Neues Augsburg-Buch: Kleines Geburtshaus

 

Ein neues Augsburg-Buch ist im Pustet-Verlag erschienen. Was steht drin? Das Übliche? So ziemlich. Zu sehen sind auf den Fotos bekannte Bauwerke in Augsburg. Von Kirchen bis Brunnen. Massenhaft Kirchen. Viel Platz wird dem Ausbeuter Jakob Fugger und seinen Häusern gewidmet. Dafür ganz wenig dem weltbekannten Theater-Autor und Lyriker Bert Brecht, dessen Geburtshaus kaum größer als eine Briefmarke abgebildet wird. Schade. Brecht hat doch immerhin was Gutes getan mit seinen Büchern und Theaterstücken, während der alte Fugger nur nach Geld gierte, egal wie.

Ziemlich ironisch klingt es, wenn die Texterin Karin Schneider-Ferber schreibt: "Im heutigen Museum Auf dem Rain 7, seinem Geburtshaus, kann man auf seinen Spuren wandeln." Reicht das? War Bert Brecht, der schon bald nach seiner Geburt mit den Eltern in die Bleich zog, in seiner Kinder- und Jugendzeit nicht in ganz Augsburg unterwegs? Von der Wolfzahnau bis zum Plärrer. 

Brecht war evangelisch und kritisch gegenüber geldgierigen und katholischen Menschen wie Fugger und Pustet ist ein katholischer Verlag, lässt sich daraus was schließen? 

Der Verlag schreibt über sein neues Augsburg-Buch, das dreisprachig verfasst ist und auf 80 Seiten viele Fotos hat: "Augsburg hat Gesicht und Geschichte: ein Stadtbild, geprägt von der Renaissance, eine Altstadt, durchzogen von Wasserkanälen und -türmen, die heute zum UNESCO-Welterbe zählen, und eine Historie, die von den Römern bis zur Gegenwart noch in vielen Stadträumen erlebbar ist. Das deutsche Florenz nannte man Augsburg schon im 16. Jahrhundert. Und tatsächlich steckt der unverwechselbare Charme der von den antiken Römern begründeten Stadt zwischen Lech und Wertach in dem Schuss Italien, den man bis heute spürt. Ein Streifzug durch ihre 2000-jährige Geschichte offenbart, wie tragend die Rolle Augsburgs als Tor nach Italien war."

Die Fotos stammen vom Augsburger Fotografen Norbert Liesz. Sie sind hervorragend geschossen. Nichts Schräges, alles gerade ausgerichtet, keine Experimente. Meistens ohne Autos und Menschen. Wer das Titelbild genauer anschaut, sieht allerdings einige Menschen am Perlachturm und Rathaus vorbeilaufen und -radeln. Der Lichtblitz, der neben Kaiser Augustus auf dem Brunnen hervorschießt, soll wohl das unspektakuläre Titelbild aufmotzen, was aber nicht richtig gelingt.

Die Texte von Karin Schneider-Ferber sind seriös gehalten. Warum in der Chronik von Augsburg, das Dritte Reich verschämt weggelassen wurde, wundert schon. Manchmal hat nicht so gut recherchiert. Das Layout ist eher brav. Keine Augenweide zum Verweilen, sondern zum Weiterblättern. Wenn das das Abschiedsbuch der Buchhandlung Pustet von Augsburg sein soll, dann ist es eine ziemlich müde Angelegenheit und sieht nach Erschöpfung aus, das nach einem baldigen Abgang schreit.

Wer ein normales Geschenkbuch über Augsburg sucht, der ist mit diesem Werk für 14,95 Euro ganz gut bedient. Was Besonderes ist es nicht. Eigentlich eine aussterbende Sorte von Buch.

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