Lust auf Shockheaded Peter!

Kostümbildnerin Aylin Kaip und Dramaturgin Sarah Mössner beantworten die
Fragen des Regisseurs David Ortmann.


Mit „schwarzer“ Pädagogik in eine neue Reihe:
Im Alten Rock Café gab es eine Vorschau auf einen modernisierten Struwwelpeter



Ende November 2021 bezog das Augsburger Staatstheater die Räumlichkeiten des Alten Rock Cafés im Stadtteil Kriegshaber. Der denkmalgeschützte Leerstand wird schrittweise zu einer Spielstätte mit lebendigem Begegnungsort entwickelt, in dem experimentelle Formate und kleinere Produktionen stattfinden und Künstler:innen und Publikum miteinander ins Gespräch kommen können.

Neu ist die zweiwöchentlich stattfindende Reihe "Blauer Montag", bei der das Publikum Überraschendes und Unterhaltsames aus der Schauspiel-Sparte erwartet. Gestartet wurde am Montag mit einer Vorschau auf "Shockheaded Peter" (Premiere am 19.2.'22), bei der Regisseur David Ortmann die Kostümbildnerin, die Dramaturgin und zwei Schauspieler interviewte; auch auf die Musik gab es einen Vorgeschmack mit Jonas Horche, dem Bassisten der Band "Mount Adige", die vom Staatstheater für die Junk-Oper gecastet wurde.

"Shockheaded Peter" ist eine Adaption des „Struwwelpeter“ mit seiner „schwarzen“ (ziemlich brutalen) Pädagogik aus dem 19. Jahrhundert. Die englische Band "The Tiger Lillies" verwandelte die zehn Geschichten in eine grotesk-alptraumhafte "Junk-Opera".

Gitarrist Jonas Horche gibt einen Eindruck von der
Musik des „Shockheaded Peter“-



Der "Blaue Montag“ gab gute Einblicke in die Entstehung der Inszenierung. Wie Regisseur David Ortmann erläuterte, waren die ersten konzeptionellen Überlegungen essenziell, da die "Tiger Lillies" nur das musikalische Gerüst für das Stück liefern. Wie also das Ganze umsetzen? In Augsburg entschied man sich dafür, die Figuren des 19. Jahrhunderts (Struwwelpeter, Hans-Guck-in-die-Luft, Suppen-Kaspar, Paulinchen – Sie erinnern sich?) als Teilnehmer in einer makabren TV-Show zu präsentieren und sie so auf die heutige Zeit treffen zu lassen.

Ortmann hatte das Bühnenmodell mitgebracht und zeigte daran, wie sich die Bühne von der TV-Show in die gepolsterten Wände einer Klapsmühle verwandelt. Dann interviewte er seine Kolleg*innen mit launigen, absichtlich etwas einfachen Fragen über Hintergründe ihrer Arbeit an der Produktion.

Anhand des Modells bekommt man einen ersten Eindruck von Bühne und Kostümen.



Die schönen, lebendigen Originalskizzen von Kostümbildnerin Aylin Kaip wurden im Publikum zur allgemeinen Bewunderung durchgegeben. Die Dramaturgin Sarah Mössner, frisch von der Theaterakademie München, erläuterte, wie sie in den Proben die Rolle des Publikums einnimmt und dabei ihre vorherigen konzeptionellen Gedanken einfließen lässt.

Mit viel Spaß sind die Schauspieler bei der Produktion dabei. Florian Gerteis, musikalisch vorgebildet (Klavier, viele Jahre Knabenchor), erzählte, wie er mit dem musikalischen Leiter Stefan Leibold seine Rollen entwickelt. Das Besondere bei "Shockheaded Peter“ ist, dass die sechs Schauspieler, die jeweils mehr als eine Figur spielen, sehr wenig Text haben (lesen Sie nochmal die kurzen Texte in der Ausgabe des „Struwwelpeter“, die Sie bestimmt zu Hause im Regal stehen haben!), dafür aber einen sehr großen Interpretationsspielraum. Das erleichtert das Text-Lernen, wie Schauspielerin Elif Estmen lachend betonte, macht aber die Proben umso intensiver und spannender.

Die Schauspieler Florian Gerteis und Elif Estmen erläutern die Besonderheiten bei den Proben-

 

Jonas Horche erzählte vom Casting seiner Band Mount Adige (die gerade ihre EP "What A Time" veröffentlicht haben, gab mit der E-Gitarre Kostproben der Musik der "Tiger Lillies" und hauchte so auch dem Geist des Alten Rock Cafés wieder Leben ein.

Auf die Aufführung des "Shockheaded Peter" machte der "Blaue Montag" so richtig Lust!


Bericht und Fotos: Sabine Sirach

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