Ballett im Staatstheater: Mitreißende Bewegung bei „Moving“

Witzige Show: Die Ansagerin Brandi Baker scheucht
Nikolaos Doede und Gonçalo Martins da Silva herum-


Im Stream und auf der Bühne präsentierte das Augsburger Staatstheater eine Uraufführung von Peter Chu

Zwei Tage vor Weihnachten stand mit der Premiere von »Moving« ein Höhepunkt des Ballett-Jahres am Staatstheater Augsburg auf dem Spielplan. Der international renommierte Choreograf Peter Chu hat gemeinsam mit der Augsburger Kompanie das Kammerballett erarbeitet. Im Zentrum der Choreografie stehen die Verbindungen zwischen Menschen und die Frage, wie sich die heute allgegenwärtige digitale Selbst-Präsentation darauf auswirkt.

 Ensemble lässt Bewegung unter Wasser fühlbar machen.


In der Choreografie sind die Einflüsse, die Chu geprägt haben, sichtbar; sie reichen vom klassischen Ballett über Jazz-Dance und Cheerleading hin zu Qigong und Tai Chi. Er geht der Frage nach, wo Bewegung herkommt. Und so sieht man zu Anfang fließende Bewegungen vor blauen, wasserartigen Projektionen – Schwerelosigkeit, Schweben im Wasser werden dargestellt. Dann jedoch wird das englische Wort „Moving“ als Wohnungs-Umzug interpretiert, die Requisiten sind Dutzende von Umzugskartons, mit denen die Tänzer über die Bühne jonglieren.

Ironisches Zitat ans klassische Ballett: Kunststoff-Tütü´s.

 
Der Mittelteil des Stücks besteht aus ironisch gebrochenen Show-Versatzstücken. Zu treibenden, stampfenden Rhythmen – bei denen so manche*r im Publikum mitwippt – und in frechen pink-roten Kostümen (bis hin zur völlig übertriebenen Irokesen-Perücke der Show-Ansagerin!) werden Tänzer zur Gymnastik angehalten, wirbeln Ballerinas in Plastik-Tütü´s über die Bühne, spielen die Ensemblemitglieder mit weißen Perücken, die zu kuscheligen Tierchen werden. Das Ganze sehr mitreißend und witzig!



Licht und Video-Projektionen. Rechts die herausragende Brandi Baker.


Im letzten Teil wandeln sich die Projektionen in abstrakte Landschaften; gemeinsam mit kollektiven Ensemble-Szenen und indigen anmutender Musik lassen sie Assoziationen zur amerikanischen Prärie zu. Schließlich werden die Umzugskartons aufgeräumt und die Bewegung kommt zum Stillstand.

Die gesamte Choreografie bietet präzise Bewegungsabläufe im Zusammenspiel mit Licht und Schatten. Für den US-Amerikaner Peter Chu ist es die zweite Arbeit am Staatstheater Augsburg. Bereits bei »Dimensions of Dance. Part 2« in der Spielzeit 2018/19 begeisterte er das Publikum mit seiner Choreografie »yourFACE«. Und auch diesmal gelingt es ihm, die Zuschauer zu fesseln.

Porträt Peter Chu, Foto: Roger Van der Poel.




Ballett-Fotos: Jan-Pieter Fuhr
Text: Sabine Sirach



Kommentare