Hauptsache Bluff

 

Schönste Botanik im Bahnhofs-Tunnel.


Das Schöne am Leben ist, dass es für nahezu alles einen guten oder doofen Spruch gibt. Für den Augsburger Hauptbahnhof und die so hochgelobte „Mobilitätsdrehscheibe“ gibt es diesen: Einige Menschen sollten ein Märchenbuch schreiben, dann haben ihre Lügen wenigstens einen Sinn.

Blickt man auf die Entstehungsgeschichte des Hauptbahnhofes Augsburg irgendwann zurück, dann landet man beim ehemaligen Oberbürgermeister Paul Wengert und dem seinerzeitigen Stadtwerkechef Nobert Walter, für welchen sie in Saarbrücken für eine überraschende und nicht eingeplante Rückkehr an der Stadtgrenze schon einen Galgen errichtet hatten. Aber wer anderswo nichts mehr wird, kann in Augsburg immer noch was werden. Jedenfalls wurde bei dem um 2010 mit dem Umbau des Königsplatzes begonnenen Großprojekt, welches anno 2023 (jetzt sind wir beim Märchenbuch) fertig gestellt sein soll, in der Ära Kurt Gribl unverdrossen weitergemurxt, und so stehen wir immer noch vor der ungelösten Frage, wie denn die Trasse der neuen Linie 5 verlaufen soll, und warum man in Augsburg im Gegensatz beispielsweise zu Münster in Westfalen keinen Fahrradtunnel bekommt, obwohl hier seit Jahren ein „Fahrradbeauftragter“ auf der städtischen Gehaltsliste steht.


Neue grüne Erlebniswelt?


Am schönsten aber ist der künftige Straßenbahn-Tunnel in der Halderstraße. Dort grünt und blüht es, dass es eine wahre Freude ist, und wie es aus gut informierten Spötter-Kreisen heißt, soll dort bei einem eventuellen Scheitern des Projektes eine City-Filiale des Botanischen Gartens zusammen mit dem Augsburger Zoo entstehen. Ein Refugium für seltene heimische und exotische Pflanzen, dazu eine Art „Dschungelcamp“ für Menschen, die den Nervenkitzel lieben – mit Reptilien und Amphibien. Und eine neue Heimat für die sehr seltenen und vom Aussterben bedrohten Grottenolme, die man da in Zukunft, wenn sie nicht zufällig im Augsburger Stadtrat sitzen, bestaunen kann. In alpinen Schwimmerkreisen schart man zudem schon mit den Flossen und Karabinerhaken: Hier wäre Platz genug für gleich mehrere unterirdische 50-Meter-Becken und megageile Kletterwände.

Bluff-Bahnhof wird umfirmiert

Vielleicht wird ja was draus. Denn die meisten Menschen in Augsburg wissen gar nicht mehr, dass es hier noch einen Hauptbahnhof gibt, stünde es nicht an mehreren Buslinien auf der Frontanzeige. Man hat sich längst mit den Klein-Bahnhöfen in Oberhausen, an der Haunstetter-Straße und in Hochzoll bestens arrangiert (da gibt es auch Aufzüge!), und leer stehende Läden finden sich in der Innenstadt oder im Schwaben Center schon genug. Und zudem sind wir in den kommenden Jahren vom bundesdeutschen Schienennetz ohnehin so gut wie restlos abgehängt und können gerade mal noch auf einige Verbindungen nach München, Füssen und Schongau verweisen. So gesehen freuen wir uns schon sehr auf das Jahr 2027, wenn es heißt: Der Bluff-Bahnhof wird umfirmiert! Vom Königsplatz direkt ins Grüne und in eine einzigartige Erlebniswelt für Jung und Alt!

Auch unsere Medien-Kollegen wären dann stolz: Von der Anakonda bis zum Zebrafisch gäbe es dort wirklich von A bis Z allerhand zu bestaunen. Soll jetzt noch einer sagen, wir in Augsburg wären nicht kreativ und würden nur Märchenbücher schreiben…


Eine gute Zeit noch bis dahin! Ihr Korbinian Pfefferlein

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