Tierisches im tim: Einfach bastastisch!


 Else Stadler-Jacobs und ihre Tiere aus Bast.

Ein spektakulärer Dachbodenfund. Rund 600 faszinierende Tiere aus Bast. Mit vielen anderen Exemplaren einst hergestellt und in die Welt gebracht von der beeindruckenden Künstlerin und Unternehmerin Else Stadler-Jacobs. In der Dauerausstellung des Augsburger tim freuen sich die großen und kleinen Tiere auf viele neugierige Besucherinnen und Besucher.

Im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) haben sich Tiere ausge breitet. Jede Menge Tiere, nach Expertenmeinung ca. 600 Exemplare. Große und kleine. Käfer, Krokodile, Tiger, Pinguine und viele Arten mehr. Doch was sonst angesichts einer solchen animalischen Invasion im Museum zu Sorge bei den Verantwortlichen führen würde, ist in diesem Fall höchst willkommen. Denn die Tiere sind ungefährlich für die Sammlung, bestehen sie doch alle samt aus dem textilen Material Bast - hergestellt vor vielen Jahrzehnten in der „Bastowerkstatt“ von Else Stadler-Jacobs im Pähler Ortsteil Aidenried am Ammersee. Von dort aus gingen die liebevoll entworfenen Geschöpfe der erfolgreichen Unternehmerin einst in die ganze Welt.

Die Kuratoren der Ausstellung Tier im tim: Daniel Karrasch und Christooph Sauter.
Nicht im Bild: Barbara Kolb vom tim.

Doch beinahe wären Jacobs faszinierende Ideen und Arbeiten in Vergessenheit geraten, hätte es da nicht diesen spektakulären Dachbodenfund in einer Münchner Villa gegeben. Denn der förderte einen wahren Schatz zu Tage, der ab dem 17. November 2023 in der Ausstellung „Tiere im tim“ erstmals öffentlich in Augsburg zu bestaunen ist. 

Bären aus Bast.

Ein halbes Jahrhundert lang lagerten unentdeckt auf einem Speicher eines Hauses im Münchner Stadtteil Pasing unzählige Kartons mit über 600 kunsthandwerklich hochwertigen Tieren aus Bast. Es handelte sich dabei um den Nachlass von Else Stadler-Jacobs, die ab 1927 unzählige dieser Tiere als Dekorationsobjekte herstellte und bis in die 1970er Jahre unter dem Namen „Bastowerkstatt“ weltweit verkaufte. tim-Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr: „Das umfassende Werk von Else Stadler-Ja cobs ist in seiner Fülle und Originalität einmalig.“

Kurator Christoph Sauer vor einer Vitrine mit Bast-Tieren.

Im Laufe der Jahre gestaltete sie über 100 heimische und exotische Tierarten aus farbigem Bast in unterschiedlichsten Größen – vom zwei Zentimeter kleinen Küken bis zur zwei Meter hohen Urwald-Szenerie. Dr. Karl Borromäus Murr: “Mit Humor, Schöpfergeist und viel Liebe zum Detail erschuf sie ihre ganz persönliche Tierwelt, die nun mit Objekten der Dauerausstellung des tim in einen augenzwinkernden Dialog tritt. Angesichts des verarbeiteten textilen Materials Bast passt die Ausstellung wunderbar ins tim!“

Strauße aus Bast vor einem Fernseher der 1950er.

Die 1899 geborene Else Stadler-Jacobs stammte aus einer Pasinger Künstlerfamilie und studierte an der Kunstgewerbeschule in München. Für die angehende Künstlerin spielten Tiere als künstlerisches Motiv von Beginn an eine zentrale Rolle. Ihre Tierdarstellungen zierten Stoffe und Kissen bezüge und sie entwarf textiles Spielzeug, das sie als freie Kunstgewerblerin auf Messen verkaufte. Der große Erfolg stellt sich ein, als sie erstmal 1927 mit Bast als Werkstoff Tiere zur Dekorationszwecken gestaltet. Bereits 1930 war ihr Auftragsbuch mit Bestellungen aus Europa und den USA so gut gefüllt, dass sie sich ausschließlich auf ihre „Bastowerkstatt“ konzentrierte.
 
Enten, passend auf einer Badetasche.

Um Basttiere in größerer Anzahl manuell herstellen zu können, beschäftigte Else Stadler-Jacobs
von Beginn an Heimarbeiterinnen. Besonders in der Nachkriegszeit stellte dieses anspruchsvolle
Kunsthandwerk für viele Frauen eine willkommene Erwerbsmöglichkeit dar. Mitte der 1950er
Jahre arbeiteten unter ihrer Anleitung mehr als 50 Frauen für die „Bastowerkstatt“.

Die Kuratoren vor dem Basto-Firmenschild.


Originelle Ausstellungs-Gestaltung: Tierspuren führen zu Vitrinen mit Kleidunt und den dazu passenden
Bast-Tiere. Also: Enten zur Badekleidung, Pinguine zum Frack und Schnecke zum Reisekoffer.

Am Ende des Vitrinen-Flurs ein großer Leuchtkasten mit einem ganzen Bast-Tiere-Zoo.
 
Bast-Elefant auf Rollen.

Als Else Stadler-Jacobs mit 73 Jahren die Produktion altersbedingt einstellte, fand sich keine geeignete Nachfolge für ihr Lebenswerk. Anfang der 1970er Jahre löste sie daher die Bastowerk statt auf. Der wieder entdeckte Nachlass der 1997 verstorbenen Künstlerin ist nun erstmals in der Dauerausstellung des tim als Intervention zu erleben.
 
Hühner aus Bast mir ihren Küken.

Bastrohlinge der Tiere.
tim-Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr: „Das umfassende Werk von Else Stadler-Ja cobs
ist in seiner Fülle und Originalität einmalig.


Fotos: Lina Mann / lima423

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TIERE IM TIM – Kunsthandwerk aus Bast von Else Stadler-Jacobs

Ausstellungsdauer: 17. November 2023 bis 28. Juli 2024

Der Eintritt zu „Tiere im tim“ ist im Ticketpreis der Dauerausstellung enthalten.
Regulär: 5,- Euro / Ermäßigt: 4,- Euro / sonntags: 1,- Euro

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben immer freien Eintritt!

Ein Mit-Mach-Heft zur Ausstellung ist kostenlos an der Museumskasse erhältlich. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr; montags geschlossen.
lima423

Hier mehr Informationen zum Augsburger Textil- und Industriemuseum tim und seine Ausstellungen.

Interview mit den Kuratoren Christoph Sauter und
Daniel Karrasch der tim Sonder-Ausstellung "Tiere im tim"


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