Im Westen was Neues - Was ist Sherlo?

 

Sheridan Park, 22 Wohnungen des Sherlo Wohnprojekts.
Bild: Doku-Shot von Sherlo-Homepage.


Innovatives Wohnbauprojekt soll im Sheridan Park entstehen

Auf einer der letzten freien Flächen der ehemaligen Sheridan Kaserne in Pfersee will die Sherlo Baugemeinschaft, ein Verein mit derzeit ca. 15 Mitgliedern drei Häuser mit 22 Wohnungen und Gemeinbedarfsräumen errichten. Ziel ist neben erschwinglichen Wohnraum zu schaffen „die Grundstücke der Spekulation“ zu entziehen, so die Pressemitteilung des Sherlo Vereins vom 6.10.2023.

(Da werden sich die bisherigen Träger des gemeinwohlorientierten Wohnungsbau wie die kommunale Wohnbaugruppe WBG oder die Baugenossenschaft Pfersee freuen als potentielle Spekulanten bezeichnet zu werden).

Vermietung und Bewirtschaftung soll nach „soziokratischen Konsent-Prinzipien“ erfolgen., d.h. es wird solange diskutiert oder gestritten bis jeder einzelne einverstanden ist.

Kompliziertes Konstrukt

Nach Meinung der Projektbeteiligten hilft gegen Spekulanten nur unveräußerliches Eigentum. Darum werden die Vereinsmitglieder Teileigentümer einer Bau- und oder Betreiber Kapitalgesellschaft(!). Weiterer Miteigentümer soll/ist die Miethäuser Syndikat GmbH. Das ist eine Deutschland weit tätige Non profit Beratungsgesellschaft für Wohnbauwillige die fachlich wenig fähig sind. Grundstückseigentümer ist die Stiftung Trias die das von der Stadt Augsburg erworbene Gelände zu einem angemssenen Zins der Sherlo zur Bebauung überlässt. Dieser Erbbaurechtsvertrag war auch Anlass für die letzte Pressemitteilung.

Wenig Geld, viel Hoffnung

Die Herstellungskosten der 22 Wohnungen werden durch Eigenkapital und Bankdarlehen finanziert. Weil kein eigenkapitalschwacher, potentieller Wohnungsnutzer ausgeschlossen werden soll versucht die Baugesellschaft der Sherlo über „Schwarmfinanzierung“ zu Geld zu kommen. Derzeit geht kann sie den gesamten Kapitalbedarf noch nicht belastbar beziffern.. Für den Erwerb des Grundstücks benötigt die nach geordnete Trias Stiftung allein € 800 000.- Jedermann/frau kann sich mit einem sog. Nachrangdarlehen am Projekt beteiligen. Problematisch dabei ist das Verlustrisiko im Falle einer Insolvenz der Gesellschaft weil zuerst die Banken bei einer Liquidation und eventuelle rückständige Erbbaurechtszinsen bedient werden und wenn noch etwas übrig bleibt kommen die nachrangigen Geldgeber. Ob eine Nonprofit Nachfolgeorganisation dann Erbbaurecht und Häuser erwerben kann ist unklar. Dadurch wären die Wohnungen doch wieder im Spekulationstopf. Wer das Risiko scheut kann gleich spenden und erhält eine mittelbare Einkommensteuererstattung.

Nutzungsentgelt oder Miete noch nicht festlegbar

Die Wohnungen der Sherlo Homes --Sherlo(ck) Ho(l)mes-- (das ist die gewählte Assoziation des Vereins als Hinweis auf die Findigkeit im Probleme lösen) im Sheridan Park sollen keine Mieten/Nutzungsentgelte erfordern die an die Marktmiete heranreichen. Deshalb müssen die Finanzierungskosten, Rücklagen für Instandhaltung, Verwaltung oder Wertverzehr unter den Aufwendungen liegen die branchenüblich sind. Das wird schwierig, denn Kapitalgeber wollen Zins und Tilgung, und Reparaturen können oft aus Knowhow- oder Sicherheitsgründen nicht selbst erbracht werden. Eine Miete ist darum auch noch nicht verlässlich zu kalkulieren.

Idealisten oder Phantasten ?

Auch andere Risiken gibt es viele, denkt man/frau nur an die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Nutzer. Sie erfordern eine austarierte Übereinkunft und Balance im täglichen Zusammenleben. Wie fängt man die Wohnungsleerstandskosten auf, wie sie bei einem Auszug und aufgrund eines fehlenden „passenden“ Neubewohners entstehen oder wer trägt in welchem Umfang die Betriebskosten für die Gemeinbedarfsräume wenn er sie nicht nutzt ?

Trotz allem: das Projekt soll gelingen, Augsburg kann solche Neuinterpretationen des Zusammenlebens gebrauchen.

Bild: Doku-Shot von Sherlo-Homepage.

 
Text: Michael Ehrmanntraut


Quellen: Website der Sherlo Baugemeinschaft


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