Flammen und Rauch aus historischem Haus in der Karolinenstraße

 

Die Polizei schirmte das Gebiet um das brennende Haus ab.

Das schönste alte Haus in der Augsburger Karolinenstraße spuckte Rauch über die Dächer der Stadt aus. Aus den Fenstern des obersten Stockwerks schlugen die Flammen. Angeblich war der Akku eines E-Rollers dort oben explodiert. Es gibt ein Gerücht, das besagt, in dem Haus wurden die Akkus von E-Bikes oder E-Roller repariert. Das wird von der Feuerversicherung noch genauer untersucht.

Die Augsburger Berufsfeuerwehr rückte aus. Auch die Freiwilligen Feuerwehren aus den Stadtteilen Göggingen, Oberhausen und Kriegshaber kamen herbei. Natürlich tauchte der Vergleich mit dem Dachstuhlbrand des Weberhauses auf. Das brennende Haus in der Karolinenstraße mit der Hausnummer 15, ist ein Bürgerhaus mit Satteldach und Flacherker, aus dem 16. Jahrhundert. Die Fassade wurde um 1800 renoviert und der Giebel darüber stammt aus dem Jahre 1912. Zur Straßenseite hin befinden sich zwei Schaufenster. Durch einen Gang gerät man in einen Spielsalon, der in den 1990ern von dem Künstler Wiedemann Lech eingerichtet und betrieben wurde.

Oberbürgermesiterin Eva Weber, die sich im Uralub befindet, teilt per Twitter mit: So schlimm  Ich stehe in permanentem Kontakt mit der Koordinierungsgruppe vor Ort unter Leitung von Ordnungsreferent Frank Pintsch und der 2. BGM Martina Wild. Danke an alle Einsatzkräfte für dieses schwere Unterfangen.

Dieses Haus in der Karolinenstraße hat gebrannt.
Es steht auf der bayerischen Denkmalliste.


Ein junger Mann kam aus dem brennenden Haus. In seinen Händen ein Saxofon und eine Katze, die er retten konnte. Er wurde von den Rettungskräften betreut. In den Gassen des tiefer liegenden Lechviertels saßen die Gäste von Lokalen und wurden nach und nach von immer mehr Rauch umgeben. Zuerst fuhr die Polizei durch die Gassen und warnte die Menschen vor giftigem Rauch und bat sie in die Gebäude zu gehen. Noch später, der Rauch hatte sich durch den Wind aus den Gassen verflüchtigt, schickte die Feuerwehr ein Auto durchs Lechviertel mit der Ansage vom Band: "Achtung, hier spricht die Feuerwehr. Halten sie Türen und Fenster aufgrund der Rauchentwicklung geschlossen!"

Einige Feuerwehrleute kollabierten durch die große Hitze des Brandes. In dem Altbau sind die Holzböden natürlich das beste Mittel, um das vernichtende Feuer zu füttern. Gelöscht wurde über Leitern auch von der Steingasse aus, um an die Rückseite des brennenden Hauses zu gelangen. Das Wasser aus den Feuerwehrschläuchen lief wie ein Wasserfall die Hauswände herunter. Der Löschschaum floss über die Dächer der Nachbarhäuser, damit das Feuer sie nicht angreifen konnte. Um Mitternacht hatten die Feuerwehren den Brand gut im Griff und der Regen erleichterte die Arbeit. Beobachter meldeten, dass aber selbst um 5.40 Uhr am kommenden Morgen noch leicht Rauch vom Brand in der Karolinenstraße aufstieg. 

Peter Hummel von den Freien Wählern Augsburg beklagte das fehlende Feingefühl der Schausteller und verurteilte das Feuerwerk, das am Plärrer veranstaltet wurden, gleichzeitig während das Haus in der Karolinenstraße noch brannte: "Befremdlich fand ich das Feuerwerk auf dem Plärrer gestern Abend. Während in der Innenstadt gegen die Flammen gekämpft wird, während Menschen ihre Wohnung verlieren, ihr Hab und Gut, ihre Erinnerungen, spielen sie dort mit dem Feuer. Nicht auszudenken, hätte es durch die Raketen einen weiteren Brand gegeben."

Ein Hausbesitzer in der Maximilianstraße meint: "Mir stellt sich die Frage, wer kann am Wochenende, in kurzer Zeit, während das Haus noch brennt, einen Abriss eines Privathauses unter Denkmalschutz anordnen? Außerdem habe ich gehört, es gab Verzögerung beim Löschen, da die Feuerwehr nicht wusste, dass es in der Karolinenstraße, wegen der Straßenbahn-Kabeln extrem schwierig ist.
Der Brandschutz verlangt vom Hausbesitzer ein ganz genaues Gutachten/Plan der Anleitung, Fluchtwege usw., das wird dann angeblich bei der Feuerwehr hinterlegt, und bei Alarm sofort aktiviert.
Sie mussten aber beim ersten Anlauf zum Löschen erst mal feststellen, dass sie mit dem Feuerwehr-Fahrzeug, mit dem sie am Brand ankamen, nicht zum Löschen kamen, da die Straßenbahn Kabel im Weg waren. Ich frage mich, warum dann überhaupt der Hausbesitzer ein Brandschutz-Gutachten erstellen lassen muss und die Vorschriften minutiös für alle Brandsituationen vorgeschrieben werden? Die Stadtwerke auch wegen der Kabel genaue Pläne haben, die Bestandteil der Einsatz/Brandpläne sind.
Mir erscheint der schnelle Abriss etwas kurios."

