500 Jahre Fuggerei: Ein Propaganda-Trick! Viel Jubel, wenig Wahrheit! War Jakob Fugger ein Wohltäter oder Ausbeuter?

Werbe-Gag des Augsburger A-Crime-Verlags.


Es wird gerade viel gejubelt über die Fuggerei, die "älteste Sozialsiedlung der Welt", die ein gewisser Jakob Fugger vor 500 Jahren in der Jakober Vorstadt von Augsburg errichten ließ. Dabei werden leider von vielen Journalisten und Medien die Schattenseiten des Fuggerei-Stifters vergessen. Viele gehen der geschickten PR der Fugger-Fans auf den Leim. Wir gehen lieber der Frage nach: War Jakob Fugger ein barmherziger Wohltäter oder ein hartherziger Ausbeuter?

"Nicht der Adel des von Glück getragenen bürgerlichen Fleißes" schmiedete den Fuggern Grafen- und Fürstenkronen, sondern der Machthunger, dem sie moralische und ethische Grundsätze unterordneten und opferten. Jakob Fugger der Reiche wollte zu Vermögen und Ruhm gelangen und erwarb auch beides durch Gewandtheit und List, und, wenn nötig, durch Gewalt. Über diejenigen, die der Weltmachtstellung seines Hauses schaden konnten, schritt er hartherzig und grausam hinweg", schreibt der Autor Albert Norden in seinem Buch "Herrscher ohne Krone" über die mehr oder weniger brutalen Methoden des alten Fuggers.

"Das Geld, Gegenstand und Quelle der Bereicherung, verfemt von den Vorvätern als böser Geist, Tilger alter Gemeinwesen und sittlicher Ordnung, zog die Fugger in ihren Bann. Wohl erkennend die unbeschränkte Ausdehnungsfähigkeit des Kapitals, fanden sie zugleich als Vertreter der größten unter den großen Kaufmannsgesellschaften 'im Goldgral die glänzende Inkarnation ihres eigensten Lebensprinzips'", wusste schon der Philosoph Karl Marx.

Albert Norden stellt fest: "Der Reichtum, mehr als alles andere geachtet, ja verehrt, wird zur Macht und die Macht wiederum Mittel zum erhöhten Reichtum. Je mehr die Fugger davon genossen, umso durstiger wurden sie."

Aber wie war das nun mit der Fuggerei, die von vielen Menschen als feine Wohltat eines barmherzigen Jakob Fuggers geglaubt wird?

"Die Fuggerei - ein Propagandatrick Jakob Fuggers", erklären die Autoren Marion-Magg Schwarzbäcker und Ulrich König in ihrem Sachbuch "Spurensicherung" mit Beiträgen über die "fast vergessene Geschichte Augsburgs. Das Vorwort dazu schrieb der bekannte Journalist und Schriftsteller Bernt Engelmann. Der damalige DGB-Kreisvorsitzende Karl Heinz Schneider, später auch OB-Kandidat der Augsburger SPD, förderte das Werk und meinte: "Dieses Buch will mit einigen in Augsburg bisher sorgsam gepflegten Mythen brechen, worunter insbesondere die Legenden von den ausschließlich sozial tätigen Fuggern fallen."

Mit Eintrittsgeld ins Fugger-Museum mit tourismus-tauglichen Statisten.

"Die Fugger haben mit dieser Stiftung einer Armen-Siedlung in der Stadt im Wesentlichen nur eines versucht, nämlich das schwebende Verfahren wegen schweren Vergehen gegen das Antimonopolgesetz zu unterlaufen. Die Fuggerei war gedacht als Gegenoffensive und Ablenkungsmanöver wegen ihrer Art Monopolstellung auf dem Gebiet der Finanzierung von Kriegen und Bürgerkriegen, wegen der Ausbeutung Zehntausender wegen des Elends, das die Fugger unter den Augsburger Webern angerichtet hatten, wegen ihrer unrühmlichen Rolle beim Kauf von Ämtern und Kaisern und in Korruptionsfällen", klagen die beiden Autoren die üblen Machenschaften der Fugger-Vorfahren an. 

