AEV: Drei Finnen machen Lust auf mehr!

Vor dem ersten Heimspiel feierten die Fans den 145. Geburtstag des AEV mit einer Choreographie.

Der „neue AEV“: Drei Spiele, null Punkte
Trotzdem macht das Zusehen Spaß


Vier schwächere Drittel – in Wolfsburg das erste, gegen Frankfurt das zweite, gegen Berlin die letzten beiden – sorgen trotz tollem Kampf, guten Special Teams und Raffinesse vor allem von den drei Finnen Hakulinen, Karjalainen und Rantakari für drei knappe Niederlagen zum Saisonstart. Nach drei Favoritensiegen kommt jetzt mit Nürnberg ein Gegner auf Augenhöhe, gegen den gepunktet werden sollte.

Kopfzerbrechen bereiten Trainer Christof Kreutzer und den zahlreichen Fans die Aussetzer in der Verteidigung und die vielen vergebenen Großchancen – wenn die erste Reihe (Hakulinen, Esposito, Karjalainen, im Powerplay zusätzlich Andersen) nicht trifft, wirken sich die fehlenden Tore der weiteren Stürmer nicht gut aus.

Phil Esposito.


Auch das Torhüter-Gespann aus dem Fast-Abstiegsjahr wird von vielen kritisch gesehen: Markus Keller wurde noch nicht eingesetzt, und Dennis Endras hatte zwar noch keinen groben Patzer, konnte sein Team aber nicht vor Rückständen bewahren: In Wolfsburg lagen die Panther schnell mit 0:3 zurück, gegen Frankfurt fielen die drei Gegentore im Mitteldrittel, und Berlin zog gegen einen optisch überlegenen AEV nach zehn Minuten mit 2:0 davon.

Langer Anlauf, starkes Fin(n)ish:
Keine Punkte in Wolfsburg


In Wolfsburg sah es fast 20 Minuten lang so aus, als wäre der AEV noch nicht richtig akklimatisiert: Man liegt bald 0:3 zurück und kommt erst gegen Ende des Abschnitts im Spiel und der Liga an: Während einer Unterzahlsituation zeigt der „neue AEV“ – 18 Neuzugänge, mit Christof Kreutzer ein neuer Coach – endlich sein wahres Gesicht, als ein Break in Unterzahl fast zum Anschlusstreffer führt.

Im Mitteldrittel dominiert überraschend Augsburg, aber mehr als ein finnisches Überzahl-Tor – Pässe von u.a. Rantakari und Hakulinen, Vollstrecker war Karjalainen – springt bei einer Vielzahl von Großchancen nicht heraus.

Jere Karjalainen.


Das rächt sich im Schlussabschnitt: Alexander Oblinger sitzt eine Strafe ab für einen Check, wie er ihn selbst in jedem Spiel mehrmals einstecken muss, und O’Connor stellt mittels Schlagschuss den alten Abstand wieder her. Dieses 4:1 ist letztlich spielentscheidend, denn das nie aufgebende Kreutzer-Team drängt zwar bis zur Sirene auf den Ausgleich, mehr als zwei Tore durch Niklas Andersen und Otso Rantakari schafft es jedoch nicht.

Verteidiger Otso Rantakari trainierte nur einmal mit demTeam und traf schon 
beim ersten Spiel.


Immerhin beweist der letzte Treffer, dass das neue AEV-Team auch in der Crunchtime mit sechs gegen fünf Spielern scoren kann: Es fiel 12 Sekunden vor Schluss. In der vergangenen Saison sah das durchgehend anders aus.

Starker AEV-Start ohne Tore:
Frankfurt entscheidet Spiel im Mitteldrittel


Ins Heimspiel gegen Frankfurt startete der AEV ganz anders: Von Beginn an wurde Druck ausgeübt aufs Frankfurter Tor, das Torhüter Cannata und seine Vorderleute trotzdem fast 38 Minuten lang sauber halten konnten. Auch während einer 77 Sekunden langen doppelten Überzahl warfen die Panther erfolglos Schuss auf Schuss Richtung Tor.

Der vergebene Chancenwucher (am Ende des Spiels stand es nach Torschüssen 37:26) rächte sich im Mitteldrittel: Erst überraschte Alanov mit einem No-look-Pass von hinterm Tor auf Camarossa, der allein vor Dennis Endras aus kurzer Distanz traf (25. Min.), dann verwandelte Burns einen von der Bande zurückgeprallten Puck zum 2:0 (27. Min.) und zu schlechter Letzt stellte Brace im Powerplay auf 3:0 (30. Min.)

Im letzten Drittel gegen Frankfurt wurde es ruppig.


Die Treffer zeigten Wirkung, jetzt ging nach vorne kaum mehr etwas zusammen, bis in der 38. Minute Anrei Hakulinen aus dem Mitteldrittel bis vors Tor fuhr und oben ins kurze Eck einnetzte.