Zuschauermenge oben am Perlachberg.

Blick vom Georgsbrunnen zum Rauch.

Ansicht des Rauchs über den Dächern des Bader-Hauses mit Bücher Pustet und dem König von Flandern. Die Pustet-Kunden mussten durch den Hinterausgang das Geschäft verlassen.

Polizei, Feuerwehr und Bayerisches Rotes Kreuz.

Die Leitung des Einsatzkommandos wurde von Bürgermeister Kränzle gelobt.

Der Augstus-Brunnen war von Einsatzfahrzeugen umlagert.

Die Gäste in den Lokalen des Lechviertels beobachteten die Rauchentwicklung.

Die Polizei fuhr durch die verrauchten Gassen.

Krisenstab der Augsburger Stadtregierung: Bürgermeisterin Martin Wild, Ordnungsreferent Frank Pintsch und Bürgermeister Bernd Kränzle beim Brand in der Karolinenstraße. Ordnungsreferent Pintsch lobte das Restaurant John Benton in der Karolinenstraße, die für die Hilfskräfte gratis Brotzeiten verteilten.

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Brennendes Stroh

Ein paar Tage später meldet die Stadt Augsburg: Der Großbrand in der Karolinenstraße stellt keine Gefahrenlage mehr für den öffentlichen Raum dar. Der kontrollierte Einsturz des Giebelrestes in der vergangenen Nacht ist wie geplant erfolgt. Da aktuell noch einmal Glutnester gelöscht werden mussten, findet in der Nach zum Mittwoch noch eine Brandnachschau statt. „Das ist im Rahmen des alltäglichen Feuerwehrgeschäftes ganz normal“, sagt Ordnungsreferent Frank Pintsch.

Trotz der Sturmflutung durch die Feuerwehren bei den Resten des abgebrannten Hausens brannte und rauchte es dann noch weiter. Experten vermuten Stroh in den Wänden und im Boden des Altbaus. Selbst ein leichter Wind konnte das wieder in Minutenschnelle entzünden.

Weil bei einem Rückbau der Brandruine Schäden am Nachbarhaus Nr. 13 nicht ausgeschlossen werden können, darf dieses Haus derzeit nicht bewohnt werden. Gleiches gilt für das Dachgeschoss des Nachbarhauses Nr. 17. Beide Nachbarhäuser dürfen auf Weisung des Bauordnungsamtes allenfalls kurzfristig betreten werden.

Die Trinkwasserwarnung für die nördliche Innenstadt ist seit Sonntag, 12. September, 13:15 Uhr aufgehoben. Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn kann in dem betroffenen Bereich wieder ohne Bedenken getrunken und zur Zubereitung von Speisen verwendet werden. Vorher sollten die Wasserleitungen in den Gebäuden gespült werden. Alle Haushalte und Unternehmen werden darum gebeten, die Wasserhähne aufzudrehen und das Wasser etwa fünf Minuten laufenzulassen, bis sehr kaltes Wasser aus dem Wasserhahn kommt. Bitte informieren Sie auch Ihre Nachbarn.

In den von einem Augsburger Fachlabor untersuchten Wasserproben wurden keine Rückstände von Löschwasser festgestellt. Untersucht wurden dabei Proben aus dem Leitungsnetz der swa. Dieses wurde vorher in dem betroffenen Bereich umfangreich gespült.


Inzwischen wurden in Augsburg schon Hilfe-Aktionen für die Bewohner des abgebrannten Hauses bekannt gegeben.

Kontakt für Betroffene

Betroffene können sich an das Sozialreferat der Stadt Augsburg wenden.
E-Mail: sozialreferat@augsburg.de
Telefon: 0821 324 - 3041
Ansprechpartner ist Roland Juraschek. Betroffene erhalten rasch Unterstützung, vor allem bei der Suche nach einer Wohnung.

Spendenkonto

Bürgerstiftung „Beherzte Menschen“
IBAN DE22 7205 0000 0000 0263 69
Verwendungszweck: Brand

Die Augsburger Bürgerstiftung „Beherzte Menschen“ hat ein Spendenkonto für obdachlose Bürgerinnen und Bürger eingerichtet.

Weitere Hilfsmöglichkeiten:
Online-Spendenaktion „Hilfe für die Bewohner*innen der Karolinenstr. 15“

Gerne listen wir weitere Spenden- und Hilfsaktionen auf. Einfach per E-Mail an: onlineredaktion@augsburg.de

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