Was ist mit dem Augsburger Staatstheater los? Warum kein Brecht-Stück zum Brecht-Jubiläum? Scharfe Kritik an Intendant Bücker!

Geht die Wrestling-Lady Zelina Power beim Brecht-Festival '23
auf Intendant André Bücker los?

Immer lauter wird die Kritik zum Augsburger Brecht-Festival 2023 über das Augsburger Staatstheater und seinen Intendanten André Bücker. Obwohl dieses Jahr der weltweit berühmte Dramatiker und Theatermacher Bert Brecht, geboren am 10. Februar 1898 in Augsburg, dieses Jahr seinen 125. Geburtstag hat, ein besonderes Jubiläum also, führt das Augsburger Staatstheater kein Stück von ihm auf. Weder im Martini-Park, noch im Ofenhaus des Gaswerks auf der brechtbühne. Das können viele kulturinteressierte Menschen nicht verstehen, finden es schade und üben daran mächtig Kritik.

Kein Brecht-Stück auf der Augsburger brechtbühne.

Der ehemalige Journalist und jetzige Lyriker, Knut Schaflinger, holt mit seinem Beitrag "Wo ist das Original?" für die Zeitung "a3kultur" den Anklage-Hammer heraus: "Mir fehlt in diesem Festmenü der Hauptgang. Wo ist ein großes Brechtstück, wo ist jener Beitrag des Staatstheaters der den Jubilar und sein Werk adäquat würdigen würde?"


Julian Warner muss ein Festival ohne ein Theater-Stück von Brecht
am hiesigen Staatstheater präsentieren.

Damit streut Schaflinger ätzendes Salz in die tiefe Wunde des Augsburger Brecht-Festivals 2023 unter dem Motto "Brechts People". Kultur-Experte Jürgen Kannler legt nach: "Genau hier offenbart das städtische Jubiläumsprogramm sein großes Manko. Augsburg ist nicht in der Lage, seinen Brecht auf große Bühne und für alle Bürger*innen über alle Milieus hinweg zu feiern." Das ist ein schmerzhafter Genickschlag für Bücker und seine Programm-Politik im hiesigen Staatstheater. 

Intendant Bücker wird für fehlendes Brecht-Theater beim Brecht-Festival 23 schwer kritisiert.


Augsburger Kultur-Insider haben den Eindruck, Bücker fährt "sogar ein Gegenprogramm" beim kommenden Brecht-Festival, das dieses Mal von Julian Warner geleitet wird. Während Warner sein Hauptaugenmerk mit Veranstaltungen auf den östlichen Augsburger Stadtteil Lechhausen legt, lässt Bücker mit seiner Theater-Truppe im westlichen Augsburger Stadtteil Kriegshaber im ehemaligen Rockcafé Brecht ein paar Schluck Bier nehmen. "Das sieht nach einer starken Dissonanz zwischen Warner und Bücker aus", wird gesagt. Ein ehemalige Gefährt von Bücker meint: "Leider wurde André in Augsburg künstlerisch domestiziert! Schade, er war mal als frecher Intendant am Anhaltischen Theater in Dessau eine Hoffnung für unsere eingefahrene subventionierte Theaterwelt, die nur noch intellektuelles Publikum anlocken will und dem gemeinen Volk Hausverbot erteilt."

Kein Proscht! Die Brecht-Fans sind vom Staatstheater enttäuscht.

Julian Warner kann und darf offiziell keine Kritik an Bücker üben. Er tut es allerdings indirekt. Seine Unzufriedenheit mit dem Augsburger Staatstheater artikuliert Warner gut sichtbar mit seiner Programm-Vorschau. Da präsentiert er groß Kurt Idrizovic mit seiner Führungen auf Brechts Spuren in Lechhausen. Der Buchhändler Idrizovic war einst ein beschimpfter und angefeindeter Kritiker der hohen Umbaukosten fürs Augsburger Stadttheater. Er wurde sogar mit seinen Veranstaltungen und Büchertisch von der einstigen Intendantin Juliane Votteler aus dem Theater geworfen und ein sehr undemokratisches Verhalten von Frau Votteler offenbarte. Warner hebt nun Idrizovic aufs Schild und proklamiert damit angriffslustig seine schlechte Meinung vom Augsburger Staatstheater, das die "hohen Umbaukosten mit seinem Programm nicht rechtfertigt".


Beliebte Brecht-Führungen in Augsburg mit Kurt Idrizovic.


Wer beim diesjährigen Augsburger Brecht-Festival Brecht-Theater sehen will, der kann das zwar leider nicht in Augsburg tun, sondern in Städten wie Ansbach (Die Dreigroschenoper, 11.02.), Tübingen (Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, 17.02.), Meiningen (Die Dreigroschenoper, 24.03.), Göttingen (Im Dickicht der Städte, 15.04.), Wilhelmshaven (Der Kaukasische Kreidekreis, 22.04.), Freiburg (Die Dreigroschenoper, 13.05.2023) und in Bonn (Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, 20.05.). Das Dreigroschenheft listet geradezu provozierend alle Brecht-Aufführungen in den deutschen und ausländischen Theater auf, wobei Augsburg als Brechts Geburtsstadt, wo er gefeiert werden soll,  "schändlicherweise nicht erwähnt" ist. Selbst in Israel, Griechenland, Russland und in der Ukraine wird Brecht aufgeführt. "Ein Brecht-Festival ohne Brecht-Theater, das ist wie Augsburg ohne Perlachturm", meint eine entsetzte Schauspielerin.

Kultur-Experte Jürgen Kannler: "Augsburger ist nicht in der Lage senen Brecht auf
großer Bühne zu feiern!"



Kritiker Knut Schaflinger: "Mir fehlt in diesem Festmenü der Hauptgang."

Ein Mitglied von Warners Festival-Organisation lässt voll Sarkasmus hören: "Der Julian ist stocksauer über Bückers Desinteresse an unserem Brecht-Festival. Wir hoffen alle, dass sich unsere Wrestling-Lady Zelina Power den Bücker kräftig in den Schwitzkasten nimmt. Verdient hätte er es. Und wir glauben nicht, dass ihm dann unser Julian zur Hilfe eilt."


Noch ist Brecht in Augsburg nicht angekommen. Vor allem nicht im Augsburger Staatstheater. 


Text: Jasmin Hopferlein

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