Wird Augsburg größenwahnsinnig?

Armes Augsburg will goldig sein.

Unglaublich, aber wahr: Das Kulturamt der Stadt Augsburg erdreistet sich, die kommende "Lange Kunst Nacht" unter das Motto "Ganz in Gold" zu setzen. Ausgerechnet die ärmste Stadt Bayerns will mit diesem Motto protzen. Gehts noch dümmlicher? 

Aber auch das Augsburg-Marketing haut auf den Putz wie blöd. Da werden Vergleiche mit Rom und Mailand angestellt. Städte, denen Augsburg vorn und hinten nicht das Wasser reichen kann. Schlimm genug, wenn der alte Witz ausgegraben wird: Augsburg hat mehr Brücken als Venedig. Wobei jede Brücke in Venedig schöner ist als alle Brücken in Augsburg zusammen. Vergleichende Städtewerbung ist immer schlechter Stil. 

Aber Blödheit in der Augsburg-Werbung zeigt sich ja schon beim Begriff Fuggerstadt! Kaum eine bekannte Stadt benennt sich nach einer Familie. Ist Augsburg das Eigentum der Fugger-Familie? Und schon gar nicht nach einer Familie, die einst durch Ausbeutung und Kriegsfinanzierung wohlhabend geworden ist. 

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und Kultur-Referent Jürgen Enninger schwärmten im Vorwort des Prospekts zu "Langen Kunstnacht" von der Bedeutung des Goldes für das historische Augsburg. Wobei sie völlig vergessen, dass die meisten Menschen unter dieser Gold-Gier leiden mussten. Auf welchen goldenen Spuren sollen wir wandeln, von denen die beiden jubeln? Hin zur Wärmestube, zu Obdachlosenherbergen und zu Asylantenheimen? "Es erwartet Sie ein fast unerschöpflicher Ideenreichtum, der zu später Stunde von einer artistischen Inszenierung in schwindelnder Höhe vor dem Rathaus gekrönt wird", schwärmen Weber und Enninger.

Sicherlich ist das die Artistengruppe, "Debiti & Rotto" die in "schwindelnder Höhe" herumtanzt!

(debiti: Schulden / rotto: Pleite)

Augsburg shoppt in Second-Hand-Läden. Mailand bei Gucci, Prada, Versace oder
Dolce & Gabbana.

Allein die Luft in Rom schmeckt schon besser
als die in Augsburg. Und in Roms Hauptbahnhof sind schon weitaus mehr
Ristorantes als in Augsburgs Fußgängerzone.

Eine Werbe-Expertin: "Augsburg scheint an Größenwahn zu leiden!"

Kommentar: Augsburg sollte lieber seine eigenen Stärken besser herausstellen. Dazu gehört natürlich auch, dass endlich der Perlachturm wieder begangen werden kann und außerdem ein Römermuseum. Ebenso Baustellen wie Hauptbahnhof und Staatstheater. Die Fuggerei zockt Eintrittsgeld ab. Da ist nichts mit Herz aus Gold. Die Büchereien haben schlechte Öffnungszeiten. Der Stadtmarkt ist ein Ort der Tristesse. Besonders am Wochenende. Das Brecht-Festival dümpelt auch dahin. Abgeschafft wurden Filmfestival und Stadtkino. Kein Römerfest, kein Bücher-Dschungel, kein Brunnenfest und kein Festival der Poesie mehr. Die Augsburger Museen haben für Ausstellungen gute Einfällen, aber nicht so oft. Und das Wasser-Welterbe bleibt eine äußerst langweilige Angelegenheit.  Da hilft auch kein blauer Biber zur Kanu-WM mit dem altmodischen Namen Gustl, ein ungeliebtes Maskottchen, das jetzt schon anfängt zu verstauben.

Wo bleibt hier der Größenwahn?

. . .

Hier mehr Information zur Langen Kunstnacht.




Kommentare