Augsburgs aktuelle Schlager-Helden: Neues Album "Mille Grazie" - Lob und Verriss!

Mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder
auf dem Cover des Augsburger 
Klatsch-Magazins: Roy Bianco & Die Abrunzati Boys. 


Mit ihrem neuen Album "Mille Grazie" konnten die Augsburger Schlager-Helden die offizielle Deutsche Charts sofort auf Platz 1 landen. Leider nur für eine Woche. Dann verschwanden sie wieder aus den Charts. Schnell gehypt, schnell verglüht. 

Die Platten-Firma Electrola meint zu der Band, die sich jetzt nicht mehr als reine Augsburger Band, sondern als Augsburg-Münchner-Band versteht: „Hinter der Band steckt eine hochprofessionelle Mannschaft, die es versteht, ihre Fans extrem eng an sich zu binden und über Mund-zu-Mund-Propaganda Skaleneffekte erzielt. Keine Band schafft es so gut, das Lebensgefühl des Italo-Schlagers mit der Authentizität und Selbstverständlichkeit einer Indie-Band in Einklang zu bringen - ihre Positionierung am Markt ist dadurch einzigartig.“ 

Nannten sie sich zuerst Roberto "Bianco & Die Abrunzati Boys", was wohl eine ironische Anspielung auf Roberto Blanco war, mussten sie auf Wunsch der Plattenfirma sich auf "Roy Bianco & die Abrunzati Boys" umtaufen, eine Anspielung auf den verstorbenen Augsburger Schlagerstar Roy Black. Roberto Bianco, gedacht einst als Gag, hätte wohl zu viel Ärger gegeben. Sonst kein Vertrag!

Wir haben zwei Augsburger Musik-Kritiker gebeten, das neue Album "Mille Grazie" von "Roy Bianco & die Abrunzati Boys" zu besprechen. Der Kritiker Robert Dall hält dieses Album für sehr löblich, während Anna Kramm es komplett verreißt. Lesen Sie hier die beiden Meinungen über Augsburgs neue Musik-Stars und ihre Vino-Lieder. 

"Viel kräftiger!" Ganz verkehrt ist es nicht, dass Roy Bianco und den Abrunzati-Boys ein gewisser Italo-Kitsch nachgesagt wird. Sie scheuen vor keinem Italien-Klischee zurück. Von Amore bis Ferrari, von wird alles aufgeboten. Allein das ist schon sehr bewundernswert. Wer traut sich das noch heutzutage? Das ist beste Unterhaltung. Na, gut, ist ja wohl nicht alles so Ernst gemeint, wie wir es gesungen wird. 

Der Wiener Produzent Zebo Adam hat ihnen ein abwechslungsreiches und modernes Sound-Outfit verpasst. Viel professioneller als wir es noch aus ihrer Live-Zeit in den Augsburger Clubs und von ihren ersten Tonprodukten kennen. 

Die Stimme des Sängers Roy Bianco kommt jetzt viel kräftiger rüber. Und natürlich ist jeder Song voll tanzbar. Auf dem Album wimmelt es von Stimmungsknallern. Und ich finds auch gut, dass die alten Songs kräftig aufgemotzt wurden. Endlich gibts wieder Musiker in Deutschland, bei deren Liedern wir die Sorgen und Probleme über den Krieg in der Ukraine, das Gemetzel in Syrien und Jemen, genauso wie die ertrunkenen Afrika-Flüchtlinge verdrängen können. 

Spaß, Tanz und Party, das ist bei Roy Bianco & Die Abrunzati Boys angesagt. Was will man mehr? Bei mir bekommt diese Band einen festen Platz im Herz und darf meine Tanz-Muskeln massieren.

Robert Dall (Musik-Journalist)


"Sie haben ihre Unschuld verloren!"Ich kann dieses angeblich so lustige Fake-Gedöhns von Roy Bianco & Die Abrunzati-Boys wegen Schlagerfestival und Wiedervereinigung nicht mehr lesen und hören. Es ist so lustig wie eine Schachtel Schnapspralinen, die von Weihnachten übrig geblieben ist. Natürlich ist die Karriere von Roy Bianco und seiner Schlager-Truppe schwer gehypt. Gut, das Kleppern gehört zum Show-Gewerbe. Aber mir ist es lieber, das wird mit viel Fantasie und Originalität produziert. Und bei Euren Song-Texten müsst Ihr Euch schon noch mehr Ironie, mehr Witz, mehr Story einfallen lassen. Ist einfach zu banal und billig, was ihr da an Italo-Feeling mit Ironie liefert. Was geliefert wird, sind nicht mal billige Klo-Sprüche. Vielleicht können sie mal einige in den Spielhallen von Jesolo gewinnen. Antonellas würde sich mit mir freuen und mehrere Flaschen Vino Rosso kübeln, lalalalalaaaala! 

Roy Bianco und seine lustigen Gesellen sind nun entjungfert, von den Plattenbossen und noch mehr von ihrem Produzenten, der wohl die meisten Ideen für dieses Album hatte und durchsetzte. Tja, für mich klingt das so, als hätte der Produzent, das ganze Album verbrochen.

Schade, sie haben ihre Unbekümmertheit, ihre Unschuld, ihre echte Fröhlichkeit verloren. Die früher sehr kindliche Stimme des Sängers wurde mächtig aufgeblasen und betoniert. Manchmal ist sie nicht mehr zu erkennen. Das ist kein Italo-Kitsch, viele Lieder auf "Mille Grazie" sind überproduzierte Totgeburten. Ihr könnt sicher sein, die höre ich mir keine zweimal an!

Jungs, hoffentlich könnt ihr damit wenigstens genug Kohle einsacken, um damit als Musiker Leben zu können. Keinen anderen Sinn kann es für Eure neue Musik geben. Ich wünsche es Euch!

Anna Kramm (Festival-Veranstalterin)

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