Gebaut wurden die ockerfarbenen Häuser der sogenannten "Fuckerey" von 1516 bis 1523.  Der Stiftungsbrief dazu wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger und seinen Brüdern unterzeichnet. Damals waren es dann 53 Reihenhäuser an sechs Gassen und 106 Dreizimmerwohnungen. Die "Fuggerei" kostete den damaligen "Geldkönigen" 25.000 Gulden und war für "ehrlich verarmte" Familien gedacht. Was natürlich ein Hohn war, da es in Augsburg damals über 3.000 völlig verarmte Familien gab. Nicht wenige davon waren durch die ausbeuterischen Finanz-Methoden der Fugger in die Armut gestürzt worden. Übrigens: zur gleichen Zeit gab Jakob Fugger zur Baumwoll-Bestechung des Sultans von Kairo die gleiche Summer für dessen Stirndiamanten aus. 

Günter Ogger erkennt in seinem Buch "Kauf dir einen Kaiser": "Mit Sicherheit war die Fuggerei die beste Investition, die Jakob Fugger je tätigte. Der Kaufmann sicherte sich mit der architektonisch geglückten Siedlung  in der Jakober Vorstadt für alle Zeiten einen Platz in den Geschichts- und Schulbüchern der Nation. Die karitative Idee der Fuggerei rückte die Dynastie ins günstigste Licht und verschaffte ihr bis heute einen Goodwill-Kredit während die mitunter rüden Transaktionen, welche die Einrichtung dieser Siedlung erst ermöglichten, längst vergeben und vergessen sind." Ogger schreibt: "Unmittelbarer Anlass für die wohl genialste Public-Relations-Leistung eines Wirtschaftsunternehmens waren die zunehmend schärferen Angriffe von Intellektuellen, geistlichen und Politikern gegen die wirtschaftliche und finanzielle Übermacht des Augsburger Kaufmanns. Der unverhüllte Reichtum Fuggers schien Leuten wie dem Ritter Ulrich von Hutten, dem Domherren Bernhard Adelmann svon Adelmannsfelden oder dem Humanisten Christoph Scheurl unerträglich in Zeiten, da der Großteil der Bevölkerung im Reich Hunger litt." Fugger kaufte sich Gutachten von Gelehrten wie Konrad Peutinger und Sebastian Ilsung als Schützenhilfe für seine Wuchergeschäfte, doch war ein sichtbares soziales Bauwerk ihm eine viel bessere Image-Stütze.

Dass die Fugger-Stifter sich seit jeher von den Bewohnern des "Touri-Gettos" abendlich ein Vaterunser beten lassen, beweist das schlechte Gewissen der alten Fugger, die durch ihre sündhaften Geschäfte große Angst hatten ins Fegefeuer oder gar in die Hölle zu kommen. Die Gewinne der Fugger-Firma durch den "schändlichen Ablasshandel", der durch Geldspenden den Eintritt ins Himmelreich erleichterte, wurden von Martin Luther und seinen Anhängern ebenfalls angeklagt. 

Anzeige der Stadt Augsburg durch die CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber für
den "Propaganda-Trick" durch Jakob Fugger. Was sagen dazu die ungefragten Stadträte und Bürger, die
den Reichtum der Fugger etwas kritischer sehen? Der Name der grünen Bürgermeisterin ist in der Anzeige merkwürdigerweise nicht zu finden.

Die Jahresmiete von 88 Cent, die früher als barmherzig niedrig gepriesen wurde, bedeutet heute nichts mehr, da wenig verdienende Menschen in Augsburg die Miete ganz und gar vom Sozialamt bezahlt bekommen. Was Stadträte von den Linken und der SPD, die nicht Jakob Fugger den Reichen nicht verehren, dazu meinen, ist noch nicht bekannt. Sicherlich wird sich die Augsburger Stadträtin der Partei DIE PARTEI dazu auch noch was einfallen lassen.

Ein Experte für Stiftungen meint: "Würde mich nicht wundern, wenn die Fugger mit dieser Stiftung sogar noch irgendwie Geld verdienen." Inzwischen kursiert sogar schon bei kritischen Kreisen in der Stadt das unbestätigte Gerücht, dass die Stadt Augsburg für einige Insassen der Fuggerei sogar das Wohngeld zahlt, dass sie normalerweise den Antragstellern für die Hilfe zum Lebensunterhalt als Mietkosten auszahlen müsste.

Einen schmalzigen Werbetext finden wir zur Eröffnung der 500-Jahre-Fuggerei-Feierlichkeiten auf der Fugger-Homepage: "Erspüren Sie den Wert eines spirituellen Moments oder verstehen Sie den Wert des Gebens oder Nehmens. Entscheiden Sie Ihren Grad der Selbstbestimmung und definieren Sie Ihr Verständnis von Würde. Reflektieren Sie, wie Sie einen neuen Lebensraum nach Ihren Wünschen gestalten würden oder verschmelzen Sie einfach einen Moment mit der Ewigkeit."

Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin hat ungefragt im Namen der Stadt Augsburg und seiner Stadträte und aller Augsburgerinnen und Augsburger eine Jubel-Anzeige in den Medien geschaltet. Sie verwendete dazu auch das Logo der Fuggerei für die 500-Jahre-Feierlichkeiten.

Als "menschlich-christliche Großtat" verklärte ein gewisser Götz von Pölnitz, ein von den Fuggern honorierter Hauschronist, den PR-Schwindel von Jakob Fugger, der auch im Visier der damaligen Gesetze stand, da er Zinsgeschäfte tätigte, die damals den Christenmenschen streng verboten waren. So ist es kein Wunder, dass in vielen Ländern das Wort für lügen, betrügen und wuchern "fuckern" war, "fucar" im Spanischen, "foukour" im Französischen und "fokker" im Flämischen, da sich damals die Fugger noch "Fucker" nannten.

Auch wenn die Fugger-Familie von weiteren Stiftungen wie die "Fuggerei" in der Zukunft träumt, aber gleichzeitig darüber jammer, die jetzigen Fuggerei-Kosten kaum noch bezahlen zu können, sind moderne Touristen-Experten der Ansicht, dass das Projekt "Fuggerei" bald ein Auslaufprojekt ist, denn die Schattenseiten der alten Fugger, Anstiftung zu Morden, ihre Geldgier, verbunden mit der Finanzierung von Kriegen und Sklavenhandel wird immer mehr in den Vordergrund treten und in Zukunft die Touristen eher vor einem Besuch abschrecken: "Die Anziehungskraft der Fugger ist bald passé!"

Die Wohltäter unserer Zeit wollen auch per Vaterunser in den Himmel. Wo ist eigentlich 
der Augsburger Stadthauptmann Gerhard Schlich abgeblieben, der früher in der Fuggerei 
Spenden einsammelte?

Selbst der Augsburger Touri-Marketing-Mann Martin Kluger hat es erkannt: "Elend, Gewalt, Glaubensstreit, Ausbeutung, Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, Standesdünkel, Machtpolitik, Menschenhandel und Völkermord" sind zu eng mit dem Fugger-Image verbunden.  

"Barfuß durch die Finstre Gaß'" ist der Titel eines kleinen Erinnerungsbuchs von Reiner Schmidt, in dem er den erwarteten Besuch der Fuggerei durch den macht- und blutrünstigen Diktator Adolf Hitler, der in Augsburg seinen Umbau des Stadttheaters einweihte, beschreibt: "Ein paarmal hieß es, der Führer werde kommen und den Fuggereibewohnern die Hand schütteln. Tatsächlich gab es einige Aufregung. Mit einer noch rüstigen Frau wurde geübt, wie sie sich verhalten solle, wenn der Führer am Klingelstrang zöge. Der Verwalter betonte die Arbeiterfreundlichkeit des Führers. Binnen weniger Stunden hatte sich das Bild der Gassen völlig verändert. Eine Unzahl von Hakenkreuzfahnen und -fähnchen hingen aus Fenster und Türen." 

Bischof Bertram probt mit Zauberer Hardy den Schwebe-Trick in der Fuggerei.
Foto: Julian Schmidt

Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte die Fugger-Stiftung die Fuggerei" auf  67 Häuser mit acht Gassen und rund 150 Einwohner. Vor einigen Jahren wurde diese "Stadt in der Stadt", die früher für alle Menschen offen war, durch Abkassieren von Touristen, die nur mit Eintrittskarte hineindürfen, als "Museum mit Statisten" zu einer weiteren Geldquelle für die Fugger-Nachfahren. Und viel wichtiger als die Armut der "Fuggerei"-Bewohner ist nun ihre "Tourismus-Tauglichkeit". Lächeln für die zahlenden Besucherscharen. 

Und wenn der Kinderzauberer "Hardy", einst schwerreich durch seine Zauberkästen, nun auch ein verarmter Mieter in der Fuggerei, den Bischof" für die Fuggerei-PR schweben" lässt, zeigt bestens, dass hier in der Fuggerei die Illusionen ihre Heimat haben. 


Peter Garski (Autor der Augsburg-Krimis, darunter auch "Das Fuggerei-Phantom")

Fortsetzungen über die Fugger-Machenschaften folgen.



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