Blinder in Meitingen schreibt Buch über sein Leben!

Gerlinde Schwegler und ihr Ehegatte Alfred.



"Fredi's Gedankensprünge"

Alfred "Fredi" Schwegler hat ein Buch verfasst. Was ist das Besondere daran? Der Autor ist nach und nach erblindet. In seinem Buch mit dem Titel „Fredi's Gedankensprünge“ berichtet Schwegler über sein Leben, über seine Eltern, Großeltern, seine Frau und seine Kinder. Vor allem will er uns mitteilen, dass sehbehinderte oder blinde Menschen durchaus zu unserer Gesellschaft gehörten und überall dabei sein wollen und können. Der erblindete Schwegler ist voll aktiv, ihn scheint kaum was bremsen zu können.

Alfred Schwegler im Maskenmuseum.


„Es gibt Ereignisse in dieser unserer kleinen Welt, die verändern plötzlich alles, die stellen alles auf den Kopf. Bei mir war das Corona und in kurzer Folge der Tod meiner Eltern und zuvor natürlich meine Erblindung“, beginnt Schwegler seine dicke Autobiographie, die vor einigen Tagen erschien. Er erinnert sich an seine Kindeheit in der er Maikäfer an die Hennen seines Opas verfüttern durfte, der die geschlachteten Hasen an der Teppichstange aufgehangen hatte. Sie wurden als Sonntagsbraten aufgetischt.

Alfred Schwegler als Erstklässler.
Er ahnt noch nichts von seiner Augenkrankheit.
 

Alfred Schwegler kam in Augsburg im Wöchnerinnenheim auf die Welt und wuchs in Gersthofen mit einer Schwester und drei Brüdern mit seinen Eltern im Haus der Großeltern auf. Die Kinder in einem Zimmer und der Badetag in der Waschküche. Bei seiner Schulzeit bleibt ihm besonders die „Rohrstockklasse“ mit einer schlagfreudigen Lehrerin hängen, die noch mit dem Rohrstock Tatzen verteilte. Aber auch eine „Watschn“ vom Rektor wegen Kastanien, die versehentlich gelöschte Hausaufgabe, mit dem Griffel auf die Schiefertafel geschrieben, blieben ihm im Gedächtnis.
Alfred Schwegler: In Weimar mit den Kindern.
 

Gern erzählt Alfred Schwegler von Kindern, die er Jahrzehnte später an einem anderen Ort wieder trifft. Und dann trifft er 1977 seine spätere Ehefrau Gerlinde. Die Musik bringt sie zusammen. Beim Ulrichstreffen in Augsburg spielt Alfred mit seiner Band „Giacomos“ und sie kommt mit einer Musikgruppe aus Illertissen. Als sie nebeneinandersitzen, „hat es gefunkt“.

Alfred Schwegler und die Modell-Eisenbahn.

Alfred Schwegler schreibt sein Buch.

Alfred Schweglers Computerausstellung.


Mit seiner Gerlinde hat Alfred das große Glückslos gezogen. Sie heiraten, kaufen ein Haus in Meitingen und bekommen Kinder. Die Hausmusik ist ein wichtiger Bestandteil der Familie, wobei er an der Orgel oder am Keyboard sitzt. Es ist nicht zu überlesen „Stille Nacht“ ist sein Favorit, nicht nur an Weihnachten. Aber auch auf anderen Tasten ist der langsam blind werdende Alfred Schwegler zugange: Computer-Tasten. Er lernte Programmierer.
Alfred Schwegler als junger Mann.
 

Mit seiner Gerlinde unternimmt er unzählige Reisen. Durch ganz Deutschland. Sie besuchen Brunnen, Kirchen und Denkmäler. Viele davon hält er in seinem Reisetagebuch fest. Dabei kommt er auf die Idee seine Programmier-Kunst auch für sinnvolle Hobby zu benutzen. Er beginnt ein Web-Portal mit dem Geläute von Kirchenglocken zu erstellen. Und eine Web-Seite mit Brunnen. Dazu noch eine Seite über seinen Heimatort Meitingen. Über 3.500 Kirchen hat er schon auf seiner Internet-Seite mit deutschen Kirchen versammelt. Sortiert nach Baumeister, Bundesland oder Baustil. Aber auch Augsburger Gedenktage hat Alfred Schwegler zusammengetragen, der mit seiner Frau Gerlinde vor über 30 Jahren die Firma SchwabenMedia für Webdesign und Multimedia gründete.

Alfred Schwegler in seinem hauseigenen Swimming-Pool.


Einige Schicksalsschläge werfen ihn zurück. Er fühlt sich vom Blindenbund übel gemobbt. Den Neid auf seine erfolgreichen Aktionen beschreibt er eindringlich. Er gründet mit seiner Frau einen eigenen Blindenverein, um seine Ideen besser durchsetzen zu können. 
Alfred Schwegler bei der Kommunion.


Besonders liegt ihm natürlich Inklusion und Barrierefreiheit am Herzen. Er wird dazu eingeladen, Straßen, Gehwege und Plätze zu testen, ob sie für blinde Menschen gut geeignet sind. Er hält Vorträge und informiert über sprechende Geräte, Leitsysteme und den unentbehrlichen weißen Langstock.

Durch das Internet haben blinde Menschen viel mehr Möglichkeiten, an Hörbücher zu kommen. Früher existierten nur die Bibel und einige Klassiker, auf Kassetten gesprochen worden waren. „Das ist ein Quantensprung für unsereins“, meint Alfred Schwegler, der die neuen technischen Hilfen für sehbehinderte oder blinde Menschen sehr begrüßt.
 
Alfred Schwegler spielt Boccia.



Manche dramatischen Geschichten aus dem Leben des Autors aus Meitingen berühren den Leser natürlich besonders. Es ist ein außergewöhnliches Schicksal, über das Alfred Schwegler ohne Gejammere berichtet, sondern immer wieder aufzeigt, dass auch erblindete Menschen viel unternehmen können: Auch Sport ist möglich. Boccia spielt Alfred Schwegler besonders gern. Mit seinem Optimismus steckt Alfred Schwegler auch andere Menschen an, die die gleichen Probleme wie er haben.

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Das Buch „Fredi's Gedankensprünge“ können Sie hier erwerben.


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