Jochen Egers neuer Foto-Bildband: Die Stadt ist ein Phänomen!

Buchpräsentation im Stadtcafé mit Peter Fassl, Michael Schreiner, Ruth Rossel, Jochen Eger, Renate Miller-Gruber und Gerhard Guffler. 

"Begegnungen im Off!" nennt sich der neue Foto-Bildband, den Jochen Eger im Augsburger Zoeschlin-Verlag herausgebracht hat. Präsentiert wurde das eindrucksvolle Werk von Verleger Gerhard Guffler und seinem Team im Stadtcafé der Augsburger Stadtbücherei.

Über das fotografische Schaffen von Jochen Eger schreibt die Kunst-Expertin Dr. Renate Miller-Gruber in der Einführung des frisch herausgebrachten Bildbands "Begegnungen im Off": "In seinen Bildern zeigt uns Jochen Eger einen Stadtraum ohne Menschen. Aber fast alles, was wir sehen, ist Menschenwerk, ist Hervorbringung menschlichen urbanen Wirkens: Behausungen, Arbeitsorte, Straßen, Wege, Grenzziehungen, Gestaltungsversuche. In diesen Situationen treffen verschiedene Zeitschichten aufeinander: alte Ziegel und moderne Mauern, historische Architektur und neuer Putz. Es begegnen sich Gewachsenes und Geformtes. Jochen Eger liefert uns ein Bild von seiner Heimatstadt Augsburg, ein Bild, wie es dem durchreisenden Besucher verborgen bleibt."

Der Zoeschlin-Verlag stellt seinen neuen Bildband vor.

Verleger und Mitarbeiterin.

Zum Betrachten sind in Egers Bildband in den acht Kapiteln "Kiosk","Erzähl mir Geschichten", "Zufallsbekanntschaften", "Normen des Alltags", "Green Cover", "Hettenbach",  "Netzplan" und "Gegenüber" über 50 Fotos, von denen jedes immer auf einer Seite platziert ist. Auf der Rückseite die Seitenzahl. Einfach, aber wirkungsvoll. Klare, ruhige und zeitlose Bilder auf großen quadratischen Blättern im Querformat. Ausnahme ist dabei das Kapitel "Zufallsbekanntschaften" mit zwei Fotos pro Seite. Der Bildband hat die Maße 28 cm mal 28,5 cm und ist wohl so groß wie die neuen grauen Augsburger Pflastersteine, ist jedoch viel anschauenswerter. Wer sich also das Buch auf die Kommode legt und jeden Tag eine Seite weiterblättert, hat Augsburg pur in seinem Wohnraum.

Ruth Rossel mit ihrem Cello.

 Dr. Peter Fassl, ehemaliger Heimatpfleger,  meint im Vorwort zum gelungenen Bildband: "Jochen Egers Bilder sind ruhig, nicht dramatisch. Dadurch dokumentieren sie um so prägnanter. Sie zeigen Situationen, die man kaum wahrnimmt und in der Erinnerung nicht speichert. Die neue Sicht des Alltags, die uns Egers Fotografien eröffnen, zieht dem Betrachter auch ein bisschen den Boden unter den Füßen weg - wenn er sich auf die Geschichten, die uns die Bilder erzählen, einlässt."

Experten-Gespräch mit Michael Schreiner, Knut Schaflinger und Felix Guffler.

Michael Schreiner, der ehemalige Kultur-Journalist, hat als Fotograf auch schon einige Bildbände veröffentlicht. Als Foto-Kollege und fotografischer Seelenverwandter von Eger erklärt er die Ähnlichkeit, aber auch Verschiedenheit in ihren Fotos: "Wir sehen, was für viele nicht zu sehen ist, weil es alltäglich ist." Natürlich hat Egers berufliche Vergangenheit als Archivar bei Zeitungen eine Auswirkung auf seine Foto-Aktivitäten. Er ordnet mit der Linse das Gerümpel in der Stadt.   

Augsburg-Foto aus Egers Bildband.

Im Interview zwischen Verleger  Guffler und Fotograf Eger am Ende von "Begegnung im Off" will Guffler von Eger wissen: "Wie entstehen deine Werke?" Eger antwortet darauf: "Ich hatte schon immer einen intensiven Bezug zu meiner Stadt. Sprichwörtlich war Augsburg der Spielplatz meiner Kindheit. Zuerst noch in den Ruinen der späteren Nachkriegszeit, danach in der damals sogenannten Unterstadt, dem Lechviertel. Eigentlich verbotene Zonen für uns Kinder aus der Oberstadt. Und deshalb natürlich umso spannender. Bis der große Sport kam: unterwegs sein mit der Clique - ziellos, mit und ohne Auto. An der Schule, an der Universität, am Arbeitsplatz. Mein Leben wurde immer stark durch die Stadt definiert." 

Der Zoeschlin-Verlag wirbt für das Eger-Buch: "Es sind nicht die Postkartenansichten, die der Augsburger Fotograf Jochen Eger von seiner Stadt im neuen Kunstband zeigt. Stadtraum ist mehr als Sonnenseite. Mit dem Auge für das Außergewöhnliche im abseitigen Raum gibt uns Eger Einblick in Normen des Alltags, deren Schicksal es ist, übersehen zu werden. Jochen Eger, der Entdecker, steht in der Tradition des New Topographic Movement, das bis heute Fotografen auf der ganzen Welt beeinflusst. Die Bilder überzeugen durch Authentizität, starkes kompositorisches Gefüge und technische Perfektion. Begegnung im Off ist ein außergewöhnliches Werk künstlerischen fotografischen Schaffens."

Der Verleger und der Fotograf.
(Alle Fotos des Berichts: Lina Mann)

Den Büchertisch stellte die Buchhandlung am Obstmarkt, die auch den St. Jakobs Wasserturm betreut über den der Zoeschlin-Verlag sein erstes Buch machte. Für den musikalischen Rahmen sorgte bei der gelungenen Buchpräsentation mit Verwandten, Freunden, Bekannten und Weggefährten von Jochen Eger im Stadtcafé die fantastische Cellistin Ruth Rossel aus Augsburg. Ihr schwebender, manchmal packender Sound mit Loop-Effekten, verlieh den großen Eger-Fotos an der Café-Wand eine wirkungsvolle Besonderheit.

Fazit: Wer Augsburg mit all seinen Facetten liebt, der kommt um diesen betörenden Bildband mit meditativem Charakter nicht herum.  

Autor: Arno Loeb

- - -

Jochen Eger / Begegnungen im Off / Bildband / Hardcover / Zoeschlin / 161 Seiten /
48,00 € / ISBN 978-3-947881-04-8

Kommentare