Die Heiligenfiguren in St. Thaddäus waren dramatisch beleuchtet. |
Gewaltige elektronische Musik an ungewohntem Ort
Lab30 ist ein jährliches Festival in Augsburg für Medienkunst. Es feiert dieses Jahr sein 20. “JUBI-LAB-UM” – und das mit einem außergewöhnlichen Programm. An drei Wochenenden gibt es Konzerte, Performances und natürlich die jährliche Ausstellung (dieses Jahr nur mit Führung buchbar).
Bisher fast nur im Abraxas angesiedelt, finden die Veranstaltungen jetzt auch an anderen Orten statt: Im Gaswerk, im TIM und in der Innenstadt – und in St. Thaddäus, der Kirche an der Ulmer Straße hinter der Oberhauser Unterführung. Diese Kooperation ist nicht nur der räumlichen Nähe zum Abraxas zu verdanken, sondern vor allem dem aufgeschlossenen Pfarrer, der in seinen einleitenden Worten betonte, dass die Musik – auch elektronische – den Menschen fürs Spirituelle öffnen könne.
Das Eröffnungskonzert gab es in St. Thaddäus mit der Wienerin Elisabeth Schimana. “Pulsieren, implodieren, explodieren – und geborgen sind wir im Partikelwind der Sonne“. So minimalistisch und pointiert, beschreibt die österreichische Komponistin, Performerin und Radio-Künstlerin selbst ihren „Sternenstaub“, ein „Mehrkanal Live-Elektronik-Solostück“. Und sie bringt St. Thaddäus zum Vibrieren! Sehr fokussiert und wie selbstversunken vor ihrem wenigen Equipment sitzend, beginnt sie mit grandiosen Bässen, die pulsierend die Weite und Leere des Weltalls spürbar machen. In langen Passagen gehen mal zwitschernde, mal gurrende, raschelnde, pfeifende Töne ineinander über in einen Atemhauch und gegen Ende wieder unterstützt von ausklingenden Bässen.
St. Thaddäus mit seiner exzellenten Akustik ist für dieses Konzert ideal; die reduzierte Beleuchtung (mit dramatisch angeleuchteten Heiligenfiguren) trug zur konzentrierten, ja meditativen Atmosphäre noch bei.
Hier kann man in das Werk hineinhören.
Der Vorverkauf für Lab30 ist gut angelaufen. Barbara Friedrichs, Popkulturbeauftragte der Stadt Augsburg und seit sieben Jahren Organisatorin des Lab30-Festivals, stellt allerdings fest, dass die Buchungen wegen der Corona-Unsicherheiten kurzfristiger seien als gewohnt. Das Konzept mit den drei Wochenenden diene auch der Entzerrung der Publikumszahlen; die „Satelliten“-Standorte wie das Apparatehaus im Gaswerk unterstütze dies noch.
Lab30 hat sich in den letzten Jahren vom ursprünglichen Nischen-Festival für Wenige gemausert zum Familienfestival, das für alle von 6 bis 90 Jahren etwas biete und damit die Hemmschwelle abbaue, die viele noch von der Medienkunst fernhalte. Lediglich auf die Club-Schiene im Abraxas musste dieses Jahr verzichtet werden.
Elisabeth Schimana, ganz fokussiert vor dem Konzert… |
…und entspannt danach. Man beachte das wenige Equipment, mit dem sie ihre gewaltigen Sounds erzeugt! |
Bis zum 7. November 2021 gibt es noch ein vollgepacktes Programm; ein Highlight wird sicher das Konzert von Robert Henke, einem der großen Namen der internationalen Klangkunst-Szene.
Karten für Lab30 gibt es nur im Vorverkauf hier.
Text und Fotos: Sabine Sirach. |
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