Im letzten Drittel mussten die Schiedsrichter mehr und mehr ins Geschehen eingreifen, denn der neue AEV lässt sich nicht mehr ungestraft umherschubsen wie das Team 2022/23: Erst sahen sie beim Videobeweis einen Check gegen den Kopf von Chad Nehring und schickten Niklas Andersen zum Duschen und damit den AEV in eine fünfminütige Unterzahl. Die Panther überstanden diese lange Strafe nicht nur ohne weiteren Gegentreffer, sondern kamen nach einem von mehreren Entlastungs-Breaks zum Anschluss. Zach Mitchell lief Richtung Cannata, passte quer auf Luke Esposito und es stand nur noch 2:3. Einige Fouls und Auseinandersetzungen später ersetzte Trainer Kreutzer zwei Minuten vor Spielende Dennis Endras durch einen sechsten Stürmer, aber Cannata verhinderte den Ausgleich, auch kurz vor Schluss das zweite Esposito-Tor. Nach einer Rangelei zum Spielende wurden die AEV-Spieler trotz Niederlage von ihren Fans gefeiert.

Überlegene Eisbären profitieren von Panther-Fehlern

Schön gespielt, nicht getroffen: Anrei Hakulinen und Jere Karjalainen nach einer vergebenen Großchance gegen Berlin.


Auch gegen das Top-Team aus der Hauptstadt startete der AEV furios und hätte nach zehn Minuten mit 3:0 vorn liegen können. Aber die ebenfalls runderneuerten Berliner hatten Glück, mit Hildebrand einen sicheren Torhüter und bestraften jeden Fehler der Panther: Puckverlust an der Blauen Linie, der direkt abgegebene Weitschuss von Ronning wird von Byron leicht abgefälscht und findet den Weg zwischen Dennis Endras‘ Schoner – 1:0 nach dem ersten Schuss in Minute 5. Augsburg drängte auf den umgehenden Ausgleich, der auch während des ersten Powerplays des Spiels nicht gelingen will.

In der zehnten Minute profitiert Tobias Eder von einem Wissmann-Querpass, fährt vors Tor und schlenzt den Puck aufs Tor, von Endras‘ Schulter prallt er in den spitzen Winkel.

Jetzt zeigen die Berliner ihre Klasse und Endras muss sein Team vor einem erneuten 3-Tore-Rückstand bewahren. Mit Erfolg, und ein tolles Bully im Angriffdrittel sorgt für den Anschlusstreffer: Zach Mitchell gewinnt wie so oft das Anspiel, Southorn leitet schnell zu Matt Puempel weiter und der knallt die Scheibe zum 1:2 ins Tor. Doch schon in den Jubel über den Anschlusstreffer kommt die kalte Dusche: 48 Sekunden später rutscht der Puck durch die AEV-Defensive und Lean Bergmann kann aus kurzer Distanz den alten Abstand wieder herstellen.

Nach dem 4:1 durch Ronning ist der AEV zwar weiter bemüht, aber das Spiel verwalten die überlegenen Berliner torlos bis zur Schlussirene.

Silbermedaillengewinner Sami Soramies bedrängt vor dem Eisbären-Tor.
 

Was sollte sich ändern?
Was läuft gut?


Christof Kreutzer analysierte nach dem Eisbären-Spiel: „Wir müssen einmal unsere Chancen verwerten und in Führung gehen, die Jungs brauchen das Erfolgserlebnis. Wir müssen weiter positiv denken, aber auch ein paar Dinge abstellen: Wir haben heute auch wieder zwei Tore nach leichtsinnigen Fehlern bekommen, da müssen wir einfach konsequent sein.“

Er sprach hier Oblingers Puckverlust in der Vorwärtbewegung an, der zum 0:1 führte und Schüle, der vor dem 1:3 den Puck statt zu klären zu Bergmann durchrutschen ließ.

Kreutzer meinte trotzdem, dass nicht alles schlecht sei bei Niederlagen, und meinte damit wohl Matt Puempels erstes Tor und das zwar nicht erfolg-, aber chancenreiche Powerplay seiner Mannschaft sowie das Penaltykilling: Auch die Eisbären trafen nicht bei einem Mann mehr auf dem Eis.

Es bleibt zu hoffen, dass die Rückkehr der verletzten Verteidiger Sezemsky und vor allem Sacher der Verteidigung mehr Halt geben und durch Puempels ersten Saisontreffer der Knoten der zweiten Reihe geplatzt ist.

Die kommenden Spiele:

Die nächsten Gegner sind vom Papier her eher auf AEV-Augenhöhe: Nürnberg kommt am Sonntagabend, 24. September, um 19:00 Uhr ins Curt-Frenzel-Stadion, am Freitag, 29. September, spielt Kreutzers Team in dessen Heimatstadt Düsseldorf (19:30 Uhr), und am kommenden Sonntag, 1. Oktober, gastieren die Straubing Tigers in Augsburg (19:00 Uhr).

Die Fans stehen auch nach den Niederlagen hinter ihrer Mannschaft.

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