Marx und Engels beim Wohltätigkeitsevent der US CAR Freunde Augsburg?



Karl Marx und Friedrich Engels alias Franz Gebhardt und Peter Nardo.



Tue Gutes und habe Spaß dabei


Stilgerecht im Cadillac Sedan Deville sind Karl Marx (im richtigen Leben: Franz Gebhardt, Historienschauspieler) und Friedrich Engels (Peter Nardo, Architekt und Städteplaner) zum größten US Car Treffen in Süddeutschland am XXXL Lutz Parkplatz in Augsburg-Haunstetten am 11. Juni 2023 angereist. Auf das erste Wort unsinnig, denn niemals würden sich die Granden des Weltkommunismus -auch nicht symbolisch - mit den Requisiten der Kapitalisten gemein machen. Es sei denn, es wäre ein Ereignis, das dem Gemeinwohl dient. Genau das soll das jährliche US Car Treffen sein. Eine Zusammenkunft derer, für die Autos nicht Weltuntergangsrepräsentanten, sondern Freiheitsversprechen sind. Deshalb hat Harm Ritter, 1. Vorstand des gemeinnützigen ACFA e.V. eine Charity Aktion ins Leben gerufen.


Reparieren mit und für bedürftige Kinder, Ertrag € 25000.-


Zusammen mit den Betreuern der begünstigten Kinderheime schraubten, dengelten und bauten Kinder, Vereinsmitglieder und Sponsoren ein vergammeltes Mustang Cabrio in weniger als vier Monaten wieder auf. Das Auto wurde am Eventtag verlost und von einem jungen US Car Liebhaber aus Lagerlechfeld gewonnen. Die Loseinnahmen mit € 25 000 gehen ungeschmälert, so Harm Ritter, an die Kinderheime in Ustersbach und Reitenbuch. Auf die Frage, warum sich ein Augsburger Verein nicht ein Augsburger Kinderheim als Begünstigten suchte, antwortete der ACFA Vorstand: „Hat sich so ergeben.“

Harm Ritter und der erste Lotteriepreis ein 2004 Mustang Cabrio.

 


Wertschätzung der Amerikaner gestiegen


Lässt diese knappe Auskunft vermuten, daß US Cars ob ihres Stigmas als Gas Guzzler (Benzinsau) und Affinität zur US-amerikanischen Gesellschaft bei den für die Kulturpolitik zuständigen Vertretern nicht so gelitten sind und man deshalb auch nicht „Gutes“ in Augsburg tun will? Ritter widerspricht, insbesondere die CSU Fraktion und die Oberbürgermeisterin seien Ihnen wohlgesonnen, sonst hätte der Verein längst sein Zuhause im Gebäude 116 der Sheridan Kaserne verloren. Aber sehr stark seien die gesellschaftlichen Kräfte in Augsburg, die die US Car Freunde als Statthalter einer vergangenen und ungeliebten Zeit betrachten. Zwar ist aufgrund des Ukraine-Krieges die Wertschätzung der Amerikaner in Augsburg gestiegen, allerdings nicht durchgängig. Ritter bedankte sich auch für das unterstützende Verständnis von einzelnen Stadträten wie Leo Dietz und Matthias Fink oder MdL Johannes Hintersberger, die sich schon mal für den ACFA in den sozialen Medien „anpissen“ lassen.


Bluesbrothers Mobil aus dem gleichnamigen Film.




Skulpturen und Figuren


Geht man durch die Reihen der Cadillac, Lincoln, Chrysler oder Pontiac, so erkennt man neben der Begeisterung zur antiquierten Mobilität: Alles geht gemächlich, kein hektisches Piepen, stroboskopartiges Blinken oder nervöses Surren, sondern verhaltenes Grollen und Brabbeln der V8 Motoren. Die Sedans bewegen sich mit souveräner Ruhe eines unantastbaren Fossils.

Nun ist in den USA alles größer, Wälder, Seen, Häuser und außerdem Blinddarmnarben, darum auch Autos. Sie haben mit Ihren riesigen Dimensionen jenseits der 5,50 m Länge und der chrombehangenen Karosserien eine eigene Faszination. Vor allem die Epochenreinen Coupes der Artdecor- und Streamlining-Zeit lassen staunen.

Auch die Eigentümer sind nicht nur im Auftreten einzig. Kotlettbärtig die Männer, Petticoat stylish die Frauen und immer witzig. Auf die unvermeidliche Frage: „Was schluckt den der?“ - „Keine Ahnung, ich fahr viel rückwärts!“ oder „was geht denn in den Tank nei?" - „Wois net, ich mach’ beim Tanken den Motor aus, sonst wird er nicht voll!“ Andere US Car Fahrer schreiben auf Ihren Pickups Namen wie „Fred“ der eigentlich ein Ford ist, in der Schriftanmutung unzweifelhaft als solcher zu identifizieren.

Streamliner, Pontiac von 1950.




Lebensfreude und Gemeinsinn


Nicht nur die rund 1200 Limousinen, Coupes und Pickups erzeugen eine Stimmung, die viele Medien und grüngedrehte woke Politiker nicht mehr tolerieren oder gar akzeptieren wollen. Zu viel Co²- und Ressourcenverschwendung, dabei wird vergessen, daß diese Fahrzeuge meist nur wenige Kilometer im Jahr bewegt werden. Keiner der 5000 Gäste geht einher mit Selbstgeißelung gegen den ökologischen Weltuntergang, die Besucher/innen haben ganz einfach Freude am Tag. Freude an den Autos die wie Skulpturen einer längst vergangenen Designepoche unter den Bäumen stehen, der Band, die Country Musik spielt, an den Square Dancern und den Burgern für Augsburgs Bürger.

Insbesondere gut kommt die Charity Aktion an, deren zweiter Preis eine Reise in die USA war. Ein Blick in eine andere Kultur, vielleicht auch für die, welche meinen, die Deutungshoheit zu haben, was politisch korrekt ist und was nicht.

In jedem Fall ist dieses jährlich wiederkehrende Event ein Alleinstellungsmerkmal Augsburgs in Sachen ehrenamtlicher Kulturarbeit und dessen Verankerung in unserer Gesellschaft. Könnte seitens der politischen Multiplikatoren noch besser genutzt werden!

Ein Fred namens Ford (oder umgekehrt?)




Bericht und Fotos: Edgar Mathe


Nachsatz: Die American Car Friends betreuen zusammen mit dem Verein Amerika in Augsburg die Dokumentation der Geschichte der Amerikaner in Augsburg im sog. Neuen Amerika Haus. Kontakte über die Buchhandlung am Obstmarkt 0821/518804 oder Harm Ritter 0176 23329026

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