Schauspielerin Marina Lötschert: "Jetzt ist die Freilichtbühne dran!"

 

Schauspielerin Marina Lötschert tritt im Musical "3 Musketiere" auf 
der Augsburger Freilichtbühne auf.
(Foto: Elena Zaucke)

Interview mit Marina Lötschert, Schauspielerin aus Augsburg, Powerfrau und Emotionsjunkie 

Lina Mann trifft Marina Lötschert. Eine begeisternde und begnadete Schauspielerin. Wir sehen sie bald auf der Augsburger Freilichtbühne. Gleich mit drei Rollen beim Musical 3 Musketiere. In einem Monat ist es so weit. Die Vorfreude steigt …. 

Wir treffen uns im Kaffeehaus Thalia an alter Wirkungsstätte pünktlich um 9 Uhr, da wo wir uns vor über acht Jahren kennengelernt haben und Marina in dieser Zeit noch kellnerte. 

Lina Mann: Hallo, Marina, wo kommst du jetzt her? Wie sehen deine ersten Stunden am Tag aus? 

Marina Lötschert: Ich komme direkt von zu Hause. Mein Tag geht um 5 Uhr 45 los, da klingelt der Wecker. Als Erstes wird die Kaffeemaschine angemacht, wobei der Kaffee dann meistens kalt getrunken wird. In der ersten Stunde muss es zack zack gehen mit meinen zwei Kindern und meinem Mann, der noch vor mir aufsteht. Wir sind super eingespielt, ein Dreamteam. Brotzeiten herrichten, Frühstück machen, Spülmaschine ausräumen, was geht noch an Wäsche? Unsere zwei Töchter verlassen zwischen 6 Uhr 45 und 7 Uhr 15 das Haus. Dann wird Büro gemacht. 

Lina Mann: In der ersten Stunde am Tag ist ja schon mächtig Schwung im Hause Lötschert. Kein Wunder, wo du so eine Powerfrau bist, liebe Marina, oder?

Marina Lötschert: Na ja, etwas ruhiger kann ich den Tag tatsächlich dann angehen, wenn ich mal nicht in Augsburg bin. Dann gibt’s auch Kaffee, allerdings warm.
 

Lina Mann: In den sozialen Medien habe ich entdeckt, dass du im vergangenen März einen runden Geburtstag feiern durftest.

Marina Lötschert: Stimmt, den 40.


Marina Lötschert vor dem Märchenzelt.
(Foto: Lima 423)

Lina Mann: Deinen Wikipedia-Eintrag habe ich staunend gelesen, da kam es mir so vor, bei allem, was du bis heute bewerkstelligt hast, dass du eigentlich schon doppelt so alt sein müsstest bei den vielen Sachen, die du bereits gemacht hast.

(Lachen beide)

Marina Lötschert: Und der Wikipedia-Eintrag ist nicht mal aktuell, da fehlen die letzten zwei Jahre.
 

Lina Mann: Die Powerfrau kommt da überall voll durch.

Marina Lötschert: So bin ich, eine Frohnatur, lebensfreudig. Und wenn ich etwas mache, gebe ich immer 120 Prozent.
 

Lina Mann: Von außen schaut es so aus, dass es bei dir gerade richtig rund läuft. Ich kann nur ein paar Sachen aufzählen, bei der ganzen Liste würden wir morgen noch dasitzen, Fernsehen, Märchenerzählerin und das Theater, das Herz deines Tuns, deiner Berufung ...

Marina Lötschert: ... absolut.
 


Marina Lötschert im Stück Shockheaded Peter beim
Staatstheater Augsburg.
(Foto: Jan-Pieter Fuhr)

Lina Mann: Was treibt dich an? 

Marina Lötschert: Ich bin dankbar, dass ich mittlerweile von diesem Beruf leben kann, klar mal besser, mal schlechter, ich habe andere Zeiten hinter mir: kellnern, teilweise 5 Jobs gleichzeitig gemacht, um irgendwie durchzukommen und deshalb bin ich vielleicht noch dankbarer als andere Kolleginnen, die von ihrem Beruf leben, in allen Facetten, als Märchenerzählerin, als Schauspielerin am Theater, Drehtage beim Film oder Fernsehen, je nachdem. Dass ich davon leben darf, denn dieser Beruf, diese Berufung ist was für meine Seele, was ich sonst woanders, in meinem ganzen Leben so nicht bekomme, das ist eine Art der Bezahlung, ein Geschenk, das kann man oft mit Gelde nicht aufwiegen. (lacht)

Lina Mann: Mit was dann?

