Schwere Vorwürfe von Gastronom Winderl an Augsburger Stadtrat. Sonderrechte für CSU-Chef Dietz? Amigo-Kacke?


Harry Winderl: Für den Großteil der Bevölkerung nicht nachvollziehbar. 


Interview mit Harry Winderl zum Thema Corona-Probleme für Augsburger Gastronomen und wer Privilegien bekommt.

Neue Augsburger Rundschau: Hallo, Harry Winderl, Sie stehen vor der Augsburger Kongresshalle. Was machen Sie hier?

Harry Winderl: Ich finde es zum Kotzen, dass die CSU es nicht auf die Reihe bekommt 160 Leute so digital zu organisieren, dass sie Volker Ullrich hier als ihren Bundestagskandidaten aufstellt. Volker Ullrich gehört zu der Fraktion, die jetzt ein Ausgehverbot verursacht hat. Das ist für den Großteil der Bevölkerung nicht nachvollziehbar. 

Neue Augsburger Rundschau: Wird nicht genug getan, um Corona endlich zu besiegen?

Harry Winderl: Es kann so nicht weitergehen mit dieser Pandemie-Bekämpfung. Gerade hier in Augsburg sehen wir eine CSU, die wirklich nur Klientel-Politik betreibt. Wir haben Maßnahmen des Stadtrats, die betreffen die Maximilianstraße, wo sich auch das Lokal des CSU-Stadtrates Leo Dietz befindet, das bis 1 Uhr nachts aufmachen darf, oder dass die Kantine einen Biergarten am Königsplatz hat, oder dass die Ludwigstraße mit ihren Lokalen gut vertreten ist.

Neue Augsburger Rundschau: Das ist doch immerhin etwas, oder?

Harry Winderl: Sehe ich nicht so. Niemand kümmert sich um die 1500 anderen Lokale in Vierteln wie Firnhaberau, Hammerschmiede, Lechhausen, Hochzoll, Haunstetten, Göggingen, Kriegshaber, Pfersee und Oberhausen. Dort sind alle Lokale geschlossen. Auch wir haben hier an Kongresshalle und Hotelturm einen Biergarten im Park, der geschlossen ist. Obwohl alle wissen, dass in der Außengastronomie bei richtigen Abständen keine großen Ansteckungen passieren, müssen wir geschlossen bleiben. 

Neue Augsburger Rundschau: Wieso ändert sich da nichts?

Harry Winderl: Dietz bekommt 400 Plätze.


Harry Winderl: Die Bürger haben keine andere Wahl. Die Politiker haben gemerkt, das geht.

Neue Augsburger Rundschau: Haben sie dabei auch das Augsburger Ordnungsreferat in der Mangel?

Harry Winderl: Meine Kritik an der Stadt Augsburg betrifft nicht die Verwaltung. Das Amt selbst und Ihr Chef Frank Pintsch machen einen außerordentlichen Job und haben sich gut aufgestellt. Ihre Einstellung ist bürgernah. 


Neue Augsburger Rundschau: Wen meinen Sie dann konkret?

Harry Winderl: Meine Kritik geht hauptsächlich an die CSU und an unsere Stadträte - zu lobby- orientiert, keine Visionen und die typische Amigo-Kacke. 

Neue Augsburger Rundschau: Und was meinen Sie zu Sommer in der Stadt? Das belebt doch Augsburg.

Harry Winderl: Wenn ich ehrlich sein darf: Die Sommer-in-der-Stadt Aktionen greifen viel zu kurz und sind nicht besonders anspruchsvoll oder schön gemacht. Bauzäune & Beton, Zuckerwatte und Trampolin, zwei Lkw Leihpflanzen aus dem Botanischen Garten Augsburg, massiv Ordnungs-Dienst, Polizei und Private Security ... etc etc und sonst? Aufenthalts-Qualität? Ich finde davon zu wenig.
 
Neue Augsburger Rundschau: Warum kritisieren Sie jetzt erst die Schließung der Lokale?

Harry Winderl: Ich habe mich lange nicht geäußert zu diesem Thema. Nun habe ich gemerkt in welchen katastrophalen Sommer wir gehen. Keinerlei Maßnahmen für Gastronomie, keinerlei Maßnahmen für Kultur. Aber in der Kongresshalle dürfen 160 Politiker tagen. In der Stadtratsfraktion sagt man auch: weiter so wie letztes Jahr. Kleines bissle geben wir den Leuten. Der Rest ist selber Schuld. Hätt er was gelernt, hätt ja kein Gastronom werden müssen, hätt ja nicht Kultur machen müssen. Die Industrie läuft, der Handel läuft, die Steuern laufen und so wird das weitergehen, wenn nicht irgendwann die Leute aufstehen und mit anderen Konzepten kommen.

Harry Winderl: Das sollte nicht so sein.


Neue Augsburger Rundschau: Hätten Sie welche? Bessere?

Harry Winderl: Mein Vorschlag wäre Öffnung der Augsburger Außengastronomie bis 24 Uhr und zwar alle Lokale, auch die in sämtlichen Stadtteilen mit zusätzlichen Flächen, wo möglich. Und nicht nur wegen der Lokale oder Angestellten.

Neue Augsburger Rundschau: Noch ein Argument dafür?

Harry Winderl: Ganz wichtig: Öffnung unserer Außengastronomie für die Menschen, die Bürger. Fürs Menschsein. Und wie gesagt mit sofortiger Stopp der unsäglichen Nacht-Ausgangssperre, die 95 % der Bevölkerung nicht verstehen und die uns leider nicht gegen Corona hilft. Dort in unseren Vierteln außerhalb der verwöhnten Innenstadt sind die Betriebe die wirklich leiden und nicht die in der Maximilianstraße wo ein Leo Dietz inzwischen 400 Sitzplätze hat, wo er nachts ausschenken und weitere Hotspots kreieren will.

Neue Augsburger Rundschau: Stimmt das? Woher wissen Sie das?

Harry Winderl: Das ist leider verabschiedet worden vom Augsburger Stadtrat. Das sollte nicht so sein.

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