Alles fließt –aber wohin? Weiß das Zitzelsberger? Kanu-Skandal?

 Bernd Zitzelsberger: Selbst ernannter CSU-Poseidon, der mit seinem selbstverliebten Dreizack immer gerne für allerhand Unruhe sorgt.



Glossiertes Augschburg:
"50-m-Becken wie eine Indianerfolter"

„Panta rhei“, hat er gesagt, der griechische Philosoph Heraklit, und meinte damit „alles fließt“. Dass er dabei in weiser Voraussicht an Augsburg dachte, mag bezweifelt werden, denn was fließt hier schon? Außer dem Lech und der Wertach natürlich. Aber in einem hatte er recht: Das Wasser spielt hier eine bedeutende Rolle.

So bedeutend, dass wir anno 2019 sogar in die sehr illustre Galerie des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurden. Schöner Titel, aber der hilft uns aktuell bei der Schwimmbad-Misere auch nicht entscheidend weiter. Zum einen sind die Bäder hochgradig sanierungsbedürftig, und zum anderen tropft das fehlende 50-Meter-Becken wie eine alte Indianerfolter unablässig in die Köpfe der Stadträte und Verwaltung. Einer, der sich dafür an vorderster Front in die virtuellen Fluten wirft, ist der CSU-Stadtrat Bernd Zitzelsberger, seines Zeichens zudem Abteilungsleiter Schwimmen beim Post SV, welchem das Wasser – nebenbei bemerkt – auch in beängstigender Weise den finanziellen Hals umspült.

Jedenfalls hat Bernd Z. es geschafft, die Wahl zum neuen Augsburger Sportbeirat am 25. Oktober vergangenen Jahres im Vorfeld so zu beeinflussen, dass etliche Schwimmer*innen in das Gremium gewählt und andere, erfahrene Funktionäre und Sportler dafür versenkt wurden. Hauptsache, erst einmal drin sein im ausgewählten Kreis, obwohl für noch nicht einmal einen Euro eine Finanzierung für das neue (Sport-)Bad steht. Einer der ausgesonderten ist pikanter Weise der Gründer und Leiter des 1. Inklusiven Kanuzentrums, der sehr rührige Bruno Seidl. Immerhin paddelte unter anderem der Olypiasieger von Peking im Jahre 2008, Alexander Grimm, noch durch dessen Ausbildung. Und jetzt, ausgerechnet im Jahr der bevorstehenden Kanu-Weltmeisterschaft – 50 Jahre nach der Olympiade in Augsburg – ist Seidl raus. Eine Blamage und im Grunde ein Skandal sondergleichen.

Der „manipulative Stratege“ Bernd Z. macht nun die Erfahrung, dass ihm ein Tsunami aus der eigenen Partei und nicht unwichtigen Leuten aus der Stadtgesellschaft entgegenschwappt. „Der“, so sagen sie, „kann sich sein 50-Meter-Becken in Zukunft abschminken“. Dumm gelaufen für den selbst ernannten CSU-Poseidon, der mit seinem selbstverliebten Dreizack immer schon gerne für allerhand Unruhe gesorgt hatte. Aber so war es schon im alten Rom: Das Volk liebt den Verrat, nicht aber den Verräter. Kann also gut sein, das Bernd Z. eines Tages heulend als beleidigte Trockenpflaume an der Luitpoldbrücke sitzt und die Krokodilstränen eines ganz fürchterlich Missverstandenen vergießt.

Am 9. Februar 2022 konstituiert sich der neue Sportbeirat. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Ebenso wie beim FCA und einem, der auch schon mal hier war und dann geglaubt hatte, er könne anderswo ein neues, noch größeres Glück finden. Zum Beispiel auf Schalke. Augsburg jedoch, das jedenfalls war immer die Ansicht des sehr angesehenen und beliebten und leider viel zu früh verstorbenen Journalisten Rüdiger Schablinski, habe „etwas Magnetisches“. Wer hier geboren wurde und wen es hierher verschlagen hat, der hat ein schweres Karma zu tragen. Und kommt, so dieses Karma noch nicht abgearbeitet ist, immer wieder wie durch einen nicht ausradierbaren Automatismus zurück, ob er will oder nicht. Ein grausames Schicksal, ein Dauer-Repeat nach der Erkenntnis „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Und so jemand muss auch lernen, dass alles Glück dieser Welt vergänglich ist, wie beispielsweise Europapokalspiele gegen den FC Liverpool. Folglich schauen Markus Weinzierl wie auch Bernd Zitzelsberger in den (tabellarischen) Abgrund menschlicher und sportlicher Unzulänglichkeiten, während die Zeit und das Wasser in Lech und Wertach gnadenlos weiterfließen.

Wie gut, dass Heraklit zu seiner Zeit noch glaubte, dass wirklich alles fließt. Hätte er Augsburg jemals kennengelernt, wäre er womöglich noch auf die absurde Idee gekommen, dass auch vieles stehen bleibt.

Bis zum nächsten Mal, da sprechen wir übers Bauen!


Herzlichst: Euer Korbinian Pfefferlein



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