Marina Lötschert: Klar, ich freue mich auch über eine gute Gage, so ist es nicht. Dass man sich dann Herausforderungen stellen darf, in Rollen schlüpfen darf, die mit meiner Persönlichkeit oder auch Art und Weise wie ich bin, nichts zu tun haben, mich mit Themen auseinanderzusetzen, dazuzulernen, wo gibt es so etwas? Und dann noch die Zuschauer mitnehmen zu dürfen, begeistern zu dürfen und sie anregen zu dürfen, das ist unfassbar, das gibt’s in keinem anderen Beruf.

Lina Mann: Ein Traumjob also.

Marina Lötschert: Das ist toll, das ist wunderbar. Wenn das nicht Grund genug ist zum Antrieb, dann weiß ich auch nicht. Natürlich muss ich auch meine Rechnungen bezahlen, das ist auch ein Antrieb, muss jeden Tag gucken wo die Jobs sind, nach Ausschreibungen schauen, jeden Tag ist das mein Antrieb und meine Motivation. 

Lina Mann: Interessant, in Rollen schlüpfen, die nichts mit seinem Typus zu tun haben, eigentlich bist du doch ein Original. Hast du da eine besondere Rolle im Blick?

Marina Lötschert: Also zum Beispiel jetzt bei den Drei Musketieren auf der Freilichtbühne, dass ich das erste Lied an dem Abend singen werde, das ist eine riesige Herausforderung für mich. Für mich war es immer so: (Marina spricht in dritter Person) Ja, Marina singt gerne. Doch, ja, die Musik beherrscht mich. Seit über einem Jahr bekomme ich am Staatstheater Augsburg Stimmtraining und das hat mir schon so viel an Sicherheit für mich gebracht, dass ich für mich das Gefühl habe, ich hab’ die Musik jetzt auch im Griff. Und gestern bei einer Stunde mit der Dirigentin, ich glaube, das hat mich noch mal ein halbes Jahr weiter gebracht. Seit gestern singe ich anders, besser, das ist auch so 'ne Herausforderung.

Lina Mann: Irgendwelche Ängste?

Marina Lötschert: Ich hab’ natürlich super Schiss vor der ersten Orchesterprobe, wenn 70 Leute vor mir sitzen und wir mit einer Dirigentin zu arbeiten, das ist völliges Neuland für mich. Die Rolle des Conferenciers liegt mir als Erzählerin, doch dieses Mal, beim Musical, wird’s ja gesungen.

Lina Mann: Fällt dir eine besondere Herausforderung als Schauspielerin in der Vergangenheit ein?

Marina Lötschert: Eine besondere Herausforderung war das Theaterstück Dieses bescheuerte Herz. Zuerst ein Kinofilm um einen herzkranken Jungen. In der deutschen Erstaufführung beim Theaterstück durfte ich die Mutter spielen. Das geht an die Substanz, gerade wenn man selber Mutter ist und bei der Premiere kam dann noch die echte Mutter. Als Theater-Mutter wollte ich auch eigene Farbe in die Darstellung der Mutter hineinbringen. 

Augsburger Freilichtbühne.
(Foto: Jan-Pieter Fuhr)

Lina Mann: Herausforderungen einerseits, die treiben dich auch an, und irgendwie auch der Antrieb aus dir, von innen heraus, das merkt man, der ist wohl so stark, dass du jede Herausforderung meistern kannst. Du hast zwei Kinder, wie konntest du Mutter und Schauspielerin vereinen? 

Marina Lötschert: Ich war sechs Jahre bei meinen Kindern. Das war mir sehr wichtig, aber das Spielen hat mir gefehlt. Für mich ist das Größte, die Gespräche mit meinen schauspielernden Kolleginnen, sich auszutauschen. Ich bin dankbar, dass ich das machen darf und dass meine Eltern mich unterstützt haben. Das ist einfach toll, dieses Leben mit Kunst und Kultur. 

Marina Lötschert als Powerfrau.
(Foto: Elena Zaucke)

Lina Mann: Hast du schon früh gewusst, was du magst und diese Power in dir gespürt?

(Marina plaudert aus dem Nähkästchen, steht nicht im Wikipedia-Eintrag)

Marina Lötschert: Früher habe ich im Leistungsbereich Rock ’n’ Roll getanzt.

Lina Mann: Wirklich?

