Nachts taucht man in die Tiefe

Ganz stilecht ist die Brotzeit des Klempners auf dem Klo.

"Lech, du wilder Hund!"
Theaterwerkstatt in der Kresslesmühle

Wasser wirkt lebensspendend und zerstörerisch. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Ohne Wasser funktioniert keine Klospülung. In einer „musikalisch-literarischen Wasserrevue von Goethe bis Brecht“ deklamiert und singt sich der Schauspieler und Theaterwerkstatt-Leiter Matthias Klösel durch verschiedene, witzige oder ernste Aspekte des Wassers und des Augsburger Wasserwesens. 

Als Klempner Alois mit seinem Lehrling (Tom Gratza, am Piano), auf dem Klo sitzend mit Pömpel und Bierflasche, erzählt er von der Arbeit des Klempner, der Bedeutung des Wassers für Augsburg, über die Entstehung der Wasseranlagen, über Lech und Wertach und die Kanäle. In Statistiken fällt ihm die magische Zahl 70% auf: alles ist zu 70% aus Wasser, Mensch, Fleisch, Erdoberfläche! Er erzählt von der großen Augsburger Flut von 1910, als der Hochablass brach, die Stadtbachschleuse davongeschwemmt wurde und in Lechhausen knietief das Wasser stand.

Er rezitiert den Goetheschen Zauberlehrling: „Und es wallet und siedet und brauset und zischt wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt…“ und fragt mit Schillers Ballade vom Taucher „Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, zu tauchen in diesen Schlund?“. Ganz romantisch singt er Brechts „Vom Schwimmen in Seen und Flüssen“ („Im bleichen Sommer … muß man in Flüssen liegen oder Teichen“). 
Im Lied vom Ilsesee (Tom Gratza) amüsiert sich zunächst das Volk beim sommerlichen Baden, aber nachts taucht man in die Tiefe und entdeckt Ungeheures: die Aphrodite, schaumgeboren aus dem Meer und in Augsburg als Lüpertz-Figur so verachtet, dass sie schließlich aufs Gelände der Augsburger Allgemeinen verbannt wird! Sie hat halt nicht die Maße 90–60–90 und passt so gar nicht zu den Gartenzwergen. 

Mit Pömpel und Klavierbegleitung: Matthias Klösel als Klempner und Tom Gratza als sein Gehilfe.



Vom Allgäuer Mundartdichter Hans Schütz stammen die stimmungsvollen Lieder vom „Lech, du wilder Hund!“ (der mittlerweile allzu sehr gezähmt ist) und seiner „Kleinen Schwester Wertach“, mit der er bis ins Schwarze Meer fließt.
Dazu begleitet Tom Gratza am Klavier die Texte; es rauscht und plätschert und rieselt und gurgelt lautmalerisch und je nach Stimmung schmissig oder romantisch. Der Klempner Alois bezeichnet ihn als handwerklich unbegabt, bewundert dann aber doch sein Klavierspiel und seine musikalische Bildung. 

Für das begeistert applaudierende Publikum gab es dann noch zwei Zugaben. Im Sommer sollen weitere Aufführungen folgen.

Text und Fotos: Sabine Sirach

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