Die Verletzung der Mutter spiegelt sich in der Heirat der Tochter!

Ice! Ice! Baby! Fetzige Tanzeinlage zwischendurch.

 

Schicksale in der Eisdiele:
„EISCREME“ von Miro Gavran im Sensemble Theater



Im Sensemble konnte nun endlich die Premiere von „Eiscreme“ des kroatischen Dramatikers Miro Gavran stattfinden – sie sollte eigentlich schon vor zwei Jahren, dann vor einer Woche im Rahmen des Gavran-Festivals über die Bühne gehen…wurde dann verschoben und verschoben…aber nun gab es ein bei wieder erlaubter 100%-Auslastung ausverkauftes Haus! Als der Theaterleiter Sebastian Seidel das verkündete, brach im Publikum Jubel aus.

„Eiscreme“ dreht sich um die Lebensstationen einer Mutter und ihrer Tochter. Es geht um gelungene und gescheiterte Beziehungen mit Männern und Kindern, Erfolge und Enttäuschungen, Liebe, Hass und Gleichgültigkeit. Darüber reden die beiden über 60 Jahre hinweg in der immer gleichen Eisdiele bei Eis, Kaffee und Prosecco.

Die Verletzung der Mutter, die mit Kleinkind von ihrem Mann verlassen wurde, spiegelt sich in der Heirat der Tochter mit einem frisch Geschiedenen. Die Sorgen der Tochter um ihre eigene Tochter rufen der Mutter die Jahre in Erinnerung, als die Tochter selbst ein renitenter Teenie mit ordinärer Sprache war. Die Mutter leidet sehr unter dem Tod ihres zweiten Mannes, aber ein Lottogewinn lässt sie wieder aufleben.

Vom Kleinkind über den ersten Schultag …


... zum renitentenTeenie.


„Eiszeit mit Remi und Demi“



Zwischen den Szenen gibt es als Videoprojektionen Informationen über die Geschichte der Eiscreme: „Eiszeit mit Remi und Demi“. Schon Kaiser Nero genoss sein Sorbet, und der chinesische Kaiser ließ Eis mit Milch anrühren. Weiter geht die Geschichte über Italien in der Renaissance, den englischen König Charles I. bis zur amerikanischen Ice Cream. Auch über Kaffee samt seinen physiologischen Wirkungen gibt es einiges zu lernen. Pfiffig an diesen Einlagen sind die Kostüme und Musik, die den jeweiligen Jahrzehnten der Mutter-Tochter-Geschichte entsprechen. Ganz zurückhaltend dagegen das Bühnenbild aus ein paar eiscreme-pastellfarbenen Kisten, die für die Jahrzehnte der Eisdieleneinrichtung völlig ausreichen.

Das Geständnis.

Die Komödie ist mit ihrer tiefen Menschlichkeit witzig und anrührend zugleich. Teils typisierend, teils individuell stellen die beiden Schauspielerinnen die Lebensphasen und -alter dar: Sehr komisch Daniela Nering als Kleinkind und nervige Pubertierende, elegant und gestresst Kerstin Becke als alleinerziehende Mutter. Grandios, wie einfühlsam Kerstin Becke das Unglück der ergrauten Seniorin spielt! Großer Applaus für zwei wunderbare Schauspielerinnen – das Warten auf die Premiere hat sich gelohnt.


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Weitere Aufführungen von "Eiscreme", Termine hier.

Mutters zweiter Mann ist tot – und sie eine gebrochene alte Frau …
… doch dann kommt der Lottogewinn und der neue Mann.



Text und Fotos: Sabine Sirach

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