Marina Lötschert: Aber hallo! Ich war im Landes und Bundeskader, war auf Formationstanz, war Springerin, habe alle Positionen gekannt und habe mich ab 14 selber trainiert und meine Schwester. Ich bewege mich einfach gerne. Das ist doch toll, wenn die Leute vorne stehen, begeistert sind und sich freuen.
 


 Lina Mann: Du hast es ja schon eingebracht und eingewoben. Die nächsten Monate darfst du an einem der schönsten Orte Augsburgs, ja sogar deutschlandweit, nämlich der Freilichtbühne beim Roten Tor arbeiten, dort auf der Bühne stehen und gleich drei Rollen beim Musical 3 Musketiere spielen. Erzähl doch mal, wie das auf dich wirkt. 

Marina Lötschert: Manchmal kann ich es noch gar nicht glauben. Ich war auch schon bei der Bauprobe dort und dachte: (redet wieder in der 3. Person von sich) Marina, hier wirst du stehen, wenn alles voll ist, die Atmosphäre, die ist ja wirklich einmalig, welche Freude.

(Beide lachen herzlich)

Marina Lötschert: Ich werde total überwältigt sein, wenn ich dann mit Kostüm, Licht und Orchester da stehe, weil ich bin so ein Emotionsjunkie und werde dann sicherlich meine Freudentränen verdrücken, weil es mich so glücklich macht und mich so beseelen wird. Und dann werde ich noch einige im Publikum kennen.
 

Lina Mann: Du spielst gleich drei Rollen bei dem 3-Musketier-Musical, das am 17. Juni 2023 seine Premiere auf der Freilichtbühne feiert. Was verbindet dich mit den Musketieren? In meiner Zeit wollten im Fasching und darüber hinaus viele gerne Musketier sein.

Marina Lötschert: Gelesen habe ich natürlich von denen. Filme mit ihnen habe ich auch gesehen. Aber vom Musical kannte ich nur den Titel, habe davon vorher nichts gesehen.

Lina Mann: Du hast ja gleich drei Rollen in diesem Musical ...

Marina Lötschert: Ich werde oft für mehr Rollen in einem Stück angefragt, wie zum Beispiel bei Shockheaded Peter für drei Rollen. Beim Sensemble Theater hatte ich gleich sechs Rollen in einem Stück. Also ich bin halt anscheinend sehr wandlungsfähig und vielseitig einsetzbar.

Marina Lötschert: … und belastbar. Ich will ja auf der Bühne sein. Beim kommenden Musical 3 Musketiere auf der Freilichtbühne bin ich als James, Gardist und Conferencier. Ich soll fechten, ich hab’ da auch Unterricht, wie früher in der Schauspielschule. Da haben meine Eltern mir damals einen Spieldegen gekauft. Hab’ ich aber nimmer, wahrscheinlich verrostet.

Lina Mann: Du bist eine richtige Augsburgerin?

Marina Lötschert: Von Maria Stern zur Schauspielschule nach Burghausen. Heute gibt’s die Theaterclubs, gabs damals nicht. In der Schule war ich nie so gut und alle haben zusammen geholfen, dass ich meinen Weg gehen konnte und kann. 
 

Lina Mann: Du kannst dich mitreißend ausdrücken, bestens kommunizieren. Wie kommt das?

Marina Lötschert: Das hat mich das Leben gelernt. 
 

Marina Lötschert als seriöse Erscheinung.
(Foto: Elena Zaucke)

Lina Mann:  Die Freilichtbühne, ein klasse Ort, gibt’s für dich noch so spezielle Orte in Augsburg? 

Marina Lötschert: Die Bleich und die Kahnfahrt, da wo meine Mama jetzt wohnt. Der Weg zur Kahnfahrt ist immer so schön, das ist Augschburg pur.  Geheimtipp für die Leserinnen und Leser: Im Spickel hinter dem Zoo, das ist so ruhig und so toll, da gehe ich mit meiner Freundin um 8 Uhr walken.

Lina Mann:  Was - um 8 Uhr schon?

Marina Lötschert:  Ja, wenn ich um 5 Uhr 45 Uhr aufstehe, dann habe ich um 8 Uhr Zeit zum Walken.

(lachen beide)

Lina Mann:  Du planst viel und bereitest viel vor.

Marina Lötschert: Das ist ein Teil meines Erfolgs, dass ich gut plane, vorbereite und durchdenke. Rumeiern mag ich nicht, die Zeit haben wir nicht.

Lina Mann:  Ich finde, Marina Lötschert ist eine Marke. Wer und wie vermarktest du dich? Man glaubt ja, da ist ein ganzer Hofstaat im Hintergrund. Du bist bei den Grimmschen Festspielen, du bist bekannt im Fernsehen, du lässt dich professionell fotografieren. Die Professionalität kommt überall durch. Wer unterstützt dich? 

