So wie es ist, bleibt es nicht - oder der Frühling kommt / Text will Töne serviert begeistertem Publikum Brecht-Gefühle

Karla Andrä und Josef Holzhauser als Duo "Text will Töne" im Augsburger Brecht-Haus.


Lyrik & Musik zu Bertolt Brecht
von Karla Andrä und Josef Holzhauser (Text will Töne)


Wer das neue Programm „So wie es ist, so bleibt es nicht - oder der Frühling kommt“, schon, wie ich, gehört und gesehen hat, der kommt beim Erzählen ins Schwärmen.
Augsburg feiert seinen berühmten Schriftsteller Bert Brecht. Als Geschenk zum 125. Geburtstag, der weit über den 10. Februar hinaus gefeiert wird, dürfen musikalische und literarische Geschenke von Text will Toene ausgepackt und bestaunt werden. So wie es ist bleibt es nicht.
Stolz auf ihren Brecht trägt Karla Andrä Vergnügungen vor. Die Zuhörer:innen sind gleich mitten drin und vielleicht sogar beim eigenen Tagesanfang.

Karla Andrä spricht und singt Bert Brecht.


"Vergnügungen"
von BB
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.

Josef Holzhauser neben dem Regal mit Brecht-Lektüre.

Das Duo "Text will Töne".

Die ganze Stadt feiert in diesem Frühling. Da feiert das Duo „Text will Töne“ mit, bringt sein neues Programm.

„Frühling“
von BB
An einem dürren Ast
ist eine Blüt’ erblüht
Hat sich heut Nacht bemüht
Und nicht den Mai verpasst.
Ich hatt’ so kein Vertraun
Daß ich ihn schon verwarf
Für Anblick und Bedarf.
Hätt ihn fast abgehaun.
Das ist Bertolt Brecht.
 
Gekonnt rezitiert die Künstlerin das Gedicht, wie sie selber sagt, als Premiere.
Nein, den Mai will das Duo nicht verspaßen, sondern den Brecht-Duft versprühen und mit Brecht Räume füllen, Karla Andrä, mit ihrer besonderen Art Texte zu rezitieren, Zuhörer:innen mitzunehmen in das Wort, die Tonlage, den Tonfall, ohne Mühe, fast leicht schafft sie es, die Texte wie Frühlingsduft unter die Leute zu verstroemen. Dazu Josef Holzhauser an der Gitarre und neuerdings auch am Klavier, was die Aufführung noch vielseitiger und lebendiger gestaltet.

So lebendig, so gekonnt betont und dazu noch auswendig, Brecht den Zuhörer:innen nicht nur schmackhaft zu machen, sondern sich sogar in seine Literatur zu verlieben, das gelingt Karla Andrä, das ist eine Kunst und die beherrscht die Künstlerin mit einer Leichtigkeit, die jedes Erahnen eines schwierigen, langwierigen Probens wegbläst.

Josef Holzhauser an der Gitarre.
 
Auch wenn der Plärrer jetzt vorbei ist, hoffe ich für die Gäste, dass das Plärrerlied erklingt, weil der Plärrer nun mal zum Brecht gehört und die Vorfreude auf das nächste Volksfest beim ein oder anderen schon da.

Das Karussell des Lebens und der Aufführung dreht sich auch ohne Plärrer weiter.

Lange bevor
Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak
Gab es in jedem Jahr
Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume

Über das Frühjahr, die Karsamstagslegende, zeitlich doch schon entfernt, ist man zunächst erstaunt über den Sprung zu Weihnachten "Das Paket des lieben Gottes". Diese Geschichte allerdings bringt das Motto: „Nichts bleibt so wie es ist“ genau auf den Punkt und fügt sich so wunderbar in den Ablauf, dass sich niemand wundert, sondern viel mehr lauscht und staunt.

Nur noch der Moment, Zeit ist nicht mehr zu spüren, weil Vortragen und Musik der Gitarre und am Klavier sich gekonnt einerseits abwechseln, andererseits ergänzen. Ein Wechselspiel, das auf die Zuhörer:innen wirkt.
 
Frische Tünche, das Lied von der Tünche
Da habt ihr euere neue Zeit.

Freilich, das Rad dreht sich weiter, dreht sich immer weiter, der Vormittag auch …

Karla singt das bekannte Gedicht vom Pflaumenbaum, das Ende ist den Zuhörer:innen bekannt und trotzdem in diesem Augenblick neu.

Das Thema Krieg und Frieden bekommt natürlich in der Friedensstadt Augsburg mit Brecht seinen besonderen Platz: Nimm Platz am Tisch, Der Krieg ist abgesagt. Warum das goldene Zeitalter aufschieben, wir leben nicht ewig. Friede auf unserer Erde, Friede den friedlichen Nachbarn, dass jedes gedeihen kann. Der Friede blüht, wenn der Mensch es will

Noch mal Vergnügungen, der erste Blick aus dem Fenster … schreiben, pflanzen, reisen, singen ... freundlich sein
 
Karla Andrä: "Es lebe der Brecht, der uns nährt und uns so viel zu sagen hat."

Danke an Karla Andrä und Josef Holzhauser für diesen bunten Frühlingsstrauß aus Gedichten und Musikstücken aus der Feder von Bert Brecht.

Ausverkauftes Brecht-Programm.



Text und Fotos: Lina Mann

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