Gar nicht zum Lachen: Handgranate unterm Spaghetti-Teller

Bei einem grausamen Spiel stirbt einer-


Mit „Wer zuletzt lacht, lacht zuletzt“ weiht das Staatstheater Augsburg das Rock Café als neue Spielstätte ein


Die erste Folge der bitterbösen „postapokalyptischen Spielshow“ hatte am trüben letzten Novembertag Premiere. Die kammerspielartige Inszenierung von Autor und Regisseur Nicola Bremer nutzt die düstere Location aus und schafft ein bedrückendes Ambiente. Also alles gar nicht zum Lachen!

Die Story: Nach einer Klimakatastrophe können die Überlebenden nur noch wie Gefangene in unterirdischen Bunkern vor sich hin vegetieren, kontrolliert von hundegestaltigen Wächtern (die, gemeinsam mit geschickter Lichtführung, zeitweise an Abbildungen des altägyptischen Gottes Anubis erinnern).

Die drei Gefangenen vertreiben sich die Zeit mit Yoga und anderen Aktivitäten in gereizter Atmosphäre. 

Sie sind unsicher, was „die“ (die Wächter, die Regierenden) mit ihnen vorhaben, und überlegen, wie sie aus ihrem Bunker ausbrechen können. Man zwingt sie zu Spielshows, die unterschiedliche Anforderungen an die Spieler stellen: Mal müssen sie bei Fragen die richtigen Antworten aussuchen, mal ist es ein Spaghetti-Schnellessen, dann aber sind unter Schüsseln Gegenstände versteckt, unter anderem Handgranaten – durch eine davon stirbt ein Spieler. Sein Tod verstärkt die Zweifel und den Wunsch nach Freiheit der beiden Davongekommenen erst recht, sie würdigen ihn mit dem Partisanenlied „Bella Ciao“. Am Schluss der 1. Folge sieht man die Videoaufnahme einer Person aus einer anderen Bunker-Zelle, die mit ihnen Kontakt aufnehmen will. Ein gelungener Cliffhanger.

Hundegestaltige Wächter kontrollieren die Gefangenen.


Nach dem abrupten Schluss saß das Premierenpublikum zunächst etwas ratlos da, bevor der Applaus die Inszenierung und vor allem die Schauspieler doch gebührend würdigte.

Nach „Solo – Folge 1” ist dies nun die nächste Serie, mit der das Staatstheater vorwiegend das junge Publikum an sich binden möchte. Man darf gespannt sein, ob das Konzept aufgeht und auch die weiteren Folgen gut besucht sind (soweit es die Corona-Maßnahmen zulassen).

Das Rock-Café soll als Studiobühne den Hoffmannkeller ablösen, der wegen der Theatersanierung geschlossen wurde. Als Location ist es spannend (schon der Zugang vom unkrautüberwachsenen Parkplatz im Dunkeln setzt etwas Wagemut voraus) und weckt bei denen, die es von früher kennen, nostalgische Erinnerungen. 

Das Staatstheater hat einiges mit dem Rock Café vor: Neben der Nutzung als Studiobühne soll es neue Begegnungsformate ermöglichen und als Experimentierstätte des Digitaltheaters dienen. Auch experimentelle Musikformate sind geplant.

Das Rock-Cafe bei Nacht.




Bericht: Sabine Sirach
Fotos: Jan-Pieter Fuhr


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