Marina Lötschert als Emotionsjunkie.
(Foto: Elena Zaucke)

Marina Lötschert: Das mache alles ich. Ich bin langsam in einer Situation, bei der ich mir Unterstützer im Alltag wünschen würde, ein Management, doch das bin alles ich. Durch sehr viel Recherche und Schauen auf Agenturseiten, Internetseiten. Oft mehrmals täglich. Unmenge an Arbeit. Wahnsinn, was ich Zeit damit verbringe. Ich bringe die Fische und ich bin nun an dem Punkt, wo auch die Leute mir Fische bringen. Da bringe ich mich ins Spiel rein. Vielleicht bin ich auch noch bis zu einem gewissen Grad zu klein, noch. Ein gesunder Reifungsprozess schadet sicher nicht. Es gibt Grenzen. Jetzt ist die Freilichtbühne dran.

Lina Mann:  Ich finde, du vermarktest dich supergut.  

Marina Lötschert: Ich konnte immer schon hervorragend organisieren und sage: (wieder in 3. Person) Marina, das schaffst du, auch Unmögliches. Erst mal durchatmen und am nächsten Tag weiß ich, das brauche ich und hol mir mittlerweile auch Hilfe und delegiere.  

Lina Mann: Es schaut aus, als ob du alle Grenzen sprengst: Marina: Ich fordere viel, von mir und anderen - und bekomme auch viel zurück. Jeder muss seine Grenzen selber spüren. Meine Familie ist super, vor allem mein Mann, der nichts mit Schauspiel zu tun hat. Doch er versteht alles und unterstützt mich, er weiß, was Professionalität für einen Mehrwert hat. Wenn Lübeck anruft oder ich nach Hamburg muss, er sagt als Erstes: Marina, da musst du hin, meine Töchter auch, die sind 12 und 14.

Lina Mann:  Marina, du bist ein richtiges Vorbild, was geht, wenn man will, Power hat und unbedingt und ständig fleißig arbeitet. 

Marina Lötschert beim Kulturhaus Abraxas.
(Foto: Lima 423)

 

Marina Lötschert: Ja, die Mütter sagen mir das auch und fragen mich: Marina, wie machst du das? Es freut mich, dass mich manche Mütter als Vorbild sehen und es geht nur im Tun, manchmal ist mir auch was zu viel, am Abend noch mal Haushalt oder so, doch weil ich es unbedingt will, mache ich es auch. Alles, was ich weiß, habe, habe ich vom Leben gelernt. 

Lina Mann: Was muss unbedingt sein, wovon träumst du? 

Marina Lötschert: Für mich als Augsburgerin ist es schon das Höchste, dass ich jetzt am Augsburger Theater spielen darf, seit Herr Bücker Intendant ist. Lange hat es gedauert, doch jetzt bin ich da. Weißt du, mein Opa hat doch den Kronleuchter im Augsburger Stadttheater gemacht, da bin ich stolz drauf. Das war immer etwas Besonderes, wenn ich als Kind ins Theater kam und meine Mama hat darauf viel wert gelegt.  Ich bin dankbar, dass mir die Türe am Theater aufgemacht wurde, das ist ein wirkliches Glücksgefühl, da ist der größte Wunsch schon in Erfüllung gegangen. Doch ich kann ja noch höher schauen: Salzburger Festspiele, Thalia Theater Hamburg, Deutsches Schauspielhaus. In Hamburg habe ich eigentlich fast keine Zeit zum Proben (zwinkert), da muss ich immer ins Theater.  

Lina Mann:  Was macht Marina, wenn sie mal nichts macht?  

Marina Lötschert: Schlafen, schlafen, schlafen oder ich fahre mit der Familie zum Starnberger See. Das hat so was Entspannendes, wenn man da vom Wasser in die Berge schaut.  

 Lina Mann:  Gibt’s noch 'nen größten Wunsch?

Marina:
 Meine Mama, die soll noch viel von dem mitbekommen, was ich so mache und meinem Werdegang, sie ist stolz auf mich und ich auf sie, weil sie immer für mich da war und ist.  

 Lina Mann:  Danke für die berührenden und vorbildlichen Einblicke in dein Leben, liebe Marina.  

Das Interview mit Marina Lötschert führte Lina Mann 


Marina Lötschert mit Lederkluft.
(Foto: Elena Zaucke)


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