Vladimir Kennerknecht ging für immer von uns! Er war der Wurzel-Mann!

 

Das Augsburger Original Vladmir "Vladi" Kennerknecht ist schon im 
vergangenen Frühjahr verstorben. Er war bekannt in Augsburg als Macher und Verkäufer 
seiner Zeitschrift "Wurzel".

Er wohnte am Schluss seines Lebens in der Jakobervorstadt von Augsburg. Manchmal sah man ihn, wie er Unkraut aus den Fugen des Pflasters vor seiner Wohnung entfernte. Manche dachten sich, es handle sich um eine Ordnungsstrafe. Das war es aber nicht, er wollte beweisen, dass er sich um seine Umgebung kümmerte. Auch mit seiner Zeitschrift "Wurzel" sprach er viele soziale Themen an und gab gute Tipps fürs Überleben mit wenig Geld.

Es war allerdings schon mal passiert, dass Vladimir eine Strafe fürs Schwarzfahren im Gefängnis abhockte. In der kalten Jahreszeit störte ihn das nicht. Er fand sich hinter schwedischen Gardinen warm aufgehoben und verpflegt. Er verbrachte auch warme Sommertage in einem Zelt bei einem Open-Air-Kino, das er nachts bewachte. Dafür gabs natürlich ein schönes Frühstück und Mittagsessen. 

Vladi, wie ihn seine Freunde nannten, war ein beliebter Mensch. Wer ihn ansprach, konnte sicher sein, dass er darauf reagierte. Durchaus mit eigenen Gedanken und engagierten Worten. Am liebsten saß er an der Ecke von Feinkost Kahn in der Annastraße, beim Eingang zum Stadtmarkt.

Nachdem Arno Loeb auf seiner Facebook-Seite das Ableben von Vladimir Kennerknecht, das geschah  im vergangenen Frühjahr, vor ein paar Tagen gemeldet hatte, wurde auch die rührige Journalistin Ina Marks auf den lange Zeit nicht bekannten Tod von Kennerknecht aufmerksam und schreibt in der AZ vom 20. August 2022, eine ausführliche Geschichte dazu.

Ausführlicher Bericht über Vladimir Kennerknecht von Ina Marks in der AZ.

Durch sein soziales Engagement mit seiner Zeitschrift neigte Vladimir Kennerknecht zur SPD. So ist es nicht verwunderlich, dass einige SPDler über ihn was wissen und sagen.

Augsburgs ehemaliger SPd-Oberbürgermeister Paul Wengert schreibt dazu: "Diese Nachricht macht mich traurig. Ich bin Wladimir in Augsburg oft begegnet. Und wenn er auf Akquise für seine Wurzel im Allgäu unterwegs war, hat er mich hin und wieder besucht. Wir haben ihn dann zum Essen oder auf einen Kaffee eingeladen. Da hat er schon - wenn auch erst auf Nachfrage - auch von sich erzählt. Und dabei ging’s uns auch so wie Simone. Wir haben uns dann gefragt, hat er das wirklich erlebt (Offizier in der russischen Armee, Geheimdienst, Familienschicksale) oder vermengt er Wirklichkeit und Wunsch). Dann hat er immer wieder geweint, so dass wir nicht weiter gefragt haben. Irgendwie war er durch irgendein Ereignis traumatisiert. Aber er war ein gescheiter, kluger und feiner Kerl, auch wenn man ihm das auf den ersten Blick nicht ansah. Viele haben ihn wahrscheinlich nicht wirklich ernst genommen, was er nicht verdient hat. Nun hat er hoffentlich seinen Frieden gefunden und ist bei den Seinen. Mach’s gut, lieber Wladimir!"

Florian Freund, von der Augsburger SPD erinnert sich: "Er wird uns fehlen. Wenn wir uns getroffen haben, hat er mich jedes Mal auf die gleiche Art begrüßt: Jaaaa Florian. Wie geht es Dir.
Die Frage nach meinem Befinden habe ich nie als oberflächliche Floskel bei ihm wahrgenommen, sondern als tatsächliches Interesse. Oft wusste er bei unserer nächsten Begegnung noch, was ich ihm geantwortet hatte. Ein Original, das zu Augsburg gehört hat."

Simone Strohmayr, SPd, Mitglied des Bayerischen Landtags, denkt an Vladimir Kennerknecht: "Er hat mich regelmäßig auf einen Kaffe besucht, manchmal ist er auch mit mir zu SPD-Veranstaltungen gefahren, erzählt hat er mir viele Geschichten über sein Leben in Tschernobyl, seine gestorbenen Kinder oder seine politische Tätigkeiten.. ich hatte immer das Gefühl Wahrheit und Phantasie sind da irendwie ineinander übergegangen. Aber es war immer interessant zuzuhören. Sein Tod bestürzt mich. Irgendwie hab ich ihn schon länger vermisst."

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