Kino-Macher Fischer: "Wir müssen versuchen, neue Zuschauerschichten, vor allem jüngere Leute zu erschließen!"

Open Air-Kino Augsburg: Es laufen täglich zwei verschiedene Filme.



Lechflimmern, große Pläne und viel mehr:
Ein Interview mit dem Augsburger Kino-Macher Franz Fischer



Vom 1. Juni bis Mitte September 2022 können die Augsburger Kinogänger beim Lechflimmern wieder Freiluftkino genießen. Wir fragten Franz Fischer nach dem Programm und seinen Plänen.

Frage: Aus dem Eröffnungsfilm habt Ihr ja ein Geheimnis gemacht – was war es denn nun?

Franz Fischer: Unser Überraschungsfilm zur Eröffnung war ein echter Knaller: „Monsieur Claude und sein großes Fest“, eine sensationell gute Fortsetzung der beliebten französischen Komödien um den Schwiegervater, den seine Töchter mit doch sehr anderen Schwiegersöhnen überraschen. Übrigens kommt im Juli der Hauptdarsteller Pascal N Zonzi nach Augsburg!

Frage: Was sind denn die diesjährigen Highlights vom Lechflimmern?

Franz Fischer: Wir zeigen die ganze Bandbreite des aktuellen Filmschaffens: Es laufen täglich zwei verschiedene Filme, vom Hollywood-Blockbuster wie Top Gun oder dem neuen Spider-Man, bis zu Erstaufführungen im Programmkino. Gerade im Juli haben wir einige Premieren; insgesamt sind es 80 Filme.

Am 17.6. gibt es mit „Schmetterlinge im Ohr“ einen wunderbaren Arthouse-Film, und Regisseur und Hauptdarsteller Pascal Elbé ist anwesend.

Und im Juli der Animationsfilm „Willkommen in Siegheilkirchen“ von Marcus Rosenmüller mit dem bitterbösen Figurenkosmos des Karikaturisten Manfred Deix.

Auch den iranischen Film „A Hero“, Gewinner beim Filmfestival in Cannes, spielen wir nach seinem Erfolg im Thalia wieder (eine großartige Medien- und Gesellschaftskritik – der Geheimtipp der Interviewerin!).

Eins der Highlights ist die neue Komödie von Doris Dörrie, „Freibad“, der das einzige Frauenfreibad Deutschlands feiert. Am 18. August ist Doris Dörrie höchst persönlich zu Gast.

Ab Ende Juli gibt es eine Woche lang den neuen Eberhofer-Krimi „Guglhupfgeschwader“ – übrigens bei schlechtem Wetter im Thalia.

Frage: Was bringt die im Dezember vorgestellte Zusammenarbeit mit Hofbräu?

Franz Fischer: Wir haben mit Hofbräu einen mehrjährigen Werbe- und Sponsoring-Vertrag abgeschlossen, der es uns gestattet, Premieren auszurichten, Leute einzuladen und so weiter. Das Schöne daran ist, dass Hofbräu schon länger viel mit Film und Kino zusammenarbeitet und sich da auskennt. So sind sie auf uns zugekommen, schließlich gehören wir allein schon mit dem Lechflimmern zu den fünf Großen im Open Air-Bereich. Es ist in dem Sinn wirklich eine Win-Win-Situation.

Uns geben halt so langjährige Partnerschaften wie mit Hofbräu, aber auch SWA, der Rollenden Gemüsekiste und anderen, eine gewisse Gelassenheit und Planungssicherheit.

Franz Fischer: "Die Stadt Augsburg hat sich schwergetan mit der langfristigen Förderung."
 

Frage: Ihr habt ja noch einige weitere Aktivitäten wie das Open-Air-Kino in Ingolstadt, oder die Umbauten des Savoy und Mephisto, wie steht es damit?

Franz Fischer: In Ingolstadt veranstalten wir schon das dritte Jahr das „Donauflimmern“ im Innenhof des Schlosses mit den Altstadtkinos.

Ja, und das Savoy: wird umgebaut – das gab es einige Verzögerungen natürlich wegen Corona, dann haben wir inhaltlich umgeplant, und nun schießen die Baukosten so in die Höhe, dass es noch dauern kann bis zur Eröffnung.

Der Umbau des Mephisto wird schneller gehen, da bauen wir einen neuen Eingang von der Karolinenstraße und einen zweiten Kinosaal. Wir werden dann insgesamt 9 Kinosäle haben und können zum Beispiel mehr Arthouse-Filme oder Dokumentationen, auch mal länger zeigen.

Frage: Warum gibt es eigentlich die Tage des Unabhängigen Films nicht mehr?

Franz Fischer: Die machen leider seit 2014 nicht mehr viel Sinn – die Stadt Augsburg hat sich schwergetan mit der langfristigen Förderung, das lag auch an den damaligen Kulturreferenten, und damit fiel dann die Landesförderung auch flach.

Vielleicht können wir sie mal wieder angreifen. Nächstes Jahr gibt es auf jeden Fall wieder das Internationale Kinderfilmfestival, soviel kann ich schon verraten.

Frage: Im Februar hatten wir uns ja schon mal über die Situation der Kultur in der Corona-Pandemie unterhalten – da war gerade die Kapazitäts-Erhöhung von 25% auf 50% beschlossen worden. Das hört sich jetzt an, wie in weit zurückliegender Vergangenheit. Wie siehst Du die Situation heute? Und wie haben sich die Corona-Maßnahmen langfristig auf Deine Aktivitäten ausgewirkt?

Franz Fischer: Die Corona-Krise wird sich noch lange auswirken, auf den ganzen Kulturbereich! Einige Altersschichten gehen gar nicht mehr aus dem Haus, aus Angst vor der Ansteckung. Außerdem sparen die Leute jetzt auch wegen des Ukraine-Krieges und der Inflation, das wirkt sich auf Kino und Gastro aus.

Ich halte die Wahrscheinlichkeit für eine nächste Welle im Herbst für ziemlich hoch, dann gibt es wahrscheinlich wieder Chaos. Leider wurden ja sinnvolle Maßnahmen wie die Maskenpflicht wieder aufgegeben. Im Freiluftkino ist es in Sachen Corona-Angst um einiges besser, weil die Ansteckung im Outdoor-Bereich ja nicht so groß ist.

Insgesamt kommen wir trotz der Krisen schon durch, aber wir müssen versuchen, neue Zuschauerschichten, vor allem jüngere Leute zu erschließen, die haben ja teilweise noch nie einen Film auf der großen Leinwand gesehen. Und wir wollen natürlich unser Stammpublikum wieder zurückzuholen. All das wird aber nicht von selber funktionieren.


Das Interview führte Sabine Sirach.

Foto: Lechflimmern

- - -

Hier mehr Information zu Lechflimmern und Augsburger Open-Air-Kino.




Kommentare