Bregenzer Festspiele: Madame Butterfly wartet auf der Wasserbühne auf uns

Die Seebühne für "Madame Butterfly".

Wir wurden von den Bregenzer Festspielen zu einer Probe der Oper "Madame Butterfly" auf der Seebühne im Bodensee eingeladen.

Proben-Situation.
(Foto: Lina Mann)

Als Kultur-Reporter waren wir nach Bregenz eingeladen. Wir sollten eine Probe der Oper "Madame Butterfly" auf der Seebühne beobachten und darüber berichten. Auf dieser beeindruckenden Bühne, umschwappt von den Wellen des Bodensees, bewegte sich eine Frau. Sie lief hin und her. Schien verschiedene Positionen auszutesten, sich auf der Bühne zu orientieren. Die Bühne ist gestaltet wie ein riesiges Blatt Papier, das sich wellt, einige Berghänge bildet und mit japanischen Schriftzeichen versehen ist. Dann kamen aus einem dreieckigen Loch zwei weitere Gestalten hinzu. Sie liefen zu der Frau nach unten. Alle drei begannen nach und nach zu singen.



Das Regie-Team.


Wir, und unsere journalistischen Kollegen zückten unsere Film- und Fotokameras. Wir blickten über das Geländer und über das Wasser zur Bühne, auf der jetzt mit dramatischen Gesten hin- und hergelaufen wurde. Hinter uns ertönte die Stimme des Regisseurs und seiner Assistentin mit dem Megaphon. Nach einer Weile eilte der Regiesseur auf einer schwimmenden und schaukelnden  Brücke von seiner Kabine in den Zuschauerrängen zur Bühne hinüber und sprach mit den Darstellerinnen und Darstellern. Es ist aufregend und spannend, bei so einer gigantischen Produktion als Beobachter dabei sein zu dürfen. 

Die drei Sängerinnen tragen das Probenkostüm, Annalisa Stroppa auch Knieschoner. Denn sie wird sich auf den rauen Bühnenboden fallen lassen, um die Götter anzuflehen: Pinkerton, dieser windige US-amerikanische Leutnant, möge endlich zu seiner angetrauten Butterfly zurückkehren!

Die Reporter sind bei der Probe dabei.
(Foto: Lima423)


In der prallen Mittagssonne wirkt die Szenerie noch unwirklich und die drei Künstlerinnen verlieren sich im vermeintlichen Nichts des Bühnenbilds. Es ist so völlig anders als abends, wenn die Vorstellung beginnt. Wenn Scheinwerfer und Videoprojektoren den Zauber und die Dramatik der Kulisse hervorrufen. Wenn nicht nur, wie jetzt, ein Klavier die Sänger:innen leitet, sondern die Wiener Symphoniker die Musik tragen.

Massenszene auf der bergigen Papier-Bühne.
(Foto: Bregenzer Festspiele / Karl Forster)

Das große rote "B" ist das Wahrzeichen der Bregenzer Festspiele.
(Foto: Lima423)


Die Seeproduktion der Bregenzer Festspiele ist ein großes Unterfangen, das aus unzähligen Puzzleteilen für zwei Stunden immer wieder neu zusammengesetzt werden muss. Zeitgleich mit Barno Ismatullaeva, Annalisa Stroppa und Taylan Reinhard probt auf der Werkstattbühne eine andere Gesangsbesetzung den 1. Akt von Madame Butterfly. Dann sind dort erstmals die Tänzerinnen und Tänzer an der Reihe, bevor sie am Abend von der Werkstattbühne auf die Seebühne wechseln. Im Festspielhaus stehen derweil Kostüm- und Maskenanproben auf dem Programm.

Dramatische Szene in der Oper.
(Foto: Bregenzer Festspiele / Karl Forster)

Die Bühne im Wasser ist durch eine schwimmende Brücke mit dem Ufer verbunden.
(Foto: Lina Mann)


Techniker der unterschiedlichsten Disziplinen sind für die Seebühne rund um die Uhr am Werk. Rund um die Uhr, das ist keine Phrase. Vor und nach den szenischen Proben werden bestimmte Parameter fixiert – „TE“ für Technische Einstellungen. Von 22 bis 6 Uhr wird an der Beleuchtung der Seebühne gefeilt, um 6 Uhr kommen die Akustiker zum Zug, denn die Soundeinstellungen sollen passen, bis um 10.30 Uhr alles wieder mit den szenischen Proben auf der Seebühne von vorne beginnt. Bis etwa eine Woche vor der Eröffnung der Bregenzer Festspiele Mitte Juli folgen die Tagespläne für Cast und Mitarbeiter in etwa diesem Schema.

Gezeigt wird auf dieser Seebühne Giacomo Puccinis Oper "Madame Butterfly", eine der heute meistgespielten Opern. Wie schon voriges Jahr. Für die ergreifende Geschichte der Cio-Cio-San erfand Bühnenbildner Michael Levine mit dem feingezeichneten, japanisch wirkenden Papier eine magische Plattform im Bodensee.

Das Schiff an der Bühne.
(Foto: Bregenzer Festspiele / Karl Forster)
 
Zuschauer bei der Probe.
(Foto: Lina Mann)


Unterstützt wird die Aufführung am Abend von atmosphärischen Videoprojektionen und Antony McDonalds farbenprächtigen Kostümen. Inszeniert von Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich. Es ist eine packende Oper in der einzigartigen Kulisse am Bregenzer Seeufer.

Die musikalische Leitung übernimmt in bewährter Manier der Dirigent Enrique Mazzola.

Außer der Oper "Madame Butterfly" sind noch weitere Theater-Aufführungen in Bregenz zu sehen. 

Wir haben beschlossen, dass wir uns dieses Spektakel auf dem Wasser nicht entgehen lassen. Ist ja nicht soweit von Augsburg aus.

Wer Lust und Zeit hat, kann sich eine kostenlose Präsentation der einmaligen Bühne am 1. & 8. Juli 2023 um 14:00 Uhr anschauen. Geboten sind dann unterhaltsame Einblicke in die technischen Raffinessen der Seebühne. Musikalische Kostproben bietet dabei die 20-minütige Bühnenpräsentation.

P.S.: Im Vorfeld haben wir bei einem Foto-Wettbewerb der Bregenzer Festspiele mitgemacht: Ein aus Papier gefaltetes US-Boot sollte möglichst originell fotografiert werden. Gewonnen haben wir nichts, doch die Einladung zur Probe war ein schöner Trostpreis. Das Foto mit dem Schiff an der Bühne verweist darauf.

Fotos: Lina Mann

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MADAME BUTTERFLY
GIACOMO PUCCINI

Oper in drei Akten (1904)
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von John Luther Long (1898) und dem darauf basierenden Schauspiel Madame Butterfly. A Tragedy of Japan von David Belasco (1900) In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

PREMIERE
20. Juli 2023 - 21.15 Uhr, Seebühne
Dauer: 2 Stunden (ohne Pause)

Hier mehr Information, alle Termine und Buchung der Tickets.

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