckert

(Kommentar)

Es war deutlich zu sehen und zu hören, Augsburgs Stadtspitze ist während der Corona-Katastrophe in der Stadt völlig hilflos, wenn es um die Probleme der jugendlichen Bevölkerung geht. Wenn die Jugend sich beschwert, dass sie nicht mehr rauskann, dass sie viel zu wenig Begegnungen hat, wird einfach auf die Regierung in München verwiesen. Und es wird gern vom Finger auf oder in der Wunde gesprochen, aber keiner nimmt klare Worte in den Mund, die vielleicht wehtun könnten. 

Es waren die Jugendlichen selbst, die das Unruhe-Problem im Sheridan- und Reese-Park ansprachen, worum sich die teilnehmenden Politiker wie Oberbürgermeisterin Eva Weber und Bürgermeisterin Martina Wild anscheinend drücken wollten. Denn sie wussten, hier müssen sie über ihr Versagen reden.. Vor allem über das Versagen der gesamten Sozialpädagogenschaft in Augsburg.

Bürgermeisterin Wild: Jetzt kann sie sich wieder ihrer alten Nintendo-Konsole widmen.

Zu viel auspacken, das war den Jugendlichen bewusst, konnten sie nicht, denn sonst wäre zukünftiger Ärger für sie vorprogrammiert. Und immer wenn es darauf ankam, dass hier von den Politikern zu Jugendproblemen Klartext gesprochen werden sollte und auch Ideen und Aktivitäten kommen sollten, diskutiert werden sollte, wurde schnell von neuen Projekten geredet oder auf Ansprechpartner wie den Referenten Martin Schenkelberg oder den Joachim Herz (Amt für Kinder, Jugend und Familie) verwiesen. Bequemer gehts nicht.

Ganz klar war diese Gesprächsrunde für mich der Beweis, dass mit so lahmen Augsburger Angeboten und noch lahmeren Ausreden (ein Jugendzentrum für Haunstetten kommt nach vielen Prüfungen schon noch irgendwo und irgendwann) für die Jugend natürlich die "dummen Gedanken" und Taten entstehen, die ein Jugendlicher ansprach. Die Folgen: Randale in den Parks. Eingriff und Überwachung durch die Polizei. Verlust eines freien Lebensgefühls.

Ja, die vielen Jugendlichen die nicht zusahen und sich nicht an dieser Sache "Lass mal zoomen" beteiligen wollten, hatten es richtig vorausgesehen: Es bringt doch nichts! Und es hat auch nichts gebracht.

Schenkelberg: Es muss alles geprüft und geprüft und geprüft werden, das dauert eben.

Von den 25 Jugendlichen die sich an dieser Zoom-Aktion beteiligten, wurden wohl die Hälfte vom Stadtjugendring darauf angesetzt. Sie lieferten auch brav ihre Aussagen ab, bei denen sie unnatürlich viel Verständnis für die Stadtregierung im Corona-Chaos zeigten.  

Mir kommts so vor, als wäre das Problem nicht unsere Jugend, sondern die Leute auf den Posten und in den Ämtern, die für die Jugend da sein sollten. "Sie sollten einfach begeisternder und tatkräftiger sein",  meinte eine Jugendliche, die sich das Trauerspiel ansah.

Richtig putzig wurde es, als unsere Oberbürgermeisterin mal wieder auf menschlich machte und erklärte, dass sie auch in ihrer Jugend dies oder das angestellt habe. Das klang so, als hätte sie mal was Verbotenes getan. Was das war, wollte sie dann lieber nicht verraten. Hier fuhr sie dann wieder lieber ihre Amts-Fassade hoch. Und die Bürgermeisterin Wild versuchte sich einen Jugend-Touch zu verpassen, indem sie was von ihrer alten Nintendo-Konsole aus ihrer Studentenzeit erzählt, die sie jetzt wieder in der Corona-Zeit rausgekramt hatte.

Joachim Herz: Hat keine schrägen Hobbys.

Die Moderatorin Miriam Harner hatte zwar einige Wörter aus dem sogenannten Jugend-Slang drauf, sie kommt schließlich vom Jugendradio Puls des BR, aber sonst kamen zwischen ihren grellroten Lippen keine Worte drüber, die sowas wie eine spannende Diskussion entfachten. Sie war wohl als Beruhigungsmittel engagiert worden. Doch, einmal wurde sie bissle wach: sie lobte das Make-up der Zoom-Teilnehmerin Michelle.

P.S.: OB Eva Weber will in den nächsten Tagen noch mit dem Polizei-Chef reden. Sie musste sich anhören, wie Jugendliche sich beschwerten, dass sie viel öfters von der Polizei aufgehalten und untersucht würden als andere. 

Der Vorwurf von Racial Profiling (auch „ethnisches Profiling“ genannt) lag in der Luft. Niemand wollte näher darauf eingehen. Angststarre vor einem heißen Thema.

Entlarvend war der Einwurf von Schenkelberg: "Ich wohne auch im Augsburger Westen - aber ich wurde noch nie kontrolliert." Tja, lieber Herr Schenkelberg, sie sind weder ein Jugendlicher, haben keine zu dunkle Haut, noch sehen sie arabisch, türkisch, afrikanisch oder wie jemand vom Balkan aus, oder? 

Bei diesem heiklen Thema tauchte Bürgermeisterin Wild von den Grünen ab. Obwohl sie doch für eine  "Kultur des Miteinanders. Für ein gerechtes Augsburg steht." Da wurde ihr Slogan "Wir und jetzt!"zu heißer Luft. Hoffentlich nicht nachhaltig. 


Martin Ecker

Miriam Harner: Grelle rote Lippen, aber sonst harmlos.

Hier kann das Zoom-Gespräch angeschaut werden.

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