Hans Breuer, der fast schon legendäre Augsburger Oberbürgermeister, der 18 Jahre lang als SPD-Mann Bayerns drittgrößte Stadt regierte, ist leider verstorben.
Er ließ Augsburg aufblühen in seiner Ära mit der olympischen Kanustrecke (1972) und dem historischen Bürgerfest zur 2000-Jahrfeier (1985).
Auch die Errichtung des Zentralklinikums, der Universität, des Kuhsees und die gelungene Altstadtrenovierung hat er erfolgreich vorangetrieben.
Es war von seinem Nachfolger, Dr. Kurt Gribl, von der CSU, aus eine Viehhändler-Familie, gegenüber Hans Breuer, dem Mann, der sich als Textilarbeiter hochgearbeitet und gewerkschaftlich weitergebildet hatte, nicht nur unhöflich, sondern respektlos und unverschämt, angeberisch zu erklären: "Ich habe Augsburg aus dem Dornröschenschlaf geweckt!" Während Gribl die Stadt Augsburg in die schlimmste Schuldenfalle trieb und keine nennenswerten Projekte hinterließ, und wenn, waren sie auf Breuers Basis gestellt, hatte Breuer eine Vision davon, wie Bayerns drittgrößte Stadt vorwärtskommt. Die Menschennähe von Breuer hat Gribl auch nie erreicht.
Hans Breuer bei der Eröffnung einer Jakober Kirchweih auf dem Jakobsplatz. Hinter ihm die CSU-Männer Peter Menacher, später auch OB und Stadtrat Fritz Hintersberger. |
Hans Breuer war immer ansprechbar und hatte stets ein offenes Ohr für die Jugend. Seine Erfindung war auch die "freundliche Verwaltung".
Berühmt war auch seine immergleiche und unverwüstliche Föhnfrisur, die einen freundlichen, charmanten und großstadttauglichen Gentleman krönte. Wer Breuer ansprach, auch wenn dieser privat mit Ehegattin und seinem Dackel unterwegs war, der konnte sicher sein, dass sich Breuer genügend Zeit nahm, um sich seine Bürgerin oder seinen Bürger anzuhören.
Er hat uns als jugendliche Konzert-Veranstalter (AK Afra) Anfang der 1970er das erste Augsburger Pop-Festival in der Sporthalle mit Bands wie Contrast, Embryo, Kraan, Catharsis, Sameti, Mal Waldron, Bröselmaschine und Guru Guru ermöglicht.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir in seinem OB-Büro waren und ihm aufgeregt unsere Festival-Idee erklärten. Dazu würden wir die Sporthalle umsonst und etwas Geld für die Bands brauchen, das wir nicht hatten. Hans griff sofort zum Telefon und rief beim Stadtsparkassen-Vorstand an: "Hallo, ich habe hier junge Leute, die wollen eine Musikfestival machen und bräuchten 5.000 DM, den Rest wollen sie mit dem Eintrittsgeld finanzieren. Können wir da was für die machen?" Die Sparkasse rückte die Kohle raus und wir buchten die Bands.Danke Hans, vergesse ich dir nie, von da an wurde mein Löben immer rasanter und spannender ...
Hans Breuer, der unsere Stadt prägte, bleibt in Augsburg unvergessen.
Arno Loeb
Als Zeitzeuge erzählt Hans Breuer für das Haus der Bayerischen Geschichte in einem Video von seinem Leben in Augsburg. |
Stimmen zu Hans Breuer:
"Breuer war ein Heimatvertriebener aus Schlesien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in Augsburg sesshaft. Er arbeitete als Elektriker und Gewerkschaftsfunktionär, ehe er in der Kommunalpolitik Karriere machte." (RTL)
"Hans Breuer hat als OB vieles angestoßen, von dem Augsburg noch heute profitiert. Bürgernähe bewies er auch im Kleinen – wenn er etwa einer Frau den Urlaub rettete." (AZ)
"Wer ihn noch als OB erlebt hat, der weiß, dass er ein Oberbürgermeister der Herzen war. Wir alle denken gerne an die Zeit zurück, als Hans Breuer Augsburg führte und prägte. Er hat es verstanden, ausgleichend zu wirken und alle, mit denen er zu tun hatte, mit ihren verschiedenen Meinungen mitzunehmen." (SPD-Augsburg, Ulrike Bahr)
"Neben allen politischen Verdiensten gehörte Hans Breuer aber auch zu Menschen einer Generation, die nach Vertreibung und Flucht in Augsburg eine neue Heimat gefunden haben. Aus seiner persönlichen Geschichte heraus war ihm der Konsens zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig." (Stadt Augsburg)
"Er gab uns die Ehre an unserem ersten Tag, wir geben Ihm die Ehre an seinem letzten. Danke für über 30 Jahre schöne Stammtisch Freitage, Herr Oberbürgermeister Hans Breuer. Bis bald, man sieht sich." (Feinkost Kahn)
- - -
Ab Montag, 21. Juni, liegen für die Dauer von einer Woche Kondolenzlisten im Unteren Fletz des Rathauses auf, in die sich Bürgerinnen und Bürger eintragen und ihr Beileid ausdrücken können.
- - -
Perfekte Olympia-Gastgeber
Wie war das mit Olympia 1972 in Augsburg? Karl Heinz Englet hat uns gestattet aus seiner Biografie "Der Mann des Feuers" einige Zeilen abzudrucken, die von seiner Zusammenarbeit mit dem ehemaligen OB Hans Breuer und Olympia handeln:
Endlich, am 12. Mai 1970, war das bange Warten zu Ende und Augsburg bekam den Zuschlag. Die Augsburger Spitzenpolitiker Wolfgang Pepper und Hans Breuer Breuer haben es mit der medialen Großunterstützung durch Robert Deininger und der AZ geschafft. Wir haben den olympischen Slalom!
Unsere dilettantischen Planungsvorschläge mit nur kleinen Verbesserungen an der alten Anlage waren gleich vom Tisch. Die ersten Gespräche mit den großen Olympiaplanern aus München, zeigten, das hier etwas großes Neues geschaffen werden muss. So entstand der neue Eiskanal quer durch das bestehende Gelände. Das vorhandene Gefälle konnt so besser ausgenutzt werden. Eine Sensation zum damaligen Zeitpunkt.
Es ging nun alles ganz schnell. Im Juli 1970 – 2 Jahre vor der Olympiade setzte sich Oberbürgermeister Pepper in einen Schaufelbagger. Das erste Kanu-Slalom-Stadion der Welt entstand.
Die Kanalarbeiten waren in 1 Jahr fertig. Ich durfte die spannende Erstbefahrung machen. Welch ein neues Fahrgefühl. Dazu kamen ein Start- und Zielhaus, die beiden Bootshäuser, der Wettkampfturm in dem heute das Kanu-Museum beheimatet ist, das Restaurant sowie das Bundesleistungszentrum.
Wichtig zu erwähnen sind die niedrigen Kosten: Inklusive eines Teiles der Kuhsee-Sanierung beliefen sie sich auf nur 16,0 Mio. DM. Für eine olympische Sportanlage bedeutete dies, dass die Stadt Augsburg 40 % der Kosten zu tragen hatte. Die restlichen 60 % teilten sich der Bund und das Land. Sensationell – alles wurde termingerecht fertig. Die Olympischen Spiele 1972 konnten kommen – wir waren bereit. Dass die Anlage heute in einem für alle zugänglichen Naherholungsgebiet eingebettet ist, ist ein zusätzlicher Glücksfall.
Am 28. August 1972, dem ersten olympischen Tag in Augsburg, pünktlich um 12.00 Uhr, entzündete ich die Olympische Flamme am Eiskanal. Der stürmische Jubel klingt mir noch im Ohr. Augsburgs damaliger frisch gewählter Oberbürgermeister Hans Breuer und Altoberbürgermeister Wolfgang Pepper waren die perfekten Olympia-Gastgeber.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen