Alice im Wunderland: Kunterbunte Toberei auf der Bühne

Bestens gelungene Kostüme bei "Alice im Wunderland".

 

Alice im Wunderland

eine Aufführung des Staatstheater Augsburg
für die ganze Familie


Ihr seid doch verrückt alle miteinander! (Alice)

Mit dem lebensfrohen Mädchen Alice besuchen wir das Land des Staunens auf der Bühne. Zwischen der Spielkarten-Schachtel, der Packung mit Käse-Bollen und der Dose für Eis-Tee ohne Zucker spielt sich allerlei mehr oder weniger Verrücktes ab. Für die Kinder gibt’s lustige Szenen zum Lachen und die Erwachsenen können sich an den verdrehten Texten ergötzen, die noch nach der Aufführung in manchen aktivierten Hirnen Fragezeichen hochblubbern lassen.

Die Zwillinge haben nicht viel gemeinsam.

In der Vorweihnachtszeit feiert traditionell ein Stück für kleine und große Zuschauer ab 8 Jahren Premiere am Staatstheater Augsburg. In diesem Jahr steht mit »Alice im Wunderland« ein Klassiker der Kinderbuchliteratur von 1865 auf dem Programm.

Die Raupe kann sprechen.

Was unsere Augen zu sehen bekommen, sind quirlige Wahnsinns-Momente, die fern jeder Realität sind. Glauben wir. Hoffen wir. Genaugenommen bilden sie jedoch das herumgeisternde Chaos unserer Welt irgendwie vollkommen echt ab. Kunterbunte Szenen mit lockender Magie und skurrile Darstellungen kleben sich fest in unseren Publikums-Herzen. Was wir hören, sind Sätze, die voller Bedeutung zu sein scheinen, aber genauso der totale Blödsinn, entstanden in der gerüttelten Scrabble-Schachtel, sein können. Hier hat der Autor des Buches, das als Vorlage für dieses wunderbare Stück dient, der englischer Mathe-Professor Charles Lutwige Dodgson, seinen ausgeprägten Sinn für skurrile Geschehnisse bestens bewiesen. Nonsens grenzenlos. Wir kennen das von Eulenspiegel, dass wörtlich genommene Sprüche und Weisheiten gewaltig in die Irre, ja ins Verderben, führen können.

Das Ei als genialer Dichter.

Das Feuerwerk aus faszinierenden Kostümen, gelungenen Gags und beeindruckender Mimik, zündet von der ersten Sekunde an und wir sitzen als begeistertes Publikum, egal wie alt, auf unseren Stühlen und lachen hemmungslos mit. Manchmal erstarren wir verblüfft über das Narrentum, das ganz normale Gegebenheiten, Sachzwänge sozusagen, auslösen kann. Natürlich freuen sich die Kinder köstlich über die auftauchenden Slapstick-Einlagen bei denen es wummst, bummst oder sonstwie kracht. Wobei auch ihre Eltern ein Schmunzeln nicht unterdrücken können, besser: wollen. Zwischenapplaus ertönt öfter.

Es beginnt mit einer riesigen grünen Raupe, die zur Verblüffung von Alice reden kann, allerdings Unsinniges ohne Ende und endet mit einer Herz-Königin, die auf ihrem Dosenthron für ein unbewiesenes Verbrechen in der Zukunft fordert: „Kopf ab!“
Teegesellschaft im Tohuwabohu.

Denken wir hier an Gesetze, die gemacht werden, um zukünftige Verbrechen zu verhindern? Oder ist das auch nur eine Verrücktheit, die uns im Albtraum kommt?

Zu den schönsten Szenen gehört die Herzkönigin, die auf einem Miniatur-E-Jeep auf die Bühne kommt und dem Mädchen Alice Ausstattung ihres Fahrzeugs fachmännisch erklärt. Wenn sich die Spielkarten mischen, dann ist Wirbel der Figuren auf der Bühne angesagt, bis es einem fast schwindlig wird. Beim Kartenspielen gewinnt der, der gewinnen will, beim Duell wird nicht gesiegt und das glatt-weiße Ei Humpty Dumpty mit den Beinen bildet sich ein, ein lyrisches Genie zu sein. Immer ein Spaß, die Drehtüre und ihre diversen Benutzer in der Käse-Bollen-Schachtel. Aus der rauchenden Dose kommt die Tee-Tisch-Gesellschaft und führt ein undurchschaubares Tohowabohu pur auf. Das weiße Kaninchen mit der Uhr über der Schulter hetzt durch die Landschaft und ist stets überzeugt: „Ich komm’ zu spät!“ Eine klare Anspielung auf unsere Versklavung durch Termine. 
Die Herzkönigin urteilt ohne Beweise.


Dieses Stück steckt voller Weisheiten, die hier im kunterbunten Zirkus-Dschungel-Kuddelmuddel gut versteckt eingepackt sind. Da jubeln selbst Dreikäsehochs. Wir sollten also den Käse nicht vor die Säue werfen, oder so.

Das ganze quirlige Durcheinander läuft präzise ab. Die Schauspielerinnen und Schauspieler ziehen die kunterbunte Toberei auf der Bühne präzise durch. Es geht Schlag auf Schlag, Luft holen ist hier reiner Luxus. Individuelle Beurteilungen verbieten sich bei dieser grandiosen Team-Leistung absolut. Annina Euling, Patrick Rupar, Marie Scharf, Michel Kopmann und Natalie Hünig, die teilweise in mehrere Rollen schlüpfen, liefern ein Gesamtkunstwerk ab, das durch seine Harmonie im kunterbunten Chaos alle in den Stühlen packt.

Und am Schluss steht Alice wieder vor dem Vorhang und weiß nicht, hat sie das alles nur geträumt?

Wie sagte Souffleuse Marianne bei der Premieren-Feier: „Mit soooo einem tollen Team macht es soooo viel Spaß!“


Alice im Wunderland nach Lewis Caroll:
Inszenierung: Yvonne Kespohl

  • Bühne & Kostüme: Lydia Huller, Mariam Haas

  • Musik: Lukas Brehm, Jonas Pentzek

  • Licht: Dieter Zimmermann

  • Dramaturgie: Sabeth Braun

  • Alice: Annina Euling

  • Kaninchen / Märzhase / Spielkarte: Patrick Rupar

  • Raupe / Hutmacherin / Tweedledee / Spielkarte: Marie Scharf

  • Grinsekatze / HumptyDumpty / Spielkarte: Michel Kopmann

  • Haselmaus / Tweedledum / Herzkönigin: Natalie Hünig

  • Regie-Assistenz und Abendspielleitung: Ciara Frey

  • Bühnenbildassistenz: Johanna Amelie Armstorfer

  • Kostümassistenz: Marie Wildmann

  • Theatervermittlung: Daniela Tatto

  • Soufflage: Marianne Enderer

  • Bühnenmeister: Chris Weidner, Dieter Zimmermann

  • Ton: Matthias Galster, Thomas Rembt

  • Video: Ralf Lichtermann, Robert Zorn

  • Requisite: Violet Klas, Karoline Kuschnitz

  • Maske: Juiane Buchin, Peter Dirsch, Cornelia Schnell

  • Ankleider: Sabri Alb, Carolin Haidinger, Laura Pairan, Pauline Pape, Andrea Rembt




    Weitere Aufführungs-Termine von „Alice im Wunderland sind hier zu sehen.


    Fotos: Jan Pieter Fluhr

Im Wunderland: Alice.


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