Wüstenreporterin, in Augsburg geboren, mit geheimnisvoller Poesie




Désirée von Trotha war eine bekannte deutsche Filmautorin, Fotografin, Journalistin und Schriftstellerin. Sie wurde am 30. Dezember 1961 in Augsburg geboren und verstarb am 27. November 2021 in München.  

Seit 1991 reiste die Fotografin, Filmemacherin und Autorin Désirée von Trotha jedes Jahr rund sechs Monate in den Sahara-Sahel-Regionen Algeriens, Malis, Mauretaniens, Nigers und Tschads.

So wurde sie mit ihren Filmen, Fotografien, Büchern und Reportagen (etwa «Das Gelbe Fieber» zum Goldrausch in der Sahara) allmählich zu einer Chronistin der Welt der Sahara-Nomaden, deren Heimat seit spätestens 2012 teilweise dramatisch in Unordnung geraten ist: Terrororganisationen, bewaffnete Gruppen, Milizen und kriminelle Netzwerke beherrschen weite Gebiete, regionale und internationale Rohstoff- und Sicherheitsinteressen heizen die Konflikte an.

Frauen in der Wüste - fotografiert von Trotha.

Timbuktu-Gesellschaft, fotografiert von Trotha.


"Desiree von Tro­tha reiste, seit drei Jahrzehnten, die Hälfte jedes Jahres durch eine Gegend, die mit Wüste nur ungenau beschrieben ist: durch Mali, den Tschad, durch Niger, den Süden Algeriens und Libyens, durch Länder also, in denen IS-Terroristen, Drogenschmuggler, Schleuser und Bürgerkrieger sich von einer blonden Frau mit Presseausweis oder Drehgenehmigung nicht beeindrucken ließen; schon gar nicht, wenn diese Frau sich für Geschichten interessierte, die sie nichts angingen, aus der Sicht dieser Männer jedenfalls." (Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeine Zeitung)


"Nichts war Désirée von Trotha wichtiger, als den Porträtierten "auf Augenhöhe" zu begegnen. Ebenso wichtig war ihr, keine romantisierenden Klischees zu liefern. Missstände wollte sie weder in Wort noch Bild laut und "vulgär" anprangern, sondern sie setzte auf die Kraft der leisen Töne, auf eine geheimnisvolle Poesie. Vor zehn Jahren konnte Désirée von Trotha ihre Erfahrungen über die Sahel-Zonen-Regionen in einem Dokumentarfilm bündeln." (Henriette Kaiser in der Süddeutschen Zeitung)

Auf dem Pferd durch die Wüste: von Trotha.


"Zum ersten Mal spürte von Trotha die Faszination der Region 1990/91. Damals war sie Regieassistentin eines Road-Movies, das die Crew von Süddeutschland bis in den Norden der Republik Niger führte. Während der Dreharbeiten ergaben sich für sie dort, in der alten Handelsstadt Agadez, erste Verbindungen zu einer großen Schmiedefamilie der Tuareg. Nach und nach wurde sie als ältere Schwester in ihre Mitte aufgenommen.“ (Hannoversche Allgemeine)

Die Dünen - Betten Gottes, fotografiert von Trotha.


Désirée von Trotha entstammt einem Adelsgeschlecht aus Sachsen und wird als einzige Frau in der Wikipedia-Liste von 32 Persönlichkeiten dieses Uradels aufgelistet. In der Reihe der Ahnen steht auch der Hauptverantwortliche für den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia Lothar von Trotha. Auf Drängen ihrer Generation habe die Familie von Trotha eine persönliche Wiedergutmachung begonnen, man besuche sich gegenseitig, unterstütze eine Schule und bete an den Gräbern.

Ausgerechnet an den Folgen eines Fahrradunfalls in München verstarb Désirée von Trotha, die sogar auf den Rücken von Kamelen durch die Sahara ritt und Kriegs-Gefahr, Durst und Sandstürme überstand.



"Festival au Désert im Exil".


Film von Désirée von Trotha über ein Musikfestival in der Sahara: Woodstock in Timbuktu